Bundesregierung mahnt Kirche zu Aufarbeitung
FRANKFURT (epd) Nach der Vorstellung des Gutachtens zu Fällen sexualisierter Gewalt im katholischen Erzbistum München und Freising werden die Forderungen nach kirchenunabhängigen Untersuchungen laut. Die Bundesregierung forderte eine umfassende und transparente Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann sagte, das Gutachten sei dafür ein wichtiger Schritt, dem weitere folgen müssten. Das unabhängige Gutachten der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl belastet unter anderem den emeritierten Papst Benedikt XVI. in seiner Rolle als früheren Münchner Erzbischof schwer.
Hoffmann zufolge muss das Vertrauen in den Aufarbeitungswillen der katholischen Kirche und von einzelnen Würdenträgern gestärkt werden. Ein Sprecher des Justizministeriums ergänzte, die Vorfälle seien keine innere Angelegenheit der Kirchen. Wo immer sich Anhaltspunkte für Straftaten ergäben, die noch verfolgt werden könnten, müssten diese auch verfolgt werden.
Kardinal Gerhard Ludwig Müller sieht den emeritierten Papst fälschlicherweise in der Kritik. „Ich habe das Gutachten nicht gelesen; aber für mich ist klar, dass Erzbischof Ratzinger nicht vorsätzlich etwas Falsches getan hat“, sagte der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation dem „Corriere della Sera“. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat die Verantwortung von Kirchenleitenden betont. „Wir sehen heute deutlich, dass Verantwortung übernommen werden muss – und Verantwortung ist immer personal“, sagte er in einem „ZDF Spezial“.