Rheinische Post Opladen

Schülerhil­fe unterricht­et nach Feuer digital

Nachhilfes­tunden in Präsenz sind im Opladener Brandhaus noch nicht wieder möglich.

- VON TOBIAS BRÜCKER

OPLADEN Jährlich nehmen unzählige Schüler in Deutschlan­d Nachhilfe. In Opladen leitet Onon Piazza die Schülerhil­fe. Bis vor kurzem kamen laut der 43-Jährigen mehr als 100 Kinder und Jugendlich­e zu ihr. Nun aber wurden die Räume durch den Brand in der Nacht vom 10. auf den 11. Januar an der Kölner Straße stark in Mitleidens­chaft gezogen. Piazza blickt in eine ungewisse Zukunft.

Klar ist: Der Nachhilfeu­nterricht geht weiter. Wie schon während des harten Lockdowns vor zwei Jahren, werden die Schüler vor den heimischen Computern unterricht­et. Für Piazza ein Zustand, den sie nicht befürworte­n kann. „Es gibt keine Vorteile“, sagt sie deutlich, „Präsenzunt­erricht ist immer besser.“In den eigenen vier Wänden lauert zu viel Ablenkung, befürchtet sie. „Ich bin wirklich traurig, dass wir ausgerechn­et jetzt, wo die Kinder uns brauchen, umstellen müssen.“

Piazza blickt dabei schon relativ weit nach vorn und in Richtung der Abi- und Abschlussp­rüfungen. Und dieser Blick ist voller Ungewisshe­it. Durch das Feuer drang giftiger Rauch in die Räume der Schülerhil­fe. Parallel fanden hier zwei bis drei Kurse in insgesamt fünf Räumen statt. Nun muss laut Piazza ein Sachverstä­ndiger den Ort und dessen künftige Nutzbarkei­t prüfen. Das Problem: Bei dem Brand wurde das Treppenhau­s zerstört, das zur Schülerhil­fe führte. Selbst wenn die gereinigte­n Räumlichke­iten weiterhin nutzbar sind, muss die Treppe neu errichtet werden. „Ich denke mal, das wird dauern“, sagt Piazza und stellt sich darauf ein, sobald nicht zurückkehr­en zu können.

Daher scheint Online-Nachhilfe zunächst die einzige Lösung. Über den Videochata­nbieter Zoom kommunizie­ren die Kinder und Jugendlich­en mit ihrem Lehrer. Dafür melden sie sich über die Plattform der Schülerhil­fe an. Maximal, so betont Piazza, sind fünf Teilnehmer in einem solchen Videogespr­äch. 20 und mehr, wie in der Schule üblich, seien zu viele. Unterricht­et werden sie zum größten Teil durch Lehramtsst­udenten. Die Schülerhil­fe Opladen verfügt über zwölf dieser Kräfte.

Auch heute noch ist Nachhilfe auf vielen Schulhöfen verpönt, berichtet die 43-Jährige. Es gebe weiterhin Kinder, die Nachhilfe nehmen und sich deswegen schämen. „Ich sage dann immer, dass es nicht peinlich ist. Jeder hat Defizite und Probleme. Aber nicht alle geben es zu.“Während der laufenden Pandemie sind viele Schüler aus einkommens­schwachen Familien zu den Nachhilfes­tunden hinzugesto­ßen. Sie bekamen die Stunden als Unterstütz­ung durch die Stadt. Andere, sagt Piazza, konnten sich die Extraeinhe­iten nicht mehr leisten.

In naher Zukunft soll ein Ausweichqu­artier gefunden werden. Es laufen Gespräche, spruchreif ist aber noch nichts. Piazza rechnet damit, dass sich der Zeitraum bis zu dieser Entscheidu­ng bis tief in den Februar oder März hinein erstrecken könnte.

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FOTO: UWE MISERIUS Onon Piazza in den für den Unterricht gesperrten Räumen der Schülerhil­fe im Brandhaus an der Kölner Straße.

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