Rheinische Post Opladen

Warum heimisches Gemüse teurer wird

Landwirte und Verkäufer in Hofläden erklären, warum die Preise für viele Produkte in den vergangene­n Monaten gestiegen sind. Die Gründe sind vielfältig. Zwei Probleme: das Wetter und steigende Energiekos­ten.

- VON SASKIA KARBOWIAK

DORMAGEN Beim Kauf von Obst und Gemüse blicken manche Kunden verdutzt auf die Preisschil­der: Für viele Sorten müssen sie tiefer in die Tasche greifen. Denn was aktuell für Energiepre­ise gilt, gilt auch für die im Lebensmitt­el-Einzelhand­el. Vieles ist teurer geworden – aus unterschie­dlichen Gründen. Bemerkbar macht sich das zum Beispiel auch in Dormagen. Der Hofladen Kallen verkauft derzeit viele Kartoffeln, doch auch Spargel und Erdbeeren werden dort saisonal angeboten. „Derzeit sind die Preise für unsere Kartoffeln der Jahreszeit entspreche­nd“, sagt Hofleiter Max Kallen. „Sie sind etwas teurer als im Herbst, aber das ist ganz normal.“Etwas anders sah es im vergangene­n Jahr mit dem Spargel aus. „Im letzten Jahr war unser Spargel etwas teurer als normalerwe­ise. Das liegt unter anderem an zu viel Regen im Frühjahr.“

Wegen des schlechten Wetters konnte Max Kallen gemeinsam mit seinem Team rund 30 Prozent weniger Spargel ernten als in den vorherigen Jahren. Die geringere Ernte sorgte schließlic­h für den Preisansti­eg. Jedoch ist das Wetter nicht der einzige ausschlagg­ebende Punkt für die gestiegene­n Preise. „Wenn beispielsw­eise die Lohnkosten steigen, wird in der Regel auch das Obst und Gemüse teurer. Außerdem müssen wir darauf achten, dass wir eine gewisse CO2-Bilanz einhalten.“

Der „Edelobst Latourshof“im Dormagener Stadtteil Nievenheim baut das Obst selbst an. „Wir verkaufen unter anderem Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Aprikosen“, sagt Iris Busch, die gemeinsam mit ihrem Mann Max-Peter den Hofladen leitet. „Während der CoronaPand­emie konnten wir selbst keine allzu großen Preisabwei­chungen feststelle­n.“Dafür ist ihr jedoch etwas am Verhalten ihrer Kunden aufgefalle­n. „Die Menschen sind während der Pandemie verstärkt auf die Hofläden aufmerksam geworden. Sie sind gekommen und haben so den regionalen Charakter unserer Produkte kennengele­rnt. Das hat viele sehr überzeugt, sodass sie nun bereit sind, etwas mehr Geld für ein gutes Produkt auszugeben.“

Der Gärtnerei Peters entging der Preisansti­eg in vielen Bereichen allerdings nicht. „Derzeit steigen die Preise besonders bei Strom- und Heizkosten, in der Spedition und auch im Verpackung­sbereich“, sagt Felix Frason, Leiter der Gärtnerei Peters und des dazugehöri­gen Hofladens. „Letzteres sorgt dafür, dass Eier etwas teurer werden. Ähnlich sieht es bei den Pachtpreis­en aus. Und natürlich darf man nicht vergessen, dass auch das Tierfutter bezahlt werden muss.“

Zwar steigen die Preise bei den Kohlsorten derzeit nicht so stark, dafür aber bei den Waren aus Südeuropa. „Paprikas sind zum Beispiel teurer geworden, was unter anderem auf die erhöhten Speditions­kosten zurückzufü­hren ist.“Auch bei Geflügel verzeichne­te Frason einen Preisansti­eg. „Da die Getreideer­nte nicht besonders gut ausfiel, ist unser Geflügel teurer geworden. Immerhin bedeutet weniger Getreide auch weniger Tierfutter. Das konnte man relativ gut an den Weihnachts­gänsen beobachten.“

Viel richtet sich nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage. Ist etwas wegen beispielsw­eise schlechter Wetterbedi­ngungen nur gering im Angebot, die Nachfrage aber hoch, steigen die Preise entspreche­nd. Dieses Vorgehen können derzeit viele Hofläden beobachten. Jedoch sind sich Max Kallen, Iris Busch und Felix Frason bei einer Sache sicher: „Regionale Produkte überzeugen nicht nur von ihrer Qualität, sondern sind auch gut für die heimischen Bauern und das Klima. Es wäre deshalb schön, wenn die Menschen vermehrt auf regionale Produkte zurückgrei­fen würden.“

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Vielerorts ist Gemüse – hier im Bild: Wurzelgemü­se – teurer geworden. Die Gründe für die gestiegene­n Preise sind vielfältig.
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FOTOS: GÄRTNEREI Der Freilandan­bau der Gärtnerei Peters in Dormagen. Zum Betrieb zählt ein Hofladen, in dem frische Waren angeboten werden.

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