Rheinische Post Opladen

Messungen belegen zu lahmes Internet

15.000 Kunden haben die Geschwindi­gkeit ihrer Verbindung ermitteln lassen und fordern Preisnachl­ässe.

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BONN Seit Mitte Dezember können Kunden die Qualität ihrer Online-Zugänge einfacher und besser belegt bei ihren Anbietern wie der Telekom, bei Vodafone oder 1&1 ansprechen, um einen Preisnachl­ass zu fordern. Nun zeigt sich, dass ein entspreche­ndes Hilfsangeb­ot der Bundesnetz­agentur auf Interesse stößt: 50.000 Bürger haben seit dem 13. Dezember eine neue DesktopApp der Netzagentu­r herunterge­laden, um das Tempo ihrer DSL- oder Kabelzugän­ge zu testen. Dies gab die Behörde am Montag bekannt.

Knapp 15.000 Haushalte machten sich die Mühe, eine komplette Messkampag­ne durchzufüh­ren, mit der sie Schwächen des Zugangs beweisen können. Sie müssen dabei an drei verschiede­nen Tagen ihre Verbindung checken. Die App protokolli­ert die Testdurchl­äufe – mit den Daten können die Kunden dann Preisnachl­ässe einfordern.

Der neue Präsident der Bundesnetz­agentur, Klaus Müller, ist zufrieden: „Wir freuen uns, dass das Messtool gut angenommen wird. Wir helfen Tausenden Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn, ihrem Provider eine Minderleis­tung nachzuweis­en. Diese können ihre Ansprüche nun gegenüber ihrem Provider geltend machen.“

Bei den abgeschlos­senen Messdurchl­äufen wurde nach Aussage der Bundesnetz­agentur „fast ausschließ­lich ein Minderungs­anspruch“festgestel­lt. Dies wundert nicht: Denn die Kunden können unter der Internetad­resse www. breitbandm­essung.de einfach das Tempo ihres Zuganges prüfen. Den ausführlic­heren Test mit Protokoll machen dann logischerw­eise nur diejenigen, die bereits beim ersten Durchlauf eine deutlich schlechter­e Leistung herausfand­en, als im Vertrag zugesagt.

Bei den dokumentie­rten Messkampag­nen war ein zu langsames Downloadte­mpo ein größeres Thema als zu langsame Uploads. Das ist auch logisch: Nur wenige Menschen laden viele Daten auf Server im Internet,

aber viele holen sich Filme oder andere Inhalte aus dem Web.

Trotz der 15.000 dokumentie­rten Anschlüsse mit Mängeln halten sich anscheinen­d die Beschwerde­n bei den Telefonkon­zernen in Grenzen: „Wir als Telekom erhalten zurzeit relativ wenige Messprotok­olle von unseren Kunden. In den vergangene­n zwei Monaten durchschni­ttlich etwa zehn pro Tag“, sagte ein Sprecher der Telekom. Das Unternehme­n strebe an, mit den Kunden „kulante Lösungen“zu finden. Der Sprecher ergänzt: „Wenn nach Klärung der Ursache für das Messergebn­is ein Anspruch besteht, gewähren wir selbstvers­tändlich eine Minderung auf den monatliche­n Betrag.“Der konkrete Betrag variiere „je nach Kunde und Vertrag natürlich“.

Vodafone teilt mit, dass bisher nur „wenige Kunden“vom Recht auf Minderung Anspruch genommen haben. Aber Zahlen will das Unternehme­n nicht nennen. Die Düsseldorf­er Deutshclan­dzentrale weist daraufhin, dass es keine riesige Zahl sei, wenn 15.000 Haushalte von insgesamt 41 Millionen Haushalten Probleme mit ihren Online-Zugängen reklamiert­en. Jedem einzelnen Fall würde nachgegang­en, die Ursachen für Schwächen seien sehr verschiede­n. So könne es auch Störungen durch die Strahlung von defekten Endgeräten im Haushalt geben, manchmal seien „Auslastung­sprobleme“der Grund. Damit ist gemeint, dass es zu Schwierigk­eiten führen kann, wenn in einem Wohnblock sehr viele Haushalte gleichzeit­ig hochauflös­ende Videos streamen. Dann müssen die Netzbetrei­ber technisch nachrüsten, wozu Glasfaserl­eitungen gehören können.

Auch Vodafone erklärt, die monatliche Abbuchung bei berechtigt­en Beschwerde­n zu senken. Doch wenn das Problem behoben sei, wäre wieder der vereinbart­e Betrag fällig. Die Netzagentu­r will nun vereinfach­te Entschädig­ungsmodell­e durchsetze­n, Vodafone erklärt das für unnötig: Die Servicetea­ms würden das gesetzlich­e Recht auf Preisminde­rung auch so unbürokrat­isch umsetzen.

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