Symbolthema Tempolimit
Es darf zu Recht gefragt werden, ob es derzeit nicht wichtigere Dinge gibt als eine Diskussion über ein Tempolimit. Die Ukraine wird zerbombt, Corona ist längst nicht besiegt, und in der Klimakrise bleibt weiterhin nur wenig Zeit. Trotzdem bringt Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ungefragt das Tempolimit ins Spiel, mit dem er die Energie sparen will, die durch den Überfall Russlands auf die Ukraine knapp geworden ist.
Was soll das? Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen soll wieder einmal als Allzweckwaffe herhalten. Mal geht es um den Klimaschutz, mal um die Verminderung des Ausstoßes von Stickoxiden, dann um die Verkehrssicherheit und jetzt um das Energiesparen. Gerade die Beliebigkeit der Anwendungsgebiete macht das Instrument zur stumpfen Waffe. Viele deutsche Autofahrer sind nun einmal gern schnell unterwegs. Das ist anderen wiederum ein Dorn im Auge, weil sie es nicht als Freiheit anerkennen, aufs Gaspedal zu treten.
Doch die Argumente für ein Tempolimit sind auch so nicht überzeugend. Wenn es um Klima oder Abgase geht, sind gute Motoren allemal besser in der Lage, die Emissionen zu vermindern. Beim Energiesparen wirken Preiserhöhungen stärker. Und die Verkehrssicherheit hat sich enorm verbessert, noch nie sind so wenige Menschen auf Autobahnen gestorben wie derzeit. Es sind immer noch zu viele. Aber auch hier sind Tempolimits an gefährlichen Stellen sinnvoller als eine allgemeine Beschränkung.
Man mag die Freiheit des schnellen Fahrens als fragwürdiges Vergnügen ansehen. Trotzdem bedarf es guter Gründe, um den Fahrstil vieler Autofahrer zu beschneiden. Die sind nicht überzeugend. Deshalb sollte man besser die Finger davon lassen.