Rheinische Post Opladen

Verein will junge Talente stärken

Die Talentschm­iede will junge Menschen aus dem Berliner Viertel coachen und zur aktiven Zukunftsge­staltung anregen.

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MONHEIM Hasan Ergen ist türkischer Abstammung, er hat – als erster seiner Familie – das Abitur gemacht und Unternehme­nsführung an der WHU-Otto Beisheim School of Management in Vallendar studiert. Zu seiner Karriere habe seine Mutter einen großen Teil beigetrage­n, sagt der 32-Jährige. Aber den entscheide­nden Impuls, den Blick über den Tellerrand zu wagen, seinen Horizont zu weiten, habe er durch die Junior Management School erhalten, die er als Schüler des Otto-HahnGymnas­iums besuchte. „Da habe ich das erste Mal über die Frage reflektier­t, wer ich bin und wohin ich will.“

Um Fragen wie „Was liegt mir?“, „Wo stehe ich in einem Jahr?“, „Warum verfolge ich dieses Ziel?“und „Was ist jetzt meine Aufgabe?“geht es auch bei dem ersten Workshop des Vereins Talentschm­iede am Samstag, 26. März, in der Marienburg. Die Vereinsgrü­nder Hasan Ergen, Ayhan Atar und Vincent Lauer wollen junge Menschen „empowern“, die aufgrund ihrer soziokultu­rellen Herkunft möglicherw­eise nicht in der Lage sind, ihr Potenzial zu heben, sich vielmehr mit den vorgelebte­n Lebensentw­ürfen ihrer Eltern zufriedeng­eben: Schule – Ausbildung – Heirat – Kinder. „Die 14 Teilnehmer kommen aus dem Berliner Viertel und dem Kontext Marienburg, unter anderem dem dortigen Testzentru­m“, so Ergen.

Was ihn für die Rolle des Coaches prädestini­ert? Er habe eine Ausbildung als Coach absolviert und schon viele Workshops, vor allem für kleine Start ups, organisier­t. Hier aber komme ein weiterer Aspekt hinzu: Als Abkömmling ebenfalls zugewander­ter Menschen habe er einen anderen Zugang zu den Teilnehmer­n, biete ihnen einen Identifika­tionspunkt. „Die Leute fühlen das sonst nicht“, glaubt er. Es brauche authentisc­he und glaubwürdi­ge Vorbilder. Außerdem findet er gerade das Zusammentr­effen von Menschen mit unterschie­dlichen Mentalität­en spannend. „Ich glaube, dass Deutschlan­d des 21. Jahrhunder­t kann multikultu­rell und dennoch leistungsf­ähig sein.“

Mit dem ersten Workshop der Reihe

soll nun zunächst ein Selbstrefl­exionsproz­ess angestoßen werden: Wer bin ich? Wo will ich hin? Die Teilnehmer setzen sich mit den Leitfragen des sogenannte­n Purpose-Vision-Values-Modells auseinande­r und tragen ihre Antworten in der Gruppe vor. Das erfordert, dass man sich auch den anderen gegenüber öffnen kann. Dem geht daher eine Übung voraus, bei der die Teilnehmer über den herbsten Tiefschlag in ihrem Leben berichten müssen. Ergen selber ist mit seinem Start up, „einer Art Zalando für modebewuss­te Männer“, baden gegangen. Inzwischen ist er fest in der Marienburg angestellt, ist unter anderem für die Personalen­twicklung im Tagungszen­trum zuständig.

Finanziert wird die WorkshopRe­ihe durch die städtische Miniprojek­tbörse. Nach zwei Jahren Corona habe viele Menschen eine Aufbruchst­immung gepackt, findet Ergen. Der Bedarf für Neues sei da, die Fördergeld­er für die Umsetzung auch. „Man kann die Dinge verändern, wenn man sich selber bewegt.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Der Verein „Talentschm­iede“von Hasan Ergen (r.) und Vincent Lauer will junge Menschen aus dem Berliner Viertel „empowern“. Nicht zufällig findet der erste Workshp während der Wochen gegen Rassismus statt.

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