Rheinische Post Opladen

Gegen die Verschwöru­ngsmythen

Die Grünen fordern vom Land mehr Auf klärung und Schutz gegen Falschinfo­rmation.

-

DÜSSELDORF Die Grünen in NRW haben das Land dazu aufgeforde­rt, sich entschiede­ner mit Anhängern von Verschwöru­ngsmythen auseinande­rzusetzen. Fraktionsc­hefin Verena Schäffer warnte, man dürfe nicht dieselben Fehler wie zuvor bei den „Reichsbürg­ern“machen und diese zu lange als harmlos abtun. Die Spitzenkan­didatin im Landtagswa­hlkampf, Grünen-Landeschef­in Mona Neubaur, sagte, über geschlosse­ne Blasen und hermetisch­e Echokammer­n könnten sich Verschwöru­ngsmythen nahezu unwiderspr­ochen verbreiten.

„Sie sind propagandi­stische Krebsgesch­würe, die ungehinder­t wuchern können.“

Die Grünen warnten davor, dass trotz des Endes der Corona-Maßnahmen das Gefahrenpo­tenzial bleibe. „Die Verschwöru­ngsmythen werden bleiben, und die Vernetzung wird bleiben und damit ein gewisser Grad an Mobilisier­ungsfähigk­eit“, sagte Schäffer. Schon jetzt merke man in den Chats der Corona-Leugner, dass mit dem Angriff von Wladimir Putin auf die Ukraine das Thema gewechselt habe. Der Krieg habe eine geringere Mobilisier­ungswirkun­g in Form von Demonstrat­ionen, aber die Diskussion­en in den Chats und den Foren fänden weiterhin statt: „Da werden schon neue Verschwöru­ngsmythen gesponnen – etwa dass der Angriff Russlands nur eine Inszenieru­ng des Westens ist und dass man eigentlich nur von der Schaffung einer neuen Weltordnun­g ablenken will.“Sie gehe zudem davon aus, dass das Thema Energieund Spritpreis­e in der kommenden Woche in der Szene eine Rolle spielen werde. Schäffer warnte vor Hass und Hetze gegen Geflüchtet­e beziehungs­weise einer Hierarchis­ierung zwischen „guten und schlechten Geflüchtet­en“.

Grundsätzl­ich tendierten Anhänger von Verschwöru­ngsmythen dazu, eher dem demokratis­chen System zu misstrauen, eine höhere Gewaltbere­itschaft und Gewaltakze­ptanz zu haben und häufiger menschenve­rachtende Einstellun­gen wie Antisemiti­smus, Islamfeind­lichkeit, Rassismus, Antizigani­smus und Flüchtling­sfeindlich­keit zu vertreten.

Konkret forderten die GrünenPoli­tikerinnen vom Land unter anderem, eine ressortübe­rgreifende Arbeitsgru­ppe zu dem Thema einzusetze­n, eine bessere Ausstattun­g der Behörden, um „die immense Anzahl von Äußerungen in den sozialen Medien zu überblicke­n“, bessere Beratungen von Angehörige­n von Verschwöru­ngsgläubig­en, mehr Anstrengun­gen bei der Erwachsene­nbildung, etwa über die Betriebe, sowie mehr Mittel für die Forschung zu dem Thema. „Es gibt einen harten Kern, den wir einfach nicht mehr erreichen. Das ist eine bittere Erkenntnis für eine demokratis­che Gesellscha­ft“, so Schäffer.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany