Paulinho kann wieder lachen
Nach langer Leidenszeit hat der brasilianische Offensivspieler von Bayer 04 wieder für Leverkusen getroffen – und das gleich doppelt. Seine Mitspieler freuten sich mit dem 21-jährigen Siegtorschützen in Wolfsburg.
LEVERKUSEN In Abwesenheit der verletzten Florian Wirtz und Patrik Schick waren die verbleibenden Offensivkräfte von Bayer 04 beim VfL Wolfsburg gefordert. An Winterzugang Sardar Azmoun, der zum ersten Mal in der Startelf stand, lief die Partie jedoch weitgehend vorbei. Auch Moussa Diaby und Amine Adli erwischten nicht gerade ihre besten Abende. Trainer Gerardo Seoane erkannte das, brachte 20 Minuten vor dem Ende in Lucas Alario noch einmal einen frischen Stürmer. Den Sieg wechselte der Schweizer aber erst in der 81. Minute ein: Paulinho kam, nutzte seine Chancen und schoss die Werkself mit zwei späten Treffern zum 2:0-Sieg bei den Niedersachsen. Für ihn endete damit eine mehr als zweijährige Durststrecke.
Als sich der 2018 für rund 18 Millionen Euro von Vasco da Gama aus Rio de Janeiro ins Rheinland gewechselte Brasilianer das letzte Mal über einen Doppelpack oder gar ein Tor für die Werkself freuen konnte, stand der erste Lockdown in Deutschland kurz bevor. Anfang März 2020 verhalf Paulinho seinem Team mit zwei Treffern und einer Vorlage zum Sieg gegen Frankfurt. Im Anschluss daran stand der Flügelangreifer noch 32 Mal für Bayer auf dem Rasen, ohne dabei auch nur ein Tor zu verzeichnen. Im 33. Versuch schaffte er es nun – zunächst nach einem Solo-Lauf mit dem rechten Fuß und in der Nachspielzeit dann per Kopf hinein ins Glück.
Neben Paulinho selbst, der über beide Ohren strahlte, freuten sich auch seine Teamkollegen sichtbar für den Joker. „Ich freue mich vor allem für Paulinho, der immer so viel versucht und jetzt endlich mal belohnt worden ist“, sagte Kapitän Lukas Hradecky. Trainer Gerardo Seoane ergänzte: „Die ganze Mannschaft freut sich für ihn. Wir haben ihn ermutigt, immer wieder in den Abschluss zu gehen, nicht zu zögern und die nötige Entschlossenheit zu zeigen. Das hat er beim 1:0 getan“.
Zuletzt war Paulinho das weniger gut gelungen. Bei der Derbyniederlage gegen Köln vergab der technisch versierte, aber häufig zögerlich und verkrampft wirkende Angreifer noch eine Großchance zur Führung. Ein kurz vor dem verlorenen Pokalfinale 2020 im Training erlittener Kreuzbandriss hatte Paulinho beinahe die komplette Saison 2020/21 gekostet. Bei den Olympischen Spielen in Tokio sammelte er mit der brasilianischen Auswahl Spielpraxis, kehrte mit der Goldmedaille um den Hals zurück und überzeugte auch in den Trainingseinheiten unter Seoane. Das Problem: Bekam Paulinho die Gelegenheit, sein Können in einem Pflichtspiel für die Werkself zu zeigen, ließ er die ihm gebotene Chance zumeist verstreichen – bis jetzt.
Bei Fans und Verantwortlichen des Werksklubs dürfte die Hoffnung, dass die Karriere des 1,77 Meter großen Kraftpakets noch einmal neuen Schwung aufnimmt, nach dem Auftritt beim VfL nun erneut aufflammen. Zu wünschen wäre es dem Brasilianer.