Stadt kündigt Büroraum der Hospizbewegung
Weil die Monheimer Wohnen Platz benötigt, muss der Verein weichen. Er hat den Raum kostenlos genutzt.
MONHEIM/LANGENFELD Christine Erm organisiert die Hospizbewegung St. Martin. Sie ist Leitende Koordinatorin des ambulanten Hospizvereins Langenfeld-Monheim. Der Verein betreut Menschen, die wissen, dass sie bald sterben werden, hilft dabei, den letzten Willen und die dafür notwendigen Vollmachten auszufüllen. Die ehrenamtlichen Mitglieder haben vor allem eins: Zeit und ein offenes Ohr für Sterbende und ihre Angehörigen.
Am Langenfelder St. MartinusKrankenhaus ist die Idee zur Hospizbewegung entstanden. Dort hat hat der Verein von Beginn an einen Raum. Auch in Monheim hat er einen an der Heinestraße 2, noch bis Freitag. Dann ist Schlüsselübergabe. Die Stadt hat dem Verein gekündigt. Begründung: Eigenbedarf. Die Stadttochter Monheimer Wohnen, die ebenfalls dort untergebracht ist, expandiert und braucht Platz. Als Alternative hat die Stadt dem Verein angeboten, ins Stadtteilcafé am Ernst-Reuter-Platz zu ziehen.
„Das haben wir abgelehnt. Das ist zu wenig diskret“, begründet Erm die Ablehnung und hofft nun, dass die Stadt gegebenenfalls noch einen anderen Raum findet. „Es muss nicht sofort sein“, sagt sie. Vorübergehend würde man Menschen, die Hilfe des Vereins benötigen, aber nicht nach Langenfeld kommen können, besuchen.
Rund ein Drittel der insgesamt 610 Vereinsmitglieder leben in Monheim. Deshalb hat die Hospizbewegung dort ein eigenes Büro betrieben. „Wir waren täglich von 9 bis 12 Uhr vor Ort“, berichtet Erm. Seit 2004. „Anfangs haben wir uns den Raum noch mit der Seniorenhilfe geteilt“, berichtet Erm. 2015 habe Bürgermeister Daniel Zimmermann dem Hospizverein das Büro komplett überlassen. Mietfrei. Jetzt hat die Lage sich verändert. Die neue Stadttochter Monheimer Wohnen wächst, stellt neue Mitarbeiter ein. „Und die arbeiten günstigenfalls in einem Gebäude“, erläutert Stadtsprecher Thomas Spekowius.
„Das verstehen wir“, sagt Erm. Sie ist dankbar, dass der Verein das Büro über viele Jahre mietfrei nutzen konnte, und bedrückt, dass das Angebot für Monheimer jetzt reduzierter ist. Denn der Verein will seine Arbeit in Monheim fortsetzen, dort präsent bleiben. „Wer uns jetzt erreichen will, kann das nur per Telefon tun“, sagt Erm. „Wir kommen bei Bedarf dann raus.“In der jüngsten Mitgliederversammlung haben die Vereinsmitglieder nun beschlossen, in die Offensive zu gehen und auch an anderen Stellen nachzufragen, ob es einen geeigneten Raum für die Hospizbewegung in Monheim geben kann. Auch Stadtsprecher Thomas Spekowius will nicht ausschließen, dass sich noch einmal etwa ergeben könnte. „Aber aktuell können wir außer dem Büro im Stadtteilcafé nichts anbieten.“
Vor zwei Jahren ist in beiden Städten die Diskussion um ein eigenes Hospiz entbrannt. Die SPD in beiden Städten forderte dies. Christine Erm hat diese Forderung nicht unterstützt. Denn es gebe etwa für Langenfelder elf Plätze im Caritas-Hospiz Garath und im christlichen Hospiz Wuppertal Niederberg zwölf Plätze. Erm hat berichtet, sie sehe „keine große Not“, betroffene Menschen in einem angemessenen zeitlichen Rahmen auf einen Hospizplatz zu vermitteln. Die ambulanten Dienste und auch der SAPV (Spezialisiert ambulante Palliativversorgung)
seien in der Lage, den Bedarf aufzufangen. Diese Einschätzung habe die Vorsitzende der Hospizbewegung St. Martinus, Schwester Mediatrix (Ordensgemeinschaft der Olper Franziskanerinnen) bestätigt. Auch der Bedarf an Hospizbetten für Kinder und Jugendliche sei gedeckt. Finanziert wird die Arbeit des Vereins durch Spenden und Teilförderungen. Sie ergänzt das Angebot der stationären Hospize, die es in Solingen, Leverkusen, Düsseldorf-Garath und Erkrath gibt. Die Ehrenamtlichen betreuen Langenfeld, Monheim und Baumberg.