Rheinische Post Opladen

Die spinnen, die Kölner

- VON HORST THOREN

Jetzt rächt sich, dass die Landesregi­erung auf klare Ansagen verzichtet hat: In Köln wird – allen Empfehlung­en zum Trotz – am Wochenende Karneval gefeiert. Gleich zweimal kommen einige Hundert Jecken zusammen, um mit dem Dreigestir­n und vollem Programm lustig zu sein. Eine Mordsgaudi auch für das Virus. Da droht ein Szenario wie auf der „Titanic“, wo die Bordkapell­e noch beim Untergang spielte. Für Köln gilt offenbar: feiern, bis der Arzt kommt. Zwar wird auf strenge Corona-Regeln verwiesen, doch gegen die hochanstec­kende OmikronVar­iante helfen keine Büttenrede­n.

Offensicht­lich stehen kommerziel­le Interessen im Vordergrun­d: Denn für die beiden Karnevals-Tests haben sich ein großer Ausstatter, ein Hotel und eine Künstlerag­entur zusammenge­tan. Gemeinsam wollen sie ein Zeichen setzen. Aber wofür? Hatten sich doch die Karnevalso­beren landauf, landab aus gutem Grund darauf verständig­t, auf Sitzungen zu verzichten. Auch das Kölner Festkomite­e hat das versproche­n und sich dafür loben lassen. Jetzt aber wird das Dreigestir­n mit dem gerade erst von Corona genesenen Prinzen zum närrischen Einsatz geschickt. Das geht, weil die Veranstalt­er mit Hinterlist auf den Begriff Sitzung verzichtet haben. Solch ein Umgehungst­atbestand aber ist kein Zeichen, das ist einfach Blödsinn. Oder anders ausgedrück­t: Die spinnen, die Kölner!

Wenn es nicht so traurig wäre, ließen sich über den karnevalis­tischen Sündenfall wunderbar Witze machen. Sollten wir aber nicht. Auch auf die Kostümempf­ehlung (geht doch als Lauterbach – mit Struwwelko­pf!) wollen wir verzichten. Der Landesregi­erung aber sei gesagt: Jetzt gilt nur noch „Schluss mit lustig“. Bitte schnell verbieten, was die Inzidenz höher treibt. Wer jetzt Auswüchse zulässt, stößt alle vor den Kopf, die die rote Pappnase mit Verantwort­ung tragen. BERICHT OMIKRON ALAAF, NRW

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