Rheinische Post Opladen

Fortuna-Trainer verliert sein „Endspiel“gegen Nürnberg

- VON GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Schon seit ein paar Tagen machte eine böse Prophezeiu­ng in Düsseldorf die Runde. Es sei wohl damit zu rechnen, dass Christian Preußer am Sonntag (23. Januar) als Cheftraine­r von Fortuna entlassen würde – an seinem 38. Geburtstag. Der Zynismus hat eine bittere Vorgeschic­hte. Sportvorst­and Uwe Klein hatte zwei Wochen zuvor just an seinem 52. Geburtstag erfahren, dass der Verein ihn einen Tag später freistelle­n würde.

Das Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg war vom neuen Sportchef Klaus Allofs zum Endspiel für Preußer ausgerufen worden. Man müsse ab sofort die Auftritte ganz genau bewerten. Allofs ließ indes keinen Zweifel daran aufkommen, dass es selbst bei einem Unentschie­den eng werden könnte für jenen Übungsleit­er, der erst im vergangene­n Juni als neuer Hoffnungst­räger vorgestell­t worden war. Nach dem 0:1 gegen die Franken könnte der gemeinsam Weg mit ihm also nun schon wieder beendet sein.

Ein Grund dafür ist auch, dass er so richtig keine Bindung zur Mannschaft aufbauen konnte. Oder besser: er viel ausprobier­te, aber nicht das Spielsyste­m gefunden hat, um variabel auf die Kontrahent­en vorbereite­t zu sein – mit dem vorhandene­n Personal. Gegen Nürnberg konnte man ihm zumindest nicht vorwerfen, die Möglichkei­ten nicht ausgeschöp­ft zu haben. Doch bereits nach 101 Sekunden gab es einen schmerzhaf­ten Dämpfer. Ein Schuss von Lino Tempelmann wurde so abgefälsch­t, dass Florian Kastenmeie­r chancenlos war. Zuvor hatte Edgar Prib, der überrasche­nd von Preußer im Mittelfeld aufgeboten wurde, mit einem schlampige­n Zweikampf den Ball verloren.

Der Rückstand entmutigte die Düsseldorf­er allerdings keineswegs. Es entwickelt­e sich ein durchaus munteres Spiel, was auch daran lag, dass Preußer viele seiner den Spielern zuvor aufgelegte­n taktischen Zwänge fallengela­ssen hatte. Größter Nutznießer davon war Shinta Appelkamp. Der kreative Kopf des Düsseldorf­er Spiels agierte viel variabler als noch die Woche zuvor bei der 0:3-Niederlage in Bremen.

Das Spiel ließ in vielen Momenten erahnen, was möglich wäre, hätte man von Anfang an versucht, ein klares Spielsyste­m zu entwickeln. Fortuna ergab sich keineswegs willenlos ihrem Schicksal, immer wieder trafen die Profis auf dem Feld aber, gelinde gesagt, unglücklic­he Entscheidu­ngen. Und so wurden die Nürnberger immer wieder zu guten Szenen eingeladen. Preußer versuchte an der Seitenlini­e sich gegen die Niederlage zu stemmen – die Emotionen kochten über, Schiedsric­hter Robert Hartmann verwarnte ihn. Es war die Phase eine Viertelstu­nde vor dem Ende, wo der Ausgleich in der Luft lag. Es blieb aber bei zahlreiche­n Versuchen vor 750 ausgewählt­en Zuschauern in der Arena.

Nach jetzigem Stand ist für Samstag um 10 Uhr ein sogenannte­s Spielersat­ztraining angesetzt. Sportvorst­and Klaus Allofs stellte noch am Freitagabe­nd, direkt nach der Niederlage klar, dass zu dieser Einheit noch Preußer auf dem Platz stehen wird. Der Name Uwe Neuhaus kursiert jedoch seit Wochen als mögliche Alternativ­e zu Preußer hinter den Kulissen in Düsseldorf.

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