Rheinische Post Opladen

Neue Ziele statt Titelkampf

Der Rückstand von Borussia Dortmund auf die Bayern wächst nach dem 1:1 in Köln wieder auf sechs Punkte.

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(dpa) Erling Haaland war offenbar der Einzige, der noch an eine echte Titelchanc­e für Borussia Dortmund geglaubt hatte. Die Frust-Bilder vom Torjäger, der mit verschränk­ten Armen und kopfschütt­elnd auf der Bank verharrte, waren jedenfalls ein klares Zeichen: Dieses 1:1 des BVB beim 1. FC Köln waren mehr als zwei verlorene Punkte. Es war bei nun sechs Punkten Rückstand auf den FC Bayern und noch sieben Spielen wohl der entscheide­nde Rückschlag im Titelkampf der Fußball-Bundesliga.

Der war über die gesamte Saison hinweg nie so recht in Gang gekommen. Und in den Augen von Haalands Bossen anscheinen­d auch nach der kleinen Aufholjagd von neun auf vier Punkten kein echtes Thema gewesen. „Wir hätten gerne gewonnen und es so lange wie möglich spannend gemacht. Aber wir konnten unsere Chancen trotzdem realistisc­h einschätze­n. Daher haben wir den Meisterkam­pf nicht mehr ausgerufen“, sagte Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspie­lerabteilu­ng.

Trainer Marco Rose antwortete auf die Frage, ob er im Hinblick auf den Titelkampf enttäuscht über das Ergebnis sei, demonstrat­iv verkürzt: „Ich bin enttäuscht über das Ergebnis.“Das Gerede vom Meister-Duell sei ja „ein Running Gag mittlerwei­le. Verlieren wir ein Spiel, heißt es wieder: Verkackt. Dann gewinnen wir und die Bayern stolpern, dann kriege ich die Frage gestellt: Seid ihr wieder dicke dabei?“Insgesamt versuche der BVB einfach, „das Maximum aus der Saison rausholen.“

Kehl rief derweil einfach andere Ziele aus. „Rückrunden-Meister zu werden, ist auf jeden Fall ein lohnendes“, sagte er: „Und den Abstand nach hinten vergrößern und nach vorne nicht so brutal aussehen zu lassen, wäre ganz gut.“

Das klingt mäßig ambitionie­rt in einer Rest-Saison, in der Borussia Dortmund nach dem Aus in drei Pokal-Wettbewerb­en „ja nicht mehr so viele Englische Wochen hat“, wie Kehl anmerkte. Und in der die Dortmunder selbst in der nun anstehende­n Länderspie­l-Pause „eine gute Trainingsg­ruppe haben werden. Es sind ja viele deutsche Nationalsp­ieler da“, wie Kehl sagte. Bundestrai­ner Hansi Flick hatte keinen einzigen Dortmunder nominiert. Darüber habe man gesprochen, sagte Kehl, der im Sommer Michael Zorc als Sportdirek­tor beerben wird: „Das lassen wir jetzt einfach mal so stehen.“

Dennoch sei die Konstrukti­on eines Titelkampf­es zwischen dem Serien-Meister

aus München und dem Dauer-Verfolger aus Dortmund „ein Auf und Ab der Medien“, wie Kehl erklärte: „Wir haben uns nicht drauf eingelasse­n und uns auf uns konzentrie­rt. Das ist uns zuletzt gut gelungen.“Immerhin hat Dortmund in 2022 die meisten Punkte geholt.

Auch deshalb verteidigt­e Kölns Trainer Steffen Baumgart seinen Freund „Rosi“mit Vehemenz. „Sie haben von den letzten neun Spielen sechs gewonnen, zweimal unentschie­den gespielt und nur von Leverkusen den Arsch vollgekrie­gt, was jedem mal passieren kann“, sagte Baumgart: „Das wird mir alles zu schlecht gemacht. Die Mannschaft hat eine Entwicklun­g gemacht. Ich finde, dass sie eine gute Saison spielen.“

Für Haaland reicht das alles aber wohl nicht als Perspektiv­e. Bei seinem Startelf-Comeback nach 57 Tagen wirkte der Norweger dauerunzuf­rieden mit sich und dem Spiel der Mannschaft. Seinen Frust habe man „auch schon im Spiel gemerkt“, sagte Kölns Innenverte­idiger Luca Kilian, in der Jugend des BVB groß geworden und heute noch bekennende­r Dortmund-Fan. „Er war nicht richtig drin im Spiel, hat nicht so viele Bälle bekommen“, sagte Kilian und ergänzte lachend: „Als Team haben wir ihn gut verteidigt. Deshalb ist das schön, ihn so beleidigt auf der Bank sitzen zu sehen.“

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Gekänpft und doch nur einen Punkt geholt in Köln: Dortmunds Jude Bellingham steht mit zerrissene­m Stutzen auf dem Rasen.

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