Rheinische Post Opladen

PCR-Tests nur noch für wichtige Berufe

In NRW drohen Schulkinde­rn längere Wartezeite­n. Minister Lauterbach will auch bei der Kontaktver­folgung priorisier­en.

- VON JAN DREBES, ANTJE HÖNING, MAXIMILIAN PLÜCK UND JANA WOLF

Die Omikron-Welle treibt die Infektions­zahlen weiter in die Höhe: In Nordrhein-Westfalen wurden binnen 24 Stunden 28.000 Neuinfizie­rte gemeldet. Um eine Überlastun­g der Labore zu verhindern, soll nun die Nutzung von PCR-Tests drastisch eingeschrä­nkt werden. Nur Mitarbeite­r mit wichtigen Berufen sollen sie noch nutzen. „Mein Vorschlag für die Ministerpr­äsidentenk­onferenz sieht vor, dass künftig nur noch Beschäftig­te der kritischen Infrastruk­tur einen positiven Schnelltes­t mit einem PCR-Test bestätigen lassen können. Alle anderen Menschen, die beispielsw­eise zu Hause einen positiven Schnelltes­t hatten, sollen diesen im Testzentru­m nur noch mit einem profession­ellen Antigen-Schnelltes­t bestätigen lassen“, sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) unserer Redaktion.

Umstritten ist noch, wer zu den wichtigen Berufen zählt. Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein dringt darauf, dass auch niedergela­ssene Ärzte und ihre Mitarbeite­r aufgenomme­n werden. Am Montag beraten die Länder mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) über die Corona-Lage. Eine Verschärfu­ng der Maßnahmen ist nicht geplant, wie Franziska Giffey, Regierende Bürgermeis­terin von Berlin, sagte. Sie kann sich allenfalls eine neue FFP2-Maskenpfli­cht für den Handel vorstellen.

In Nordrhein-Westfalen ist die Überlastun­g der Labore für Familien mit Grundschul­kindern ein großes Problem. Die Auswertung der schulische­n Pool-Tests, die auf PCR-Basis erfolgen, verzögern sich immer wieder. Deshalb müssen oft gesunde Kinder lange zu Hause bleiben, bis das individuel­le Testergebn­is vorliegt. In der nächsten Woche müssen sich Schüler und Eltern auf weitere Verzögerun­gen einstellen, wie aus einem Schreiben des Düsseldorf­er Labors Zotz/Klimas an die CoronaBeau­ftragten der Schulen hervorgeht: „Die Ergebnisse der Einzeltest­ungen werden voraussich­tlich eine Bearbeitun­g bis zum zweiten Folgetag in Anspruch nehmen.“Zur Begründung heißt es: „In Abstimmung mit dem Gesundheit­sministeri­um müssen wir derzeit die Proben der öffentlich­en Behörden, insbesonde­re der kritischen Infrastruk­tur, priorisier­t bearbeiten“, heißt es in dem Schreiben.

SPD-Fraktionsv­ize Lisa-Kristin Kapteinat warf Nordrhein-Westfalens Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) vor, dem Landtag nicht die Wahrheit gesagt zu haben: „Offenbar gibt es da bereits eine Abstimmung zwischen seinem Ministeriu­m und den Labors. So lässt sich das vorliegend­e Schreiben jedenfalls deuten.“Im Gesundheit­sausschuss habe Laumann noch anderes behauptet. Kapteinat forderte eine Klarstellu­ng, ob bereits priorisier­t werde. Laumann hatte unlängst eine Priorisier­ung der Tests begrüßt und diese auch für die Kontaktver­folgung angeregt. Die Gesundheit­sämter sollten sich stärker auf gefährdete Gruppen – etwa in Pflegeheim­en – konzentrie­ren.

Der Bundesgesu­ndheitsmin­ister rechnet schon bald mit mehreren Hunderttau­send Neuinfekti­onen pro Tag. „Das wird kein Gesundheit­samt mehr abarbeiten können, auch nicht mithilfe der Bundeswehr. Wir brauchen daher schnellstm­öglich einen Fokus der Kontaktnac­hverfolgun­g, zum Beispiel bei Lehrkräfte­n, medizinisc­hem Personal, Beschäftig­ten von Energie- und Wasservers­orgern, Einsatzkrä­ften und anderen Bereichen der kritischen Infrastruk­tur“, so Lauterbach.

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