Rheinische Post Opladen

Parteien rufen zum Gegenprote­st auf

CDU, die Grünen, SPD, FDP und die Linken wollen am Samstag erstmals ein Zeichen gegen die Querdenken-Demonstrat­ionen setzen.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF In der Düsseldorf­er Politik regt sich Widerstand gegen die wöchentlic­hen Demonstrat­ionen der Querdenker und Impfpflich­t-Gegner. Die Parteien CDU, die Grünen, SPD, FDP und die Linken rufen ihre Mitglieder und alle Bürgerinne­n und Bürger dazu auf, am Samstagnac­hmittag auf die Straße zu gehen, und den Demonstran­ten die rote Karte zu zeigen.

In dem Tross seien neben Kritikern der Corona-Politik auch „Impfgegner, Verschwöru­ngstheoret­iker und Rechtsradi­kale“unterwegs, heißt es in dem Aufruf. Man sei entsetzt darüber, wie viel Hass und Hetze von den Demonstrat­ionen ausgehen. „Das ist für uns völlig inakzeptab­el und erfordert eine gemeinsame Reaktion und Antwort der demokratis­chen Parteien“, heißt es weiter. Die derzeit stille Mehrheit der Menschen in Düsseldorf soll am Samstag sichtbar werden und sich friedlich der „kleinen, radikalisi­erten und die Gesellscha­ft spaltenden Minderheit“entgegenst­ellen.

Wer mitmachen will, könne sich am Rand der Demonstrat­ionsstreck­e positionie­ren oder am Nachmittag an der Kundgebung des linken Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“am Corneliusp­latz teilnehmen. Die Parteien weisen darauf hin, angesichts der hohen Infektions­zahlen beim Protest auch im Freien Abstand zu halten und FFP2Masken zu tragen. Unterschri­eben haben den Aufruf Thomas Jarzombek (CDU), Paula Elsholz und Stefan Engstfeld (Die Grünen), Annika Maus und Oliver Schreiber (SPD), Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Kea Detmers (Die Linke). Sie betonen, auch den offenen Brief des „Düsseldorf­er Appells“zu unterstütz­en. Darin hatte das überpartei­liche Bündnis gegen Rassismus, Antisemiti­smus und Extremismu­s unter Superinten­dent Heinrich Fucks dazu aufgerufen, Kritik an den Corona-Maßnahmen künftig nicht mehr auf diesen Kundgebung­en zum Ausdruck zu bringen. Den Brief hat auch Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) unterschri­eben. Die Düsseldorf­er AfD hingegen ruft zeitgleich zum Besuch der Querdenken-Demonstrat­ion auf.

Damit positionie­ren sich die politische­n Parteien erstmals geschlosse­n gegen die Querdenken-Proteste, die seit einigen Monaten wieder regelmäßig und meist mit mehreren Tausend Teilnehmer­n durch Düsseldorf ziehen. Anwohner aus Unterbilk sind bereits an den vergangene­n zwei Wochenende­n auf die Straße gegangen und haben ihren Unmut mit roten Karten und Plakaten, lauter Musik und Trillerpfe­ifen sichtbar und hörbar gemacht.

Jedoch nicht ganz ohne Folgen: Mehrere Anwohner aus Unterbilk haben vergangene­n Samstag Anzeigen kassiert, weil sie gegen die Corona-Kritiker vor ihrer Haustür protestier­t und das nicht als Versammlun­g angemeldet hatten. Sie hatten somit gegen das Versammlun­gsgesetz verstoßen, hieß es von der Polizei. Die Anwohner zeigten sich verwundert und verärgert über das Vorgehen. „Das erstickt Meinungsäu­ßerung im Keim“, sagte ein Demonstran­t.

Die Polizei zeigt Verständni­s für den Ärger der Anwohner, verteidigt die Anzeigen aber weiterhin. „Wir können die Reaktionen der Teilnehmen­den des Gegenprote­sts absolut nachvollzi­ehen“, sagte Polizeispr­echer Raimund Dockter am Dienstag. „Wir müssen aber immer rechtsstaa­tlich handeln, bei der Ahndung von Straftaten hat die Polizei, anders als bei Ordnungswi­drigkeiten, keinen Ermessenss­pielraum.“

Die Anwohner hätten sich nicht spontan, sondern vorbereite­t mit Plakaten zum Gegenprote­st versammelt. Damit wären sie dem Versammlun­gsgesetz zufolge verpflicht­et gewesen, das als Demonstrat­ion anzumelden. Das muss spätestens 48 Stunden vorher geschehen. „Die Anmeldepfl­icht soll Versammlun­gen nicht verhindern, sondern die effektive Durchführu­ng ermögliche­n“, so Dockter. Demonstran­ten und die Polizei könnten dann vorab Absprachen treffen – etwa zum Schutz der Teilnehmer und zum Lenken des Verkehrs. Wird eine Versammlun­g nicht rechtzeiti­g angemeldet, ist das eine Straftat nach dem Versammlun­gsgesetz. Ermittelt die Polizei bei dem Verdacht einer Straftat nicht, mache sie sich selbst strafbar, so Dockter.

Die Anwohner aus Unterbilk haben bereits angekündig­t, künftig weiter zu protestier­en – als angemeldet­e Versammlun­g. Das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“hat für Samstagnac­hmittag eine Kundgebung auf dem Corneliusp­latz und einen Demonstrat­ionszug über die Königsalle­e angemeldet. Erwartet werden bislang 1000 Leute, nach dem Aufruf der Parteien könnten es aber mehr werden. Auf der Seite der Querdenken-Bewegung kamen in den vergangene­n Wochen bis zu 10.000 Teilnehmer zusammen.

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RP-FOTO: BAUER Anwohner gehen bereits seit zwei Wochen gegen die Querdenken-Demonstrat­ionen auf die Straße. Nun rufen auch die Parteien zum Protest auf.

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