Abschied von der Plastiktüte
Mit dem neuen Jahr sind neue Regeln in Kraft getreten. Die umweltbelastende Plastiktüte etwa ist nahezu komplett aus den Supermärkten verschwunden. Befragten Verbrauchern und Händlern ist diese Änderung noch zu lasch.
LANGENFELD/MONHEIM Wer dieser Tage für seinen kleinen Spontaneinkauf eine Tragetasche aus dem Fach unter dem Kassenband herauszupfen will, wird eine Alternative weniger vorfinden: Die umweltbelastende Plastiktüte ist seit dem 1. Januar 2022 endgültig aus dem Verkehr gezogen – zumindest teilweise. Denn während die dünne Einwegtüte aus Plastik nun explizit verboten wurde, sind die dünneren Obstund Gemüsetüten, die sogenannten Hemdchentüten, sowie die dickere Mehrwegtragetasche aus Kunststoff weiterhin im Umlauf.
Ein Zustand, der viele befragte Monheimer und Langenfelder verwundert: „Da verstehe ich die Gesetzesänderung nicht“, sagt beispielsweise Katharina (34). In ihrem Alltag verzichtet die junge Mutter aus Monheim soweit es geht auf Plastik, der Umwelt zuliebe, aber auch „weil es mir zu nervig ist, mein Obst und Gemüse aus dem Plastik zu pellen und zu Hause dann den ganzen Müll zu haben.“Für gewöhnlich nutzt sie statt der Hemdchentüten die allgegenwärtigen und ebenfalls in den Märkten erhältlichen Netze. „Bei Bananen klebe ich nach dem Abwiegen einfach das Etikett drauf und gehe so damit zur Kasse.“
Das macht auch Heidi Hermsdorf aus Langenfeld. Ihre soeben gekauften Bananen liegen plastikfrei und unverpackt im Einkaufswagen. „Das mache ich bestimmt schon seit über zwei Jahren so.“Sie komme auch ohne Plastik gut aus, versichert sie. Um ihre Einkäufe zu transportieren, nutzt die Seniorin stets Taschen und Beutel, die sie immer griffbereit im Auto hat. Die Änderung im Verpackungsgesetz ist auch für Gisela Müller aus Langenfeld völlig obsolet. „Für manche Dinge bräuchte es eigentlich keine Gesetze, wenn einfach jeder selbst ein bisschen überlegen würde.“
Diese Kundenstimmen scheinen keine Ausnahme zu sein. Dass die Verbraucher diesmal schneller waren als die Gesetzesreform, bestätigt auch Marktbeschicker Willi Stader. Seit gut 30 Jahren schon fährt er regelmäßig zu den Märkten in Langenfeld und Monheim. Die Hemdchentüten hängen auch über seinem Obst- und Gemüsesortiment, obwohl er persönlich gerne darauf verzichten würde. Erfreulicherweise habe er in den vergangenen Jahren festgestellt, dass viele seiner Kunden eigene Beutel und Netze zum Markt mitbringen. „Das sind mittlerweile bestimmt um die 90 Prozent meiner Kunden.“Für die Umwelt ein großer Gewinn, aber auch für den Marktbeschicker selber eine wertvolle Einsparung. „Mindestens 50 Prozent konnten wir zuletzt an Plastiktüten einsparen.“
Dass hin und wieder ein Plastikbeutelchen in ihrem Einkaufswagen landet, verhehlt Angela (50) aus Langenfeld
nicht. „Das kommt vielleicht zweimal im Jahr vor, wenn es ein ganz spontaner Einkauf ist und ich keine Tüten und Netze dabeihabe. Dann greift man doch schnell zum Plastikbeutel.“Aber im Vergleich noch zu vorherigen Jahren, betont sie: „Ist es deutlich weniger geworden – auch der Verpackungsmüll zu Hause.“Auch sie würde sich wünschen, dass die Politik drastischer vorgehe und wenn schon, dann sämtliches Plastik aus den Supermärkten und Discounter verbannt. „Das wäre zumindest konsequent.“