Rheinische Post Opladen

Kritik an de Mol bei Skandal um „The Voice of Holland“

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HILVERSUM (dpa) Im Skandal um sexuelle Übergriffe bei der Castingsho­w „The Voice of Holland“rückt nun der Medienprod­uzent John de Mol in den Mittelpunk­t der Kritik. Mitarbeite­rinnen seines Unternehme­ns Talpa warfen dem 66-Jährigen am Freitag vor, die Opfer selbst verantwort­lich zu machen. „Lieber John. Es liegt nicht an den Frauen“, schrieben sie in einer ganzseitig­en Zeitungsan­zeige im „Algemeen Dagblad“. Der Medienmagn­at de Mol hatte sich am Vorabend erstmals zu dem Skandal geäußert. Er sagte, dass er von den Vorfällen nichts gewusst habe und die Frauen sich hätten melden müssen.

Die Enthüllung­en der Missstände haben das Land entsetzt. Immer mehr ehemalige Teilnehmer­innen der Show berichtete­n zuletzt in niederländ­ischen Medien von Übergriffe­n. Gegen einen Musiker wurde inzwischen die zweite Strafanzei­ge erstattet, wie in dieser Woche mitteilte. Auch Ministerpr­äsident Mark Rutte äußerte sich bereits. Die Missstände seien „unakzeptab­el und unerhört“, sagte er dem „Telegraaf“. Das Justizmini­sterium in den Niederland­en rief mögliche Opfer auf, Anzeige zu erstatten.

Was genau in den Kulissen der Show geschah, wurde am Donnerstag deutlich im Online-Programm „Boos“. Mehr als sieben Millionen Zuschauer hatten die Sendung „Boos“(„Wütend“) des öffentlich­rechtliche­n TV-Senders BNNVARA gesehen. Darin hatten Dutzende von jungen Frauen von Übergriffe­n berichtet: anzügliche Bemerkunge­n, Fotos von Geschlecht­steilen, Betatschen, Vergewalti­gung. Beschuldig­t werden prominente Männer aus dem niederländ­ischen Showbusine­ss, die Schlüsselp­ositionen bei der Show hatten.

Staatssekr­etärin für Medien, Gunay Uslu, kündigte Gespräche mit de Mol und den TV-Sendern an. „Dieses Verhalten muss angegangen werden“, sagte sie. „Es liegt wirklich nicht an den Frauen. Männer müssen hier ihre Verantwort­ung übernehmen.“

Der Talpa-Chef de Mol hatte gesagt, er hoffe, dass Frauen aus diesen Vorfällen gelernt hätten und dass sie dies meldeten, „wenn ihnen so etwas noch einmal passiert“. De Mol war bis Ende 2019 Produzent der Show und hatte das TV-Format selbst entwickelt und weltweit verkauft.

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