DOROTHEE KRINGS
oft akzeptiert. Allerdings hat eine Studie der Coller School of Management in Tel Aviv gezeigt, dass der Einsatz von Emojis eine Person weniger überzeugend und einflussreich wirken lassen kann. Das hat damit zu tun, dass man Leuten, die sich rein schriftlich äußern, größeres Sprachvermögen zuspricht. Außerdem würden visuelle Botschaften oft als Signal für den Wunsch nach größerer sozialer Nähe verstanden. Mächtigen Menschen unterstellt man anscheinend, dass sie das nicht nötig haben.
Für den Einsatz von Emojis braucht man also genauso viel Feingefühl wie für die Verwendung von Wörtern und sendet auch mit ihnen Ich-Botschaften aus. Doch Emojis können gedanklich faul machen. Statt sich einen netten Schlusssatz einfallen zu lassen, setzt man einen gelben Lächelmond. Noch karger werden die Aussagen, wenn es um negative Emotionen geht. Wenn man sich zum Beispiel entschuldigen müsste oder einen Zorn aussprechen, sind das VerlegenheitsSmiley oder der rote Kopf mit Wölkchen unzureichender Ersatz. Sie bekunden nur einen Zustand, nennen keine Gründe, bleiben Wörter schuldig. Emojis sind also nicht der Untergang des schriftlichen Ausdrucks, sondern eine Ergänzung: mal effizienter, mal dürftiger, meistens bequem. Und so – Zwinkersmiley – kommt es beim Empfänger eben auch an.
Unsere Autorin ist Redakteurin des Ressorts Politik/Meinung. Sie wechselt sich hier mit unserem stellvertretenden Chefredakteur Horst Thoren ab.