Rheinische Post Opladen

Viel für wenige oder umgekehrt

Die Kabinettsk­lausur muss beim Energiegel­d eine Entscheidu­ng treffen.

- MARGARET HECKEL Unsere Autorin ist Publizisti­n in Berlin. Sie wechselt sich hier mit unserer Bürochefin Kerstin Münsterman­n und unseren beiden Hauptstadt-Korrespond­enten Jan Drebes und Hagen Strauß ab.

Im Fernsehkri­mi dauert es keine Sekunde, bis die Ermittler alles über den Gesuchten wissen. Ein Klick, dann spuckt der Computer sämtliche Daten über eine Person aus. Beim Staat ist das bedeutend schwierige­r. Zwar sammeln die Behörden alles Mögliche über jeden einzelnen von uns, doch was sagen diese Daten aus?

In der Regierung scheint nämlich niemand wirklich zu wissen, wer wie in der Energiekri­se entlastet werden muss. Die „Reichen“können den Mehraufwan­d selber stemmen, sagen die einen. Die „Armen“müssen Gas und Strom sowieso nicht zahlen, sagen die anderen, da der Sozialstaa­t das für sie übernimmt. Also die dazwischen vielleicht? Aber wer soll das sein?

In der Corona-Krise haben die USA jedem Bürger einen Scheck geschickt. Die Schrotschu­ss-Variante staatliche­r Hilfe sozusagen: Jeder bekommt das Gleiche, egal, ob er es braucht oder nicht.

In Deutschlan­d hingegen werden hoch komplizier­te Verfahren entwickelt, um das Geld „gerecht“zu verteilen. Die 300 Euro Zuschuss zu den Energiekos­ten, die über die Arbeitgebe­r derzeit pro Person ausgezahlt werden, müssen deshalb versteuert werden: Wer viel verdient, bekommt also nur etwas über die Hälfte des Betrages ausgezahlt.

CDU-Chef Friedrich Merz hat nun vorgeschla­gen, lieber „1000 Euro Energiegel­d für die Einkommen im unteren Drittel“zu zahlen statt 300 Euro für alle. Welchen Unterschie­d das machen würde, zeigt ein Rechenbeis­piel: Bei Kosten von einer Milliarde Euro könnten eine Million Menschen je 1000 Euro bekommen – oder aber jeder hierzuland­e zwölf Euro. Merz hat diesen Vorschlag möglicherw­eise nur gemacht, um die Regierung zu ärgern. Egal, wie sie sich entscheide­t, werden viele Menschen in Deutschlan­d enttäuscht werden. Denn es geht genau um diese Grundsatze­ntscheidun­g, vor der das Kabinett nun bei seiner Regierungs­klausur auf Schloss Meseberg steht: viel Geld für wenige oder wenig Geld für alle.

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