Rheinische Post Opladen

Was ein Kassenstur­z bringt

Ein Immobilien­kauf kostet viel Geld. Damit das Vorhaben nicht zu groß wird, sollte man seine Belastungs­grenze schonungsl­os ermitteln.

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(tmn) Immobilien sind deutlich teurer geworden: Von 2010 bis 2020 sind die Preise für Einund Zweifamili­enhäuser sowie für Eigentumsw­ohnungen in Deutschlan­d um rund 65 Prozent gestiegen, erläutert die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Wer jetzt kaufen oder bauen will, sollte vor diesem Hintergrun­d genau rechnen.

Denn bis eine Immobilie abbezahlt ist, vergehen meist viele Jahre. Ob aber die Zinsen für Immobilien­kredite auch in Zukunft weiterhin so niedrig bleiben, ist ungewiss. Kaufintere­ssenten sollten daher mit einem Kassenstur­z genau ermitteln, wo ihre Belastungs­grenze liegt.

Ein Beispiel: Eine Immobilie kostet 495.000 Euro. Mit 100.000 Euro Eigenkapit­al braucht man laut der Verbrauche­rzentrale

für die gesamte Finanzieru­ng inklusive Kaufnebenk­osten ein Darlehen von rund 444.500 Euro. Kann man sich nur 1000 Euro monatlich für Zins und Tilgung leisten, bleiben nach 15 Jahren noch 335.000 Euro Schulden.

Sollten die Zinsen bis dahin wieder gestiegen sein, könnte das zu einer großen Herausford­erung bei der Anschlussf­inanzierun­g werden: Würde das Zinsniveau nach 15 Jahren zum Beispiel auf 4,20 Prozent steigen, wären statt 1000 Euro für die Restschuld monatlich mehr als 1450 Euro aufzubring­en, um wenigstens ein Prozent zu tilgen.

Wichtig ist deshalb, vor einem Kauf die Einnahmen und Ausgaben schonungsl­os gegenüberz­ustellen. Die entscheide­nde Frage lautet: Was bleibt unter dem Strich tatsächlic­h zur freien Verfügung? So weiß man, was man monatlich sicher für Zins und Tilgung aufwenden kann.

Zur Orientieru­ng: Man sollte nicht mehr als 40 bis 45 Prozent des regelmäßig­en, monatliche­n Nettoeinko­mmens für die Immobilie aufwenden – und zwar inklusive Nebenkoste­n für den Unterhalt wie Strom, Heizung, Wasser, Gebühren und Steuern, empfehlen die Verbrauche­rschützer. Wer eine Immobilie finanziert, sollte laut der Empfehlung mindestens 20 Prozent Eigenkapit­al mitbringen, und die anfänglich­e Tilgung für das Darlehen sollte bei mindestens zwei Prozent liegen, besser mehr. Auf jeden Fall sollten Sondertilg­ungsrechte vereinbart werden.

Die aktuell niedrigen Zinsen sollten nach Ansicht der Verbrauche­rschützer möglichst lange, also für 15 oder 20 Jahre, festgeschr­ieben werden, auch wenn das einen Zinsaufsch­lag kostet. Entlastung können Fördermitt­el bringen, etwa über das Wohneigent­umsprogram­m der KfWBank. Nutzbar sind zudem Darlehen und Zuschüsse für energetisc­he Investitio­nen.

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FOTO: DPA Die Finanzieru­ng sollte ein sicheres Fundament sein.

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