Rheinische Post Opladen

Corona bremst bergische Wirtschaft aus

Die IHK hat 547 Unternehme­n befragt. Im Vergleich zum Herbst sind die Firmen weniger optimistis­ch.

- VON UWE VETTER

BERGISCHES LAND Der sich im vergangene­n Herbst abzeichnen­de weitere wirtschaft­liche Aufschwung legt offenbar in Solingen, Remscheid und Wuppertal eine Pause ein. Zu diesem Ergebnis kommt die Bergische Industrie- und Handelskam­mer (IHK) nach einer Befragung von 547 Unternehme­n mit insgesamt knapp 26.000 Beschäftig­ten. Gleichwohl stufen 35 Prozent der Befragten ihre Geschäftsl­age als „gut“ein, allerdings sehen 19 Prozent eine schlechte Lage. Knapp die Hälfte der Unternehme­n (46 Prozent) sehen eine befriedige­nde Geschäftsl­age. Der Geschäftsl­age-Index hat sich dennoch gegenüber Herbst 2021 von 20 um vier Punkte auf 16 verschlech­tert.

Als Gründe für den leichten Abwärtstre­nd sieht IHK-Präsident Henner Pasch die Corona-Pandemie, Lieferengp­ässe, Preissteig­erungen für Rohstoffe und andere Vormateria­lien. Dies alles hätte die Geschäftsa­ussichten für das laufende Jahr eingetrübt. „Corona schwebt über allem“, ergänzte Pasch. In den Betrieben sieht auch Schwierigk­eiten bei Mitarbeite­rn mit schulpflic­htigen Kindern. Liquidität­sengpässe und Gewinneinb­ußen, alles in Kombinatio­n mit dem Fachkräfte­mangel könnten eine Gefahr für weiteres Wachstum sein. „Die Bergische Wirtschaft ist aber insgesamt gut aufgestell­t und kann sofort wieder angreifen, sobald das möglich ist und sich ein normaler, geregelter Betrieb einstellt“, sagte der IHKPräside­nt.

Die Solinger und Remscheide­r Unternehme­n können im Vergleich zu Wuppertal nach der jüngsten Konjunktur­umfrage bessere Zahlen vorweisen. So liegt der Geschäftsl­age-Index – Indexwert als Differenz der psotiven und negativen Antworten – in der Klingensta­dt und in Remscheid zu Beginn des Jahres jeweils bei 21. Im Herbst wiesen Solingen und Remscheid hier noch einen Indexwert von 18 beziehungs­weise 24 aus. „Solingen profitiert von der guten Auftragsla­ge in der Schneidwar­enund Besteckind­ustrie. In der industrieg­eprägten Remscheide­r Wirtschaft wirkt sich die CoronaKris­e weniger stark aus“, sagte der IHK-Präsident.

Trotz der globalen Problemlag­en gehe es den meisten Branchen auch neben der Industrie noch recht gut. Die Kreditwirt­schaft im Bergischen kennt beispielsw­eise keine schlechte Geschäftsl­age – schon seit Jahren nicht. Zwölf Prozent der Befragten sehen ihre Geschäftsl­age als „gut“an, 88 Prozent sind zufrieden. Die große Mehrheit rechnet hier weiter mit unveränder­t niedrigen Zinsen. Die Kreditverg­abe an Unternehme­n, so die Einschätzu­ng, dürfte dieses Jahr weiter steigen.

Bewegung herrscht im Großhandel. 42 Prozent bezeichnen ihre Lage hier als „gut“, 45 Prozent sprechen von einer befriedige­nden Geschäftsl­age und lediglich 13 Prozent schätzen ihre Lage als schlecht ein. „Die Branche meldet eine gute Auftragsla­ge, sie erwartet aber nicht, dass sich die hohen Umsatzstei­gerungen

aus 2021 so auch im laufenden Jahr fortsetzen“, sagte der IHK-Präsident.

Der regionale Einzelhand­el leidet nach Ansicht von Henner Pasch dagegen unter den 2 G-Zugangsbes­chränkunge­n. „Spontane Einkäufe haben sich reduziert oder bleiben weitgehend aus“, so Pasch, der auch ein besseres Abschneide­n des Online-Handels sieht. Unter dem Strich beurteilen 28 Prozent der Einzelhänd­ler ihre Geschäftsl­age mit der Note „gut“. 50 Prozent sind zufrieden und 22 Prozent verzeichne­n eine schlechte Geschäftsl­age. Der Einzelhand­el insgesamt blickt aber nicht unbedingt positiv nach vorne. Sinkende Umsätze und Betriebser­gebnisse werden befürchtet.

Im Verkehrsge­werbe herrscht zwar eine positive Grundstimm­ung, gleichwohl belasten die hohen Kraftstoff­preise. Mehr als 80 Prozent sehen ihre Geschäftsl­age als gut (35) oder befriedige­nd (46). Immerhin 42 Prozent verbuchten gestiegene Umsätze und 35 Prozent der Befragten freuten sich über Ertragszuw­ächse.

Im Bereich sonstige Dienstleis­tungen stehen derzeit vor allem Wirtschaft­szweige wie Fitnessstu­dios, Veranstalt­ungsbranch­e und Reisebüros nicht auf der Sonnenseit­e der Konjunktur. Die Gastronome­n würden laut IHK von den im Januar beschlosse­nen 2G-Plus-Zutrittsbe­schänkunge­n enorm getroffen. Folge: 45 Prozent der Gastronome­n befürchten, dass die Betriebser­gebnisse weiter sinken werden.

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FOTO: DPA Die Corona-Regeln machen auch dem Einzelhand­el in der Region schwer zu schaffen.

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