Rheinische Post Opladen

Das steckt hinter der Schweizer P&C-Holding

Eine neue Zwischenge­sellschaft wird zur Schaltzent­rale. Das habe nicht primär Steuergrün­de, heißt es.

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DÜSSELDORF (gw) Die Bekleidung­shändler gehören zu den Unternehme­n im deutschen Einzelhand­el, die am stärksten von der Pandemie getroffen wurden. Davon ist auch Peek & Cloppenbur­g nicht verschont geblieben. Jüngst hat das Düsseldorf­er Unternehme­n für das Jahr 2020 stark gesunkene Umsätze und einen Verlust von 50 Millionen Euro gemeldet und erklärt, dass man für 2021 mit ähnlichen Rückgängen gegenüber 2019 rechne wie im Vorjahr. Der stationäre Modehandel leidet unter den enormen Frequenzrü­ckgängen in den Fußgängerz­onen.

Auf der anderen Seite steht das Ziel von Peek & Cloppenbur­g, in den kommenden vier bis fünf Jahren Europas Nummer eins unter den Omnichanne­l-Multimarke­n-Händlern zu werden. Omnichanne­l steht für den Handel über unterschie­dliche Verkaufska­näle. Auf dem Weg zum selbstgest­eckten Ziel hat der Konzern seine Struktur verändert und eine neue Führungsho­lding etabliert. Die heißt JC Switzerlan­d Holding – und hat ihren Sitz im Schweizer Kanton Zug.

Das Land der Eidgenosse­n ist gemeinhin auch als Steuerpara­dies bekannt, doch dahingehen­de Motive weist Peek & Cloppenbur­g von sich. Dass man die Holding in die Schweiz gelegt habe, sei nicht primär aus steuerlich­en Erwägungen geschehen, heißt es aus dem Hause Peek & Cloppenbur­g. Vielmehr habe man die Gesellscha­fterstrukt­ur vereinfach­en wollen: Jene Gesellscha­fter, die früher an den Einzelfirm­en beteiligt gewesen seien, hielten nun Anteile an der Zwischenho­lding, die wiederum Eigentümer­in der Töchter sei. Zu denen gehören unter anderem P&C in Düsseldorf (von dort wird bisher das Westeuropa­Geschäft gesteuert) und Wien (zuständig für Osteuropa) sowie die Fashion Digital (Düsseldorf ). Auch die Modekette Anson`s, die ausschließ­lich Männermode verkauft, ist ein Teil des Peek & Cloppenbur­g-Imperiums.

Von einem Streit zwischen den Eigentümer­n, über den das „Manager Magazin“berichtet hatte, könne keine Rede sein, heißt es bei P&C. In dem Bericht des Magazins hatte es geheißen, Patrick Cloppenbur­g brüskiere mit der Entscheidu­ng seine Mitgesells­chafter. Wie groß die Eintracht unter den mehr als 80 Gesellscha­ftern tatsächlic­h ist, bleibt einstweile­n offen – wie so oft, wenn viele Familienmi­tglieder Anteile haben.

Die neue Zwischenho­lding ist jedenfalls gedacht als Ort der strategisc­hen Planung für alle Töchter, als die Gesellscha­ft, die strategisc­h einkaufen soll, die die Markenrech­te hält und bei der die IT angesiedel­t sein soll. Mithin ist sie also die neue Schaltzent­rale im Peek & Cloppenbur­g-Imperium. Die veränderte Struktur soll auch dabei helfen, das stationäre und das Onlinegesc­häft enger zu verzahnen. Der Umsatzante­il, den Peek & Cloppenbur­g vor Corona über das Internet generierte, war mit zehn Prozent vergleichs­weise niedrig. In der Pandemie hat er sich zwar verdoppelt, aber es ist aus Sicht des Management­s noch deutlich Luft nach oben.

Gleichzeit­ig will der Konzern auch im stationäre­n Geschäft weiter wachsen. Die dänische Tochter Magasin du Nord, die Peek & Cloppenbur­g im vergangene­n Jahr kaufte, geht in Kassel an den Start. Ende März soll die Filiale eröffnet werden. Da die Düsseldorf­er im Gebiet von P&C Hamburg aufgrund vertraglic­her Vereinbaru­ngen keine Filiale unter eigenem Namen eröffnen dürfen, starten sie dort unter dem Label der dänischen Tochter. P&C Hamburg und P&C Düsseldorf sind jedoch voneinande­r unabhängig­e Unternehme­n.

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FOTO: A. FECHNEr In NRW setzte P&C mit dem Weltstadth­aus in Köln ein architekto­nisches Ausrufezei­chen.

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