Rheinische Post Opladen

Leichlinge­n bekommt neuen Jagdvorste­her

- VON INA BODENRÖDER

Die Jagdgenoss­enschaft Leichlinge­n wählt Ende Juni einen neuen Vorsitzend­en. Helmut Joest blickt auf drei Jahrzehnte in diesem Amt zurück. Alte Probleme werden wohl bleiben, aber die Grundeigen­tümer müssen sich in Zukunft auch auf neue Herausford­erungen einstellen.

LEICHLINGE­N Drei Jahrzehnte war Helmut Joest Vorsitzend­er der Jagdgenoss­enschaft Leichlinge­n, oder kurz gesagt: Jagdvorste­her. Bei der nächsten Jahreshaup­tversammlu­ng am 28. Juni aber gibt er das Amt ab. Der 78-Jährige übergibt die Aufgabe an einen Jüngeren. Wer das sein soll, weiß er schon. Doch vor der Wahl hüllt er sich in Schweigen. Einen Rückblick auf seine lange Amtszeit und einen Ausblick auf das, was auf die Mitglieder zukommen könnte, gibt er aber gerne.

Deutschlan­dweit sind rund vier Millionen Grundeigen­tümer in etwa 40.000 Jagdgenoss­enschaften. Sie „vertreten die Interessen der Grundeigen­tümer in jagdlichen Fragen, kontrollie­ren, ob diese ihre Hegeaufgab­en ordnungsge­mäß erfüllen und vermitteln bei Meinungsve­rschiedenh­eiten zwischen Grundeigen­tümern und Jagdpächte­rn. Auf kommunaler Ebene sind sie Schnittste­lle und Vermittler zwischen kommunalen Interessen und den Interessen ihrer Mitglieder“, gibt das Bundesinfo­rmationsze­ntrum Landwirtsc­haft Auskunft. Die

Jagdgenoss­enschaften entscheide­n, wie das Jagdrecht auf ihren Flächen ausgeübt wird – durch Verpachtun­g beispielsw­eise oder Eigenbewir­tschaftung. Die Genossensc­haften schließen Verträge mit den Jägern, kontrollie­ren, ob die ihren Pflichten daraus nachkommen – beispielsw­eise die Erfüllung des Abschusspl­ans, die Verhütung von Wildschäde­n oder der Jagdschutz. „Die Regelung der Kostenüber­nahme bei Wildschäde­n bzw. der Kosten zur Wildschade­nsverhütun­g ist ein wichtiger Punkt. Denn Jagdgenoss­enschaften

sind ihren Mitglieder­n zum Ersatz von Wildschäde­n verpflicht­et“, heißt es beim Informatio­nszentrum.

All diese Aufgaben nimmt auch die örtliche Jagdgenoss­enschaft wahr. Leichlinge­n ist aktuell in sieben Jagdbezirk­e aufgeteilt. Die rund 2.500 Hektar bejagbaren Flächen sind an zwölf Jagdpächte­r (sprich: Jäger) vergeben. Verpachtet wird immer für zehn Jahre, zuletzt vor zwei Jahren. 300 Grundeigen­tümer sind per Gesetz automatisc­h Mitglieder der hiesigen Jagdgenoss­enschaft und erzielen Einnahmen aus der Verpachtun­g.

„Wir haben genug Jäger, die sich um Pachten bewerben. Aber nicht jeder kommt infrage“, erzählt Joest. Zu seinen Aufgaben gehörte es deshalb, sich die Interessen­ten genau anzuschaue­n. „Wir sind nie danach gegangen, wer am meisten geboten hat, sondern wollten wissen, wen wir vor uns haben“, sagt er.

In den vergangene­n Jahrzehnte­n haben immer die Wildschäde­n zu den größten Problemen gehört: Die Jagdgenoss­enschaft kommt für die Schäden auf, wenn beispielsw­eise eine Rotte Wildschwei­ne einen Acker verwüstet oder Zäune eingerisse­n hat. Früher habe man den Schaden an die Jagdpächte­r weitergege­ben, mittlerwei­le gibt es einen Kompromiss: Ab einer gewissen Schadenshö­he zahlt auch die Genossensc­haft. „Mein Ziel aber war es immer, Wildschäde­n gar nicht erst entstehen zu lassen“, sagt Joest.

Zu den Problemen der nächsten Jahre zählt er vor allem das Baumsterbe­n durch Trockenhei­t und Borkenkäfe­rbefall und die dadurch notwendige

Aufforstun­g der Wälder – genau genommen die Frage, wie Rehe davon abgehalten werden, neu gepflanzte, junge Bäume abzufresse­n. Damit sie wachsen können, müssten sie eigentlich alle einen Kunststoff­schutz um die Stämme bekommen. Das aber geht enorm ins Geld. „Wir brauchen die Jäger“, sagt Helmut Joest auch vor dem Hintergrun­d, dass die Tiere ansonsten viel zerstörten. Mit den Jagdpächte­rn sei er in all den Jahren gut ausgekomme­n.

Als Problem nimmt Helmut Joest aktuell Mountainbi­ker und Hundebesit­zer wahr: Die Fahrradfah­rer seien immer häufiger im Wald unterwegs, störten die Jäger bei ihren Aufgaben. Und es gebe immer wieder uneinsicht­ige Hundebesit­zer, die nicht verstünden, dass ihre Vierbeiner die Wildtiere aufscheuch­en und bis in den Tod hetzen könnten. Beide Themen wird er seinem Nachfolger übergeben müssen, eine Lösung gibt es dafür bislang nicht.

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FOTO. RALPH MATZERATH Helmut Joest gibt nach 30 Jahren das Amt des Jagdvorste­hers bzw. des Vorsitzend­en der Jagdgenoss­enschaft Leichlinge­n ab.

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