Einfamilienhäuser in Lärmwolke der A 59
Druck am Wohnungsmarkt Leverkusen hoch. Politik diskutiert über geplante Siedlung in Rheindorf.
RHEINDORF An der Muldestraße in Rheindorf, einer Seitenstraße der Elbestraße, sollen 27 zweigeschossige Einfamilienhäuser entstehen. Die geplante Baufläche wird heute als Ackerland genutzt. Das Areal liegt 150 Meter von der A 59 entfernt, trotz der Schutzwände hängt ständig Fahrzeuglärm in der Luft. Deshalb wird passiver Lärmschutz vorgeschrieben. Dass solche belasteten Grundstücke (wie etwa auch in Hitdorf oder Steinbüchel) ohne wirkungsvollen politischen Protest für Wohnbebauung genutzt werden, zeigt, wie groß der Druck am Wohnungsmarkt in Leverkusen ist. Zuzüge kommen speziell aus Köln und aus dem Ausland, schreibt die Stadt im aktuellen Beratungspapier für die Politik. Mit der 30-tägigen öffentlichen Auslegung der Baupläne wird der nächste Schritt hin zum Baurecht gegangen.
Bis 2035 erwarten die nordrheinwestfälischen Landestatistiker für Leverkusen einen Bevölkerungsanstieg von 5000 Einwohnern (im Vergleich zu Ende 2020). Im städtischen „Wohnungsbauprogramm 2030+“gehen die Planer von deutlich mehr Zuwachs aus: In Leverkusen werden demnach in 13 Jahren rund 178.650 Bürger wohnen, also gut 11.600 Einwohner mehr als 2020.
Deshalb müsse jeder verfügbarer Quadratmeter Wohnungsbaufläche genutzt werden, sagt die Stadtspitze. SPD-Bezirkspolitiker Max Haacke betonte in der Bezirksvertretung I: „In Leverkusen haben wir keinen Platz mehr für alleinstehende Einfamilienhäuser.“Die städtischen Planer argumentieren teils sogar schon: „Wir werden uns wieder an Hochhäuser gewöhnen müssen.“Für die Muldestraße entscheidet sich die Politik dennoch für die kleine Einfamilienhaussiedlung, aufgeteilt in drei Gebäuderiegel. „Das ist doch ein Widerspruch“, kritisiert Erhard Schoofs Bürgerliste). Björn Boos (Die Linke) sieht die Pläne der Investorin (Deutsche Reihenhaus AG) ebenfalls kritisch. Dagegen meint Wolfgang Berg (Grüne): „An die Muldestraße sind nur Einfamilienhäuser möglich.“
Gleich neben dem auf den ersten Blick relativ idyllisch gelegenen Baufeld stehen achtstöckige Wohnblocks, aber auch etliche Einfamilienhäuser. Direkt neben der Straße zur Autobahnbrücke verläuft eine Gasfernleitung von OpenGrid, in etwa 200 Meter Entfernung eine Trasse mit Hochspannungsleitungen.
Die Vorzüge: Leverkusen-Mitte ist nur sechs Kilometer entfernt, ein paar Meter sind es nur zur Bushaltestelle, zu einer Pizzeria und zu einer „Trinkhalle“, die Lebensmittel und Zeitungen anbietet. Das Rheindorfer Geschäftszentrum mit Discountern und Ärzten, die S-Bahnstation und der Autobahnanschluss sind ebenfalls schnell erreichbar.