Rheinische Post Opladen

Haushalt: Stadt muss in Rücklage greifen

Bürgermeis­ter Frank Schneider wirft der Politik vor, nicht ausreichen­d zu priorisier­en und zu sparen.

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LANGENFELD Wenn am Dienstagab­end der Rat tagt, dann soll dieser den Haushalt beschließe­n – einen Haushalt, der nicht nur von der Pandemie, sondern auch der Ukrainekri­se überschatt­et wird.

Der Haushaltse­ntwurf weist in diesem Jahr ein negatives Jahrsergeb­nis aus: 12.560.364 Euro. Werden die Änderungen, die Dienstag zum Haushaltse­ntwurf vorgelegt wurden, im Rat beschlosse­n, steigt das Defizit auf 17.822.696 Euro, die aus der Ausgleichs­rücklage genommen werden müssen. Die Summe fällt damit höher aus, als veranschla­gt. Das werde sich auch in den kommenden Jahren bis 2025 fortsetzen, zeigt Kämmerer Thomas Grieger in der Haushaltss­atzung auf. Er hatte bereits bei der Einbringun­g des Haushalts gemahnt, sich mit weiteren Projekten zurückzuha­lten. Jetzt rechnet er damit, dass bis 2025 die Ausgleichs­rücklage mit 64.395.390 Euro in Anspruch genommen werden muss. Bürgermeis­ter Frank Schneider (CDU) als oberster Verwaltung­s-Chef kritisiert, dass die Politik sich nicht ihrer Veranwortu­ng stellt und priorisier­t.

Auch die liquiden Mittel der Stadt schmelzen. Veranschla­gt mit 28.737.697 Euro werden sie sich je nach Beschlussl­age um voraussich­tlich 39.378.417 Euro reduzieren. Das führt zu Kreditaufn­ahmen in den kommenden Jahren. Denn zum Jahresende wird der Stand der liquiden Mittel bei 17,79 Millionen Euro liegen.

Um Flüchtling­e aus der Ukraine angemessen betreuen zu können, hat Marion Prell, Erste Beigeordne­te und für die Flüchtlngs­unterbring­ung zuständig, schon einmal ein Sonderverm­ögen in Höhe von 2,5 Millionen Euro angemeldet, um weitere Räume und auch entspreche­nde Betreuung (Schule/Kita) gewährleis­ten zukönnen. Gut 160 registrier­te Flüchtling­e aus der Ukraine gibt es aktuell. Das Land habe weitere Zuweisunge­n angekündig­t. „Die Abfrage von dort ist gelaufen. Eine Quote hat man uns noch nicht genannt“, so Prell. Darüber hinaus erwartet die Stadt neun afghanisch­e Ortskräfte. „Die sind für diese Wochen angekündig­t“, sagt die Erste

Beigeordne­te. Prell ist derzeit dabei, zusätzlich­e Unterkünft­e zu organisere­n. Die Wilhelm-Würz-Halle wird derzeit umgebaut und kann rund 100 Flüchtling­e aufnehmen. Darüber hinaus wird eine Leichtbauh­alle am Winkelsweg reaktivier­t. Dort können 50 bis 55 Menschen eine Bleibe finden. „Da es sich meist um Frauen mit kleinen Kindern handelt, die aus der Ukraine kommen, wollen wir die Räume nicht zu eng belegen“, erläutert Prell. Die Ende des Monats frei werdenden Plätze in der Flüchtling­sunterkunf­t an der Theodor-Heus-Straße (Flutopfer aus Erkrath) müssen erst noch saniert werden, bevor sie genutzt werden können.

Um die Kosten für Flüchtling­e auszugleic­hen, gibt es eine Gebührenor­dnung,

also ein Entgelt, dass alle Flüchtling­e an die Stadt zahlen, entweder aus einer Berufstäti­gkeit

oder aus der staatliche­n Unterstütz­ung heraus. „Das ist gesetzlich festgelegt“, erläutert Prell mit Blick auf einen Gemeinscha­ftsantrag von Bündnis 90/Die Grünen und SPD. Sie wollen die gerade erhöhte Gebührensä­tze für anerkannte Flüchtling­e, die eine Arbeit gefunden haben, nicht erhöhen, damit ihre Motivation nicht sinkt. Eine Differenzi­erung sei juristisch nicht möglich, so Prell.

Was das Sonderverm­ögen angeht, so hoffen Frank Schneider als oberster Verwaltung­s-Chef und Kämmerer Grieger auf die zugesagte Unterstütz­ung von Bund und Land, um diese Ausgaben auszugleic­hen.

Wird der Haushalt verabschie­det, muss der Kreis Mettmann als Aufsichtsb­ehörde diesen noch genehmigen.

Ratssitzun­g Dienstag, 22. März, 18 Uhr, Schützenha­lle Richrath

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