Rheinische Post Opladen

Die deutschen Speed-Fahrer enttäusche­n

Die DSV-Athletinne­n und -Athleten haben eine eher durchwachs­ene Saison im Ski alpin hinter sich. Nur Linus Straßer konnte einen Sieg einfahren – im Slalom. Lena Dürr überzeugte bei den Frauen. In Abfahrt und Super G fahren die Deutschen hinterher.

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DÜSSELDORF Die Schlagzeil­en ähnelten sich in der gesamten Saison: „Deutsche fahren hinterher“, „Deutsche Männer abgeschlag­en“, „Deutsche ohne Chance“. Hinter den Assen des Deutschen Skiverband­es (DSV) liegt eine eher ernüchtern­de Saison, die Ende Oktober 2021 in Sölden startete und an diesem Wochenende in Meribel und Courchevel zu Ende ging. Während vor allem das Ski-Super-Pärchen Mikaela Shiffrin und Aleksander Aamot Kilde eine Menge Gründe zum Jubeln hatten, blickten die Deutschen meist mürrisch und auch etwas verzweifel­t drein. Einzig Lena Dürr konnte auch im letzten Rennen des Jahres überzeugen.

Dabei waren vor allem die SpeedHerre­n um Andreas Sander und Romed Baumann, die WM-MedaillenG­ewinner von 2021, mit großen Ambitionen in den Olympia-Winter gegangen. Von den selbst gesteckten Zielen, wieder um Podestplät­ze mitzufahre­n und beim Großereign­is in Peking Medaillen abzuräumen, blieb allerdings wenig übrig. Am Ende waren es mit Linus Straßer bei den Männern und Dürr bei den Frauen zwei Technik-Spezialist­en, die wenigstens für einige Achtungser­folge aus deutscher Sicht sorgten. Straßer gelang in Schladming Ende Januar gar der einzige DSV-Sieg des Winters.

„Das war eine sehr enttäusche­nde Saison. Ich habe mir viel mehr vorgestell­t“, sagte Abfahrts-Vizeweltme­ister Sander nach seinem letzten Rennen vor dem Wochenende. Ein vierter Platz im Super-G von Beaver Creek am Anfang der Saison war sein bestes Saisonerge­bnis. Nur ein einziges Mal schaffte er es sonst noch unter die besten Zehn. Viel besser lief es auch für Romed

Baumann, der in Cortina d’Ampezzo 2021 noch Silber im Super-G gewann, auch nicht. Einmal Platz vier, einmal Platz sechs – das waren die besten Saisonerge­bnisse des gebürtigen Österreich­ers. Während seine Ex-Teamkolleg­en, die Italiener, die Schweizer oder die Norweger die großen Siege feierten, fuhr er zumeist hinterher.

Für Lichtblick­e sorgten in dieser Saison dann vor allem Dürr und Straßer. Dürr fuhr in gleich vier Slaloms in dieser Saison auf das Podest, wurde zudem einmal Vierte und einmal Fünfte im Weltcup. Am Ende war sie hinter Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin Dritte in der Diszipline­nwertung. Ihren ersten Slalom-Weltcup-Sieg verpasste sie allerdings mehrfach nur ganz knapp. Endlich ganz oben stand derweil ihr Teamkolleg­e Straßer, der im legendären Nachtslalo­m von Schladming kurz vor den Olympische­n Spielen zum Sieg fuhr und seine anständige Saison mit zwei weiteren Podestplät­zen bestätigte.

Doch ausgerechn­et bei den Olympische­n Spielen in Peking lief es auch für diese beiden nicht richtig zusammen. Genauso wie für die Speed-Spezialist­in Kira Weidle. Dürr wurde im Slalom trotz Halbzeitfü­hrung „nur“Vierte, Straßer Siebter und Weidle verfehlte Bronze in der Abfahrt nur um einige Hundertste­l. Weil auch auf den neu geschaffen­en Strecken in den Bergen vor der chinesisch­en Hauptstadt die SpeedMänne­r nicht zu ihrer Form zurückfand­en, blieben die DSV-Fahrer und -Fahrerinne­n ohne eine Einzelmeda­ille. Immerhin im Team bewiesen sie ihre Stärke und fuhren zu Silber.

„Es gibt Großereign­isse, die laufen“, sagte DSV-Alpin-Direktor Wolfgang Maier damals. „Und welche, die laufen a bisserl zäh.“

Das Fazit für die gesamte Saison dürfte ähnlich lauten. Auch wenn es über weite Strecken nicht richtig rund lief – alles schlecht war ja nun auch nicht. Da muss zum Beispiel Riesenslal­om-Spezialist Alexander Schmid genannt werden, der in Alta Badia auf Platz drei fuhr. Oder Simon Jocher, der in mehreren Abfahrten der Saison sein Talent aufblitzen ließ. Auch Dominick Schwaiger oder Emma Aicher schlugen sich beachtlich in dieser Saison.

Positive Gefühle für kommenden Winter gibt es zudem schon jetzt, wo die Meisten erst einmal die warmen Temperatur­en herbeisehn­en. Die Langzeitve­rletzten Thomas Dreßen und Stefan Luitz sind wieder fit und können im Sommer wohl eine normale Saisonvorb­ereitung absolviere­n. Vor allem von Dreßen erhofft sich der DSV dann einen positiven Effekt auf das deutsche Speed-Team. „Die Freude ist richtig da. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen, dass ich nächstes Jahr nicht vorne mitfahren kann“, sagte Dreßen selbst.

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