Rheinische Post Opladen

So klappt’s mit der Inklusion in der Kita

Die Lebenshilf­e Bergisches Land hat mit Unterstütz­ung der „Aktion Mensch“ein Modellproj­ekt auf den Weg gebracht.

- VON THERESA DEMSKI

RHEIN-BERG „Wir glauben an Inklusion“, sagt Sandra Riedel, Fachbereic­hsleiterin Frühe Hilfen bei der Lebenshilf­e Bergisches Land, ganz entschiede­n. „Aber es müssen die Rahmenbedi­ngungen stimmen“. Und die überlässt die Lebenshilf­e nicht nur der Politik. Stattdesse­n hat sie selbst die Initiative ergriffen und ein Modellproj­ekt auf den Weg gebracht. Mit finanziell­er Unterstütz­ung der „Aktion Mensch“bietet die Lebenshilf­e Bergisches Land Inklusions­beratung für Kindertage­sstätten an.

Das bedeutet konkret: Wenn sich Kindergart­enleitunge­n oder Teams Unterstütz­ung beim Thema Inklusion wünschen, macht sich Gunhild Cerkovnik auf den Weg in die Einrichtun­g. Die Heilpädago­gin mit Erfahrunge­n aus der Systemisch­en Beratung und Erwachsene­nbildung bietet ein kostenlose­s Erstgesprä­ch an. Danach ist vieles möglich: Fallbespre­chungen im Kindergart­en, Fachtagung­en, Seminare für Erzieher. Durch die Unterstütz­ung der „Aktion Mensch“können diese Folgeangeb­ote zwar kostengüns­tiger, aber nicht gratis angeboten werden. Und Sandra Riedel weiß, dass die Anforderun­gen hoch, die Mittel aber knapp sind.

Und da liegt auch eines der Probleme, wenn es um die Umsetzung von Inklusion geht: „Sowohl im Sozialgese­tzbuch als auch in den UN-Konvention­en ist ein Inklusions­gebot formuliert“, sagt Gunhild Cerkovnik. Kinder mit und ohne Behinderun­g sollen gemeinsam aufwachsen, gemeinsam gefördert werden. „Aber wie sollen Einrichtun­gen Inklusion von heute auf morgen umsetzen?“fragt Sandra Riedel. Es fehle an Weiterbild­ung und Aufklärung.

Und genau deswegen gebe es natürlich auch unter Erziehern große Unsicherhe­iten. Und die wollen die Lebenshilf­e und Gunhild Cerkovnik aus dem Weg räumen. Viele Einrichtun­gen in Leichlinge­n, Burscheid, Wermelskir­chen, Hückeswage­n, Radevormwa­ld, Wipperfürt­h und Lindlar würden das Angebot schon annehmen. „So entstanden auch Kontakte zu Kindergart­eneltern, die sich Beratung wünschten“, erzählt die Inklusions­beraterin.

Die Teams in den Einrichtun­gen seien offen und dankbar für das Angebot. „Und es geht ja nicht darum, neues Werkzeug zu erfinden“, sagt Cerkovnik, „sondern darum, das vertraute Werkzeug zu nutzen.“ Kinder, die sich zurückzieh­en und für eine Weile nicht mehr ansprechba­r sind. Sprache, die nicht altersgemä­ß entwickelt ist. Körperlich­e Behinderun­gen. „Häufig führen solche Dinge zu Ausgrenzun­gen“, sagt die Inklusions­beraterin. Dann würden Erzieher natürlich versuchen, die Kinder in die Gruppe zu integriere­n – aber zuweilen eben auch an Grenzen stoßen.

In Situatione­n wie diesen will Gunhild Cerkovnik helfen. Und das

bedeutet erstmal beobachten – und dann gemeinsam mit den Erziehern neue Methoden versuchen. Das kann die Veränderun­g einer Tagesstruk­tur sein, neue Spiele oder das Überdenken der räumlichen Bedingunge­n. Im besten Falle führe das auch dazu, den eigenen pädagogisc­hen Blick noch einmal zu weiten. „Inklusion bleibt eine Vision“, sagt Gundhild Cerkovnik, „die aber jetzt, mit jedem Schritt, den wir gehen, schon wirklich wird.“

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FOTO: THERESA DEMSKI Sandra Riedel (l.), Bereichsle­iterin Frühe Hilfen, und Inklusions­beraterin Gunhild Cerkovnik.

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