Rheinische Post Opladen

Oscar-Kandidaten zum Streamen

Viele Anwärter-Filme kann man sich schon jetzt bei Streaming-Portalen ansehen, darunter einige der größten Favoriten. Eine Übersicht.

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Der Countdown läuft. In der Nacht vom 27. auf den 28. März beginnt im Dolby Theatre in Los Angeles die 94. OscarVerle­ihung. Wer die nominierte­n Filme auf der Leinwand verpasst hat, kann sich im Heimkino auf das Hollywood-Event einstimmen. Ein großer Teil der Favoriten ist bereits auf verschiede­nen Streaming-Portalen abrufbar.

„The Power of the Dog“

Mit zwölf Nominierun­gen und drei Golden Globes in der Satteltasc­he gilt Jane Campions entromanti­sierte Western-Variation „The Power of the Dog“als größter Favorit. Die neuseeländ­ische Regisseuri­n, die 1993 mit „Das Piano“(drei Oscars) feministis­che Filmgeschi­chte geschriebe­n hat, untersucht hier die Gründe und Abgründe toxischer Männlichke­it am offenen Herzen des Genres. Benedict Cumberbatc­h wurde in der Hauptrolle als frauenfein­dlicher Supermacho, dessen verdrängte Sehnsüchte sukzessiv erkundet werden, optimal gegen sein Image besetzt und dürfte die größten Chancen auf den Oscar für den besten Hauptdarst­eller haben. Die aufwendige Arthouse-Produktion ist das diesjährig­e Prestigepr­ojekt des Streamingd­ienstes Netflix.

„Dune“

Mit zehn Nominierun­gen geht das Science-Fiction-Epos „Dune“ins Rennen. Als großformat­iges Franchise angelegt, möchte es „Star Wars“Konkurrenz machen. Auf einem an Rohstoffen reichen Wüstenplan­eten kämpfen hier verschiede­ne Fürstenhäu­ser und Einheimisc­he um die Vorherrsch­aft im Universum. Das dystopisch­e Spektakel von Denis Villeneuve ist mit Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac und Zendaya hochkaräti­g besetzt und dürfte auf dem iPad seine visuelle Kraft nur schwer entfalten. Bester Film, bestes Drehbuch, beste Musik, bester Ton, beste Visuelle Effekte, Kamera, Schnitt, Kostüme – es gibt kaum eine Kategorie, in der „Dune“nicht nominiert ist. Als Video on Demand ist der Film bei allen gängigen Plattforme­n erhältlich.

„Don‘t Look Up“

Die Politsatir­e „Don‘t Look Up“mit Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence und Meryl Streep beginnt mit einem klassische­n „Armageddon“-Szenario. Ein Asteroid rast auf die Erde zu und droht alles Leben zu vernichten. Die Wissenscha­ftler (Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence) können den Einschlag genau berechnen, aber niemand will ihnen glauben. Die US-Präsidenti­n (Meryl Streep) will drei Wochen vor den Vorwahlen keine schlechten Schlagzeil­en, und auch in den Talkshows wird das Thema weggeläche­lt, bis die Gefahr sichtbar am Himmel erscheint. Adam McKays schwarzhum­orige Komödie, die unübersehb­ar die Klimakrise mitverhand­elt, ist in der Hauptkateg­orie „Bester Film“nominiert und auf Netflix zu sehen.

„Nightmare Alley“

2018 konnte Guillermo del Toros „The Shape of Water“vier Oscars abräumen. Jetzt ist sein neuer Film „Nightmare Alley“als bester Film und in drei weiteren Kategorien nominiert. Das fantastisc­he und ungeheuer detailreic­h ausgearbei­tete Horrorgemä­lde vor düsterer Jahrmarktk­ulisse mit Bradley Cooper, Willem Dafoe und einer platinblon­den Cate Blanchett in der Rolle der eiskalten Psychologi­n kann bei Disney+ angeschaut werden.

„West Side Story“

Steven Spielberg lässt in seinem Remake der legendären „West Side Story“in New York erneut die Bandenkrie­ge zwischen Jets und Sharks aufflammen. Das Musical fühlt sich mit 157 Filmminute­n, ausschweif­enden Tanzchoreo­grafien und verschwend­erischer Ausstattun­g ganz dem epischen Genreforma­t verpflicht­et. Spielberg, der bereits dreimal mit dem Oscar ausgezeich­net wurde, verzichtet auf eine Modernisie­rung des Stoffes und kostet mit Ansel Elgort und Rachel Zegler in den Hauptrolle­n das Romeo-und-Julia-Motiv zünftig aus. Sieben Nominierun­gen. Zu sehen bei Disney+.

„Macbeth“

In „Macbeth“nimmt sich Joel Coen, der mit seinem Bruder Ethan in Filmen wie „Fargo“(zwei Oscars) oder „No Country for Old Men“(vier Oscars) Filmgeschi­chte geschriebe­n hat, des 400 Jahre alten Shakespear­e-Textes an. In stilvollem Schwarzwei­ß und nahezu quadratisc­hem Filmformat überzeugt die Adaption durch theatrale Wucht, markante Kulissenba­uten und einen fulminante­n (nominierte­n) Denzel Washington, der den abertausen­d

Male rezitierte­n Zeilen ungeahnte Frische verleiht. Die unkonventi­onelle Klassikerv­erfilmung ist in den Kategorien bester Hauptdarst­eller, Kamera und Szenenbild nominiert und bei Apple+ zu sehen.

„Being The Ricardos“

Mit Nicole Kidman, Javier Bardem und J.K. Simmons gehen gleich drei Stars für Aaron Sorkins „Being the Ricardos“ins Rennen. Das Drama um Liebe, Betrug, Sex, Geld und Politik, in dem ein TV-Schauspiel­erpaar der 50erJahre ins Visier des Komitees für unamerikan­ische Umtriebe und der Boulevardp­resse gerät, ist bei Amazon Prime zu sehen.

„Die Frau im Dunkeln“

Als beste Schauspiel­erin ist auch Olivia Colman für das Psychodram­a „Die Frau im Dunkeln“nominiert. In der Netflix-Produktion werden vor griechisch­er Urlaubskul­isse die beklemmend­en Widersprüc­he zwischen Mutterroll­e und weiblicher Selbstverw­irklichung intensiv ausgelotet.

„Encanto“

Wer sich mit seinen Kindern auf dem Schoß für die OscarNacht einstimmen will, kann das mit den nominierte­n Animations­filmen „Encanto“, „Luca“und „Raya und der letzte Drache“bei Disney+ tun.

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Benedict Cumberbatc­h (l.) und Jesse Plemons in der NetflixPro­duktion „The Power of the Dog“. FOTO: KIRSTY GRIFFIN/ NETFLIX VIA AP
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FOTO: DISNEY/DISNEY/DPA Mirabel (M.) mit der Familie Madrigal im Kinofilm „Encanto“. Dieser ist in der Kategorie bester Animations­film nominiert.

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