Die Angst des Rheinlands vor den belgischen Atommeilern
Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser ist besorgt wegen der Laufzeitverlängerung. Innenminister Herbert Reul lässt Notfallpläne überprüfen.
DÜSSELDORF Eigentlich wollte Belgien seine Atomkraftwerke 2025 vom Netz nehmen. Doch nun hat die Regierung angekündigt, die Laufzeiten zu verlängern: Die Blöcke Tihange 3 und Doel 4 sollen bis Ende 2035 weiterlaufen. Premierminister Alexander De Croo sagte, man habe Gewissheit in unsicheren Zeiten gewählt. Das sehen die Menschen in der Grenzregion anders. Für sie sind die Meiler eine Quelle der Angst. Seit Jahren gibt es Proteste. Tihange liegt 60 Kilometer südwestlich von Aachen, Doel im Hafen Antwerpen.
NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) ist alarmiert: „Angesichts der sicherheitstechnischen Probleme einzelner Reaktoren in der Vergangenheit ist der geplante Weiterbetrieb der Kernkraftwerke Tihange 3 und Doel 4 mit Sorge zu sehen. Die Landesregierung wird sich dafür einsetzen, dass eine strenge Überprüfung aller
Sicherheitsanforderungen erfolgen wird.“Dazu zähle eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung. Innenminister Herbert Reul (CDU) betonte: „Wichtig ist, dass potenziell betroffene Menschen im Fall des Falles gewarnt werden. Als Innenministerium haben wir die Kreise und kreisfreien Städte per Erlass dazu aufgefordert, ihre Notfallplanungen für den Fall einer Havarie eines belgischen Kernkraftwerks zu überarbeiten. Inwiefern aufgrund der Entscheidung
zur Laufzeitverlängerung von Tihange nun weitere Schritte erforderlich sind, werden wir prüfen.“
Vor allem die „Bröckelmeiler“genannten Blöcke Tihange
Doel 3 machten Schlagzeilen. 2012 wurden Haarrisse im Reaktorbe hälter bekannt. Andere Blöcke ver loren radioaktives Wasser, es kam zu Stromausfällen. Immer wieder mussten Meiler heruntergefahren werden. Bund und NRW intervenierten, doch es gelang nicht einmal, einen Exportstopp für Brennelemente durchzusetzen. Energieminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte, bei der Verlängerung handele es sich um die „souveräne Entscheidung der belgischen Regierung“. Die Meiler, die als besonders problematisch angesehen werden, würden früher stillgelegt. „Dabei soll es auch bleiben“, so Pinkwart. „Dann muss man sehen, was jetzt zur Verlängerung ansteht. Wir werden alles tun, um diesen Prozess so zu begleiten, dass das Thema Sicherheit absoluten Vorrang behält.“