Die Geschichte hinter sich lassen
Vor 18 Monaten legte das Washington Football Team den Namen ab. Jetzt gibt es einen neuen.
WASHINGTON (dpa) Als erstes großes US-Profi-Team verabschiedeten sich die Washington Redskins vor mehr als eineinhalb Jahren von ihrem als rassistisch empfundenen Namen. Am Mittwoch wird im USFrühstücksfernsehen das Geheimnis gelüftet, wie die Mannschaft aus der National Football League (NFL) in Zukunft heißt, bei der auch der Münchner David Bada unter Vertrag steht. „Ich freue mich auf die neuen Uniformen und ein neues Logo auf dem Helm und der Brust“, sagte Bada der Deutschen Presse-Agentur. Er freue sich, „dass alles wieder bei Null anfängt und wir mit Vorfreude in die neue Saison starten können“.
Der 26-Jährige sieht das rein sportlich, nach einem schwierigen Jahr mit Corona-Infektion und Verletzungen will er in der kommenden Saison endlich zu einem festen Bestandteil des NFL-Kaders werden und regelmäßig in der besten Football-Liga der Welt auflaufen. Die Hoffnung, durch den neuen Namen einen sauberen Neustart zu schaffen, gibt es aber auch bei seinem Arbeitgeber. Denn das Football-Franchise
aus der US-Hauptstadt hat schwierige Jahre hinter sich.
Das liegt insbesondere an Teambesitzer Dan Snyder, der so umstritten ist wie kaum ein anderer Eigentümer im US-Sport. Von seinen Kritikern wird er dafür verantwortlich gemacht, dass führende Mitarbeiter jahrelang ungestraft mit sexuellen Anspielungen und Beleidigungen von Frauen davon kamen. Im vergangenen Juli gab es deswegen von der NFL eine Strafe über zehn Millionen US-Dollar, und Snyder
musste sich von seiner eigenen Organisation fernhalten.
Über Jahre stritt er sich zudem mit anderen Anteilseignern. Sein Ruf in der NFL ist mies. Und er weigerte sich mehr als zwei Jahrzehnte lang, sich mit der Kritik am als rassistisch empfundenen Namen Redskins (deutsch: Rothäute) auch nur zu beschäftigen. Bis der Druck dann doch zu groß wurde.
Anti-Rassismus-Proteste in den USA hatten nach der tödlichen Festnahme des Afroamerikaners George Floyd im Frühjahr 2020 enorme Dimensionen angenommen. Landesweit kam es zu Demonstrationen, in Minneapolis ebenso wie in New York, Washington oder Los Angeles. Kaum ein Argument, kaum eine Klage Schwarzer, amerikanischer Ureinwohner und anderer Minderheiten in den USA war neu – doch das Klima in der Gesellschaft änderte sich. Das erkannten auch große Firmen, darunter wichtige Sponsoren der Mannschaft. Und die stellten eine klare Forderung: Der Name „Redskins“muss weg. Was die jahrzehntelange Kritik von Vertretern indigner Völker nicht geschafft hatte, ging im Angesicht von gefährdeten Millionen-Verträgen plötzlich schnell.
Nach 87 Jahren schickte die Organisation den Namen „Redskins“in den Ruhestand, wie es offiziell hieß. Eine Entschuldigung oder ein Eingeständnis, dass Menschen durch die Nutzung von Symbolen und Gesten verletzt wurden, gibt es bis heute nicht. Noch immer wirkt es, als seien allein wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend gewesen.
Zwar trennten sich auch die Cleveland Indians aus der MLB von ihrem Namen und starten in die kommende Baseball-Saison als Cleveland Guardians – die Kansas City Chiefs, die Chicago Blackhawks oder die Atlanta Braves aber stehen weiter auf dem Standpunkt, die Ureinwohner des Landes durch ihre Namen zu ehren. Bei den Chiefs zumindest dürfen Fans mit Federschmuck auf dem Kopf oder in Kostümen seit zwei Spielzeiten nicht mehr ins Stadion. Dass es in der NFL nun aber schon seit zwei Spielzeiten keine „Redskins“mehr gibt in der Berichterstattung, auf Ergebnislisten und auf Postern, ist dennoch ein Erfolg.