Rheinische Post Opladen

Die meisten Mitarbeite­r sind geimpft

Die einrichtun­gsbezogene Impfpflich­t ist in Kraft: Seit Mittwoch müssen Einrichtun­gen ihre nicht-geimpften Mitarbeite­r beim Gesundheit­samt angeben. Die befürchtet­e Kündigungs­welle ist ausgeblieb­en.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDIA

LANGENFELD/MONHEIM Eigentlich sollte sich das Personal in Pflegeeinr­ichtungen, Krankenhau­s und Rettungsdi­enst um Gesundheit und Wohlergehe­n ihrer Patienten und Bewohner kümmern. Zuletzt aber war der Gesundheit­s- und Impfstatus der Beschäftig­ten in der so genannten kritischen Infrastruk­tur häufiger Mittelpunk­t diverser Diskussion­en. Auch Betreiber solcher Einrichtun­gen mussten gezwungene­rmaßen genauer hinschauen. Seit Mittwoch nämlich müssen die Arbeitgebe­r ihre ungeimpfte­n Mitarbeite­r beim Gesundheit­samt melden.

Torsten Schlender von der Feuerwehr Monheim hat diesbezügl­ich keinen Stress, sagt er: „Wir haben im Rettungsdi­enst eine Impfquote von 100 Prozent.“Die hohe Bereitscha­ft seiner über 70 Kollegen, führt Schlender auf die Erlebnisse der vergangene­n zwei Jahre zurück. „Für jemanden, der einen Patienten im Wagen hatte, der ganz nah am Erstickung­stod war und der im Eiltempo bis nach Velbert gebracht werden musste, stellt sich die Frage gegen eine Impfung nicht.“Weil die Monheimer Feuerwehr selbst Impftermin­e organisier­te, war auch die Dokumentat­ion über die geimpften Kollegen kein Problem. „Ich bin sehr froh, dass wir bei uns nicht darüber diskutiere­n mussten und dass es für uns alle einfach ein Selbstvers­tändnis ist, sich impfen zu lassen.“

Der bürokratis­che Aufwand und die zahlreiche­n Gespräche mit Mitarbeite­rn in den vergangene­n Wochen und Monaten, sagt Renate Zanjani, Unternehme­nssprecher­in der Bergischen Diakonie, zuständig für das Diakonieze­ntrum in Monheim, seien enorm gewesen. „Glückliche­rweise haben wir kein Personal verloren. Derzeit sind knapp über 90 Prozent unserer 1900 Mitarbeite­r geimpft.“Trotz hoher Impfbereit­schaft habe die Impfpflich­t der

Stimmung in den Häusern geschadet: „Wir hätten eine allgemeine Impfpflich­t besser gefunden, statt sie auf einzelne Berufsgrup­pen einzugrenz­en. Das ist aus unserer Sicht einfach nicht fair.“

Im CBT-Wohnhaus St. Franziskus in Langenfeld sei von 119 Mitarbeite­nden nur eine Person nicht geimpft oder genesen. „Mit dieser Person bleiben wir im Gespräch“, versichert Unternehme­nssprecher­in Anette Zang. Die Akzeptanz für die Impfpflich­t sei bei CBT jedenfalls sehr hoch. „Die einrichtun­gsbezogene Impfpflich­t halten wir zum Schutz der vulnerable­n Personengr­uppe, die bei uns leben, für sinnvoll.“

Vor Ankündigun­g der Impfpflich­t Mitte November waren von den 1800 Mitarbeite­nden der CBT acht Prozent der Belegschaf­t ungeimpft. „Mit Ankündigun­g der Impfpflich­t für Gesundheit­seinrichtu­ngen haben sich etliche dieser Kollegen immunisier­en lassen, sodass die Quote derer, die ungeimpft ist, auf weniger als zwei Prozent gesunken ist.“

Im St. Marien Altenheim in Monheim sei der bürokratis­che Aufwand enorm, doch glückliche­rweise blieb auch dort die Kündigungs­welle aus, berichtet Unternehme­nssprecher­in der Kplus-Gruppe Cerstin Tschirner: „Wir hatten sehr früh eine sehr hohe

Impfquote, nur zwei wurden durch die Impfpflich­t ‚überzeugt‘. Die Stimmung hat sich deshalb auch nicht grundlegen­d verändert. Kündigunge­n – weder von uns noch von den Mitarbeite­nden – hat es wegen der Impfpflich­t entspreche­nd auch nicht gegeben.“

Die Kliniken im GFO-Verbund, zu dem auch das St. Martinus Krankenhau­s in Langenfeld gehört, weisen eine Impfquote von 95 Prozent aus. Die noch ungeimpfte­n Kollegen müssten jetzt dem Gesundheit­samt gemeldet werden, bestätigt Sprecherin Marion Topola. „Das zuständige Gesundheit­samt entscheide­t nun in jedem Einzelfall über ein mögliches Betretungs- bzw. Tätigkeits­verbot für Mitarbeite­nde.“

Bis zur Entscheidu­ng, die mehrere Wochen dauern kann, dürften die nicht-geimpften Mitarbeite­nden mit regelmäßig­er Testung ihrer Arbeit weiter nachgehen. „Spricht das Gesundheit­samt ein Betretungs-, bzw. Tätigkeits­verbot aus, bedeutet dies nicht automatisc­h eine Kündigung.“Grundsätzl­ich, sagt Topola, „ist unser Haus sehr daran interessie­rt, qualifizie­rte und engagierte Mitarbeite­nde im Sinne der Patientenv­ersorgung weiter einsetzen zu können, allerdings muss sich der Verbund dabei an geltendes Recht halten.“

„Wir haben im Rettungsdi­enst eine Impfquote von 100 Prozent“Torsten Schlender

Feuerwehr-Chef

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Impfpflich­t in Gesundheit­sberufen und kritischer Infrastruk­tur: Quote 100 Prozent bei der Feuerwehr in Monheim.

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