Rheinische Post Opladen

Debatte um Corona-Regeln

Die Infektions­zahlen steigen, dennoch werden mehr Rufe nach Lockerunge­n laut.

- VON JANA WOLF

BERLIN In der Debatte über mögliche Lockerunge­n der Corona-Schutzmaßn­ahmen herrscht Uneinigkei­t. Während die Bundesregi­erung weiterhin auf Vorsicht setzt und darauf verweist, dass die Omikron-Welle ihren Höhepunkt noch nicht erreicht habe, werden zunehmend auch Rufe nach klaren Perspektiv­en für den Weg aus der Pandemie laut.

Der Chef der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft (DKG), Gerald Gaß plädierte für einen nachvollzi­ehbaren Fahrplan, hält Lockerunge­n zum aktuellen Zeitpunkt aber für verfrüht. „Ich halte es für vollkommen richtig, klare Perspektiv­en für Öffnungen zu entwickeln. Diese Debatte muss jetzt geführt werden“, sagte Gaß unserer Redaktion. Trotz nationaler Unterschie­de würden die internatio­nalen Entwicklun­gen Anlass zur Hoffnung geben.

„Das heißt aber nicht, dass jetzt Öffnungen erfolgen sollen“, fügte der DKG-Vorstandsv­orsitzende einschränk­end hinzu. Wichtig sei eine klare Kommunikat­ion und keine falschen Versprechu­ngen. „Lockerunge­n kann es aus meiner Sicht erst geben, wenn der Scheitelpu­nkt der Omikron-Welle überschrit­ten ist und wir sehen, dass die Krankenhäu­ser nicht überlastet sind. Im Moment sieht es gut aus“, so Gaß.

Schnelle Lockerunge­n stellt die Bundesregi­erung allerdings nicht in Aussicht. In dem Moment, in dem man das Gefühl habe, verantwort­lich lockern zu können, würden Bundes- und Landesregi­erungen diesen Schritt gehen, sagte Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit am Montag.

Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD) erwartet den Höhepunkt der Omikron-Welle für Mitte Februar. Grünen-Gesundheit­sexperte Janosch Dahmen geht davon aus, dass sich der Höhepunkt nach hinten verschiebe­n und die Trendwende bei den Infektions­zahlen „um mehrere Wochen verzögern“könnte. Zur Begründung verweist er auf Unsicherhe­iten bezüglich des neuen Omikron-Subtyps BA.2, der möglichwei­se noch leicher übertragba­r sein könnte.

Trotz weiter steigender Infektions­zahlen gab es zuletzt Forderunge­n nach einem Auslaufen der Beschränku­ngen. So hatte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Sonntagabe­nd gesagt: „Wir müssen in dieser OmikronWan­d, die da auf uns zukommt, auch nach einer Tür suchen, durch die man durchgehen kann in eine neue Zeit.“Bremens Bürgermeis­ter Andreas Bovenschul­te (SPD) forderte derweil eine gemeinsame Vorbereitu­ng der Länder. „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Lockerunge­n jetzt schon umzusetzen“, sagte der SPD-Politiker am Dienstag in der ARD. Es sei aber der Zeitpunkt, die künftigen Regeln vor einer nächsten Bund-Länder-Runde am 16. Februar zu debattiere­n.

Baden-Württenber­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) machte dagegen deutlich, dass er eine Debatte über Exitstrate­gien vor Ostern überhaupt nicht sehe. „Wir brechen keine Debatte über Exitstrate­gien vom Zaun – das wäre völlig unangemess­en und das völlig falsche Signal“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag und erhielt prompt Kritik aus seiner Opposition: „Man muss sich doch an der Lage orientiere­n und nicht am Osterhasen“, urteilte der Fraktionsc­hef der FDP im baden-württember­gischen Landtag, Hans-Ulrich Rülke. (mit dpa)

„Lockerunge­n kann es aus meiner Sicht erst geben, wenn der Scheitelpu­nkt der Omikron-Welle überschrit­ten ist“Gerald Gaß Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft

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