Unwiderstehlich werden Kinder angezogen vom Lärm, der verspricht: Hier passiert etwas
ist auch der schlechteste Tag gerettet.
Das Thema zieht sich durch. Streichelzoos und Spielplätze – gut und schön, aber es gibt Orte, an denen praktisch alle Kleinkinder stundenlang schauen und staunen könnten. Gemeint sind keine Hightech-Labors und schon gar keine Chefetagen von Investmentbanken oder Dax-Unternehmen. Sondern Bauernhöfe und Baustellen.
Unwiderstehlich werden Mädchen und Jungen angezogen vom
Lärm, der verspricht: Hier passiert etwas! Trecker ziehen mühelos gewaltige Pflüge, Wasser- und Güllefässer. Mähdrescher ernten in Minuten ganze Felder ab, Bagger buddeln
Löcher und beladen Lastwagen mit
Sand, Kies, Erde, Bauschutt. Gabelstapler bewegen kleine Lasten, Lkw und Züge, Schiffe und Kräne große.
Und hinterm Steuer sitzt fast unweigerlich ein schwer unterschätzter Meister seines Fachs, der seine mächtige Maschine dank jahrelanger Erfahrung scheinbar mühelos im Griff hat – und im Zweifelsfall für den letzten Rest trotzdem zur Schippe greift und sich die Hände schmutzig macht.
Es ist auch aufschlussreich, welche Jobs in Kinderbüchern und -liedern auftauchen – und welche nicht. Bauer Nummer eins sorgt für Getreide, das der Müller in Mehl und schließlich der Bäcker in Brot und Brötchen verwandelt. Bauer Nummer zwei erntet, sortiert und verpackt das Gemüse. Bauer Nummer drei zieht Kühe, Schweine, Hühner, Schafe groß. Wie genau diese Tiere zu Frikadellen und Co. verwurstet werden, wird im Allgemeinen vornehm ausgeblendet, doch eine umso größere Rolle spielen dann wieder Marktfrauen und Metzger sowie diejenigen, die die Waren zu den Supermärkten transportieren, dort in Regale einsortieren und an der Kasse sitzen. Wie wichtig all das ist, leuchtet Kindern ein – auch und gerade, wenn sie erfahren, dass echte Bauern auf Unterstützung etwa durch Erntehelfer und Landmaschinenmechaniker angewiesen sind.
Ebenso hoch im Kurs stehen bei den meisten Kindern Handwerker aller Art – Schreiner und Dachdecker, Friseurinnen und Maurer sowie Busfahrer und Lokführer. Aus eigener Erfahrung lernen sie schnell auch Tageseltern, Erzieher und Lehrer kennen, dazu Tier-, Kranken- und Altenpfleger. Polizisten, Feuerwehrleute, Sanitäter und Ärzte ohnehin, sowie Künstler, zum Beispiel
aus dem Zirkus. Je nach Einkommen der Eltern vielleicht auch Putzfrauen, Köche und Gärtner. Und wenn nicht, ist ihnen umso klarer, welches Arbeitspensum eine Hausfrau erledigt.
Damit sind die wichtigsten Bereiche unseres Lebens umrissen: Nahrung, ein Dach über dem Kopf, Bildung und Pflege, Sicherheit und Ordnung, Mobilität und Kultur.
Zugleich aber genießen just jene Jobs, deren Wichtigkeit wortwörtlich jedem Kind klar ist, oft herzlich wenig Sozialprestige, also Wertschätzung, was wiederum häufig mit geringem Gehalt einhergeht. In Amerika unterscheidet man Arbeitnehmer strikt nach „blue collar” und „white collar” – Blaumann oder Hemd. Hierzulande ist die Klassengesellschaft etwas komplexer, ist man zum Beispiel Arbeiter oder Angestellte, Selbstständiger oder Beamtin.
Seit der Corona-Pandemie aber ist die Trennlinie auch hierzulande wieder schärfer: In der Regel verläuft sie zwischen denen, die ihren Job im Zweifel am PC im Homeoffice erledigen können – und denen, die bei