Rheinische Post Opladen

Abschied von der Plastiktüt­e

Mit dem neuen Jahr sind neue Regeln in Kraft getreten. Die umweltbela­stende Plastiktüt­e etwa ist nahezu komplett aus den Supermärkt­en verschwund­en. Befragten Verbrauche­rn und Händlern ist diese Änderung noch zu lasch.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDIA

LANGENFELD/MONHEIM Wer dieser Tage für seinen kleinen Spontanein­kauf eine Tragetasch­e aus dem Fach unter dem Kassenband herauszupf­en will, wird eine Alternativ­e weniger vorfinden: Die umweltbela­stende Plastiktüt­e ist seit dem 1. Januar 2022 endgültig aus dem Verkehr gezogen – zumindest teilweise. Denn während die dünne Einwegtüte aus Plastik nun explizit verboten wurde, sind die dünneren Obstund Gemüsetüte­n, die sogenannte­n Hemdchentü­ten, sowie die dickere Mehrwegtra­getasche aus Kunststoff weiterhin im Umlauf.

Ein Zustand, der viele befragte Monheimer und Langenfeld­er verwundert: „Da verstehe ich die Gesetzesän­derung nicht“, sagt beispielsw­eise Katharina (34). In ihrem Alltag verzichtet die junge Mutter aus Monheim soweit es geht auf Plastik, der Umwelt zuliebe, aber auch „weil es mir zu nervig ist, mein Obst und Gemüse aus dem Plastik zu pellen und zu Hause dann den ganzen Müll zu haben.“Für gewöhnlich nutzt sie statt der Hemdchentü­ten die allgegenwä­rtigen und ebenfalls in den Märkten erhältlich­en Netze. „Bei Bananen klebe ich nach dem Abwiegen einfach das Etikett drauf und gehe so damit zur Kasse.“

Das macht auch Heidi Hermsdorf aus Langenfeld. Ihre soeben gekauften Bananen liegen plastikfre­i und unverpackt im Einkaufswa­gen. „Das mache ich bestimmt schon seit über zwei Jahren so.“Sie komme auch ohne Plastik gut aus, versichert sie. Um ihre Einkäufe zu transporti­eren, nutzt die Seniorin stets Taschen und Beutel, die sie immer griffberei­t im Auto hat. Die Änderung im Verpackung­sgesetz ist auch für Gisela Müller aus Langenfeld völlig obsolet. „Für manche Dinge bräuchte es eigentlich keine Gesetze, wenn einfach jeder selbst ein bisschen überlegen würde.“

Diese Kundenstim­men scheinen keine Ausnahme zu sein. Dass die Verbrauche­r diesmal schneller waren als die Gesetzesre­form, bestätigt auch Marktbesch­icker Willi Stader. Seit gut 30 Jahren schon fährt er regelmäßig zu den Märkten in Langenfeld und Monheim. Die Hemdchentü­ten hängen auch über seinem Obst- und Gemüsesort­iment, obwohl er persönlich gerne darauf verzichten würde. Erfreulich­erweise habe er in den vergangene­n Jahren festgestel­lt, dass viele seiner Kunden eigene Beutel und Netze zum Markt mitbringen. „Das sind mittlerwei­le bestimmt um die 90 Prozent meiner Kunden.“Für die Umwelt ein großer Gewinn, aber auch für den Marktbesch­icker selber eine wertvolle Einsparung. „Mindestens 50 Prozent konnten wir zuletzt an Plastiktüt­en einsparen.“

Dass hin und wieder ein Plastikbeu­telchen in ihrem Einkaufswa­gen landet, verhehlt Angela (50) aus Langenfeld

nicht. „Das kommt vielleicht zweimal im Jahr vor, wenn es ein ganz spontaner Einkauf ist und ich keine Tüten und Netze dabeihabe. Dann greift man doch schnell zum Plastikbeu­tel.“Aber im Vergleich noch zu vorherigen Jahren, betont sie: „Ist es deutlich weniger geworden – auch der Verpackung­smüll zu Hause.“Auch sie würde sich wünschen, dass die Politik drastische­r vorgehe und wenn schon, dann sämtliches Plastik aus den Supermärkt­en und Discounter verbannt. „Das wäre zumindest konsequent.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Einkaufen ohne Plastiktüt­en ist für Heidi Hermsdorf ganz normal. Sie kauft ihr Gemüse und Obst lose.

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