Stadtverwaltung nimmt Knöllchen in Flingern zurück
An der Cranachstraße wurden 55-Euro-Knölllchen verteilt, wo Parken lange geduldet war. Nach einer Prüfung gibt es nun doch keine Verwarngelder.
FLINGERN Der Parkdruck in Flingern ist groß. Wer keine Garage hat, kurvt oft lange um die Blöcke und sucht einen Parkplatz. In dieser Situation sorgt es für Unmut, wenn auf Flächen, auf denen Jahrzehnte geparkt werden durfte, plötzlich Knöllchen verteilt werden. So geschehen auf der Cranachstraße, wo Anlieger jetzt 55-Euro-Knöllchen unter den Scheibenwischern hatten. Nach einer Prüfung kam von der Stadt das Signal: Kommando zurück, die Knöllchen werden nicht weiter verfolgt.
In Flingern-Nord sind an mehreren Stellen Parkmöglichkeiten weggefallen. Es wurden Fahrradabstellanlagen aufgebaut, wo Parkplätze waren. Das Zweite-Reihe-Parken an Bauminseln in der breiten Bruchstraße wird konsequent geahndet. Mehr als 30 Parkmöglichkeiten auf der Cranachbrücke, über Jahrzehnte geduldet, wurden durch Poller und fleißige Knöllchenschreiber abgeschafft. Vor ein paar Tagen hingen auch an drei Autos, die in Verlängerung regulärer Parkplätze vor und neben einer Einfahrt parkten, Knöllchen. Fußgänger werden durch sie nicht behindert, eine Ampel gibt es nur zehn Meter weiter.
Anwohner zitierten bei Anrufen in der Stadtverwaltung auch Oberbürgermeister
Stephan Keller (CDU), der jüngst versichert hatte, ein Vernichten von Parkplätzen aus Prinzip sei mit ihm nicht zu machen. Er sprach sich auch für rheinische Lösungen aus, um etwa das halbhüftige Parken (halb auf dem Bürgersteig, halb auf der Straße) nicht pauschal zu untersagen.
Das Ordnungsamt hat die Cranachstraße begutachtet und mitgeteilt, dass die Knöllchen nicht weiterverfolgt werden. Zwar sei das Parken dort nicht erlaubt, der Verstoß aber nicht gravierend. Die Anwendung des Opportunitätsprinzips erlaube, auf eine Ahndung des Vergehens zu verzichten.
Bis Oktober soll Verkehrsdezernent Jochen Kral ein Konzept entwickeln, wie mehr Parkraum in Flingern-Nord und Bilk geschaffen werden kann. Private Parkplätze, etwa von Supermärkten, könnten nachts geöffnet werden. Teile dieser beiden Stadtteile dienen als Pilotquartiere für einen Umbau des öffentlichen Raums. Dabei soll die Lebensqualität erhöht, mehr Platz für umweltfreundliche Alternativen zum Auto geschaffen werden. Die bislang kostenlosen Parkplätze werden kostenpflichtig. Auf einer Seite der Cranachstraße sollen die Parkplätze später für die Radleitroute komplett wegfallen.
Wer hier geparkt hatte, sollte zunächst ein Knöllchen von 55 Euro bezahlen. Dies nahm die Stadt jetzt zurück.