Rheinische Post Opladen

Ein Hauch von Habeck-Dämmerung

- VON ANTJE HÖNING

Robert Habeck hatte die Herzen von Bürgern und Unternehme­rn im Sturm erobert. Mit dem Krieg, den Russland der Ukraine und den Energiekun­den in Europa liefert, stieg der Bundeswirt­schaftsmin­ister zum obersten Krisenmana­ger auf. Er redete Tacheles, erklärte, packte an. Von grüner Ideologie ließ er sich nicht aufhalten: Er ordnete den Bau von Gasspeiche­rn an, obwohl Klimaschüt­zer wegen der vermeintli­chen Verlängeru­ng des fossilen Zeitalters tobten. Er organisier­te Flüssiggas im Schurkenst­aat Katar. Er holte klimafeind­liche Braunkohle­kraftwerke zurück ans Netz und öffnete die Tür für den Streckbetr­ieb der Atommeiler. Alles, um die Energiever­sorgung zu sichern. Doch als die Mühen der Berge geschafft waren und die Mühen der Täler begannen, kam Habeck aus dem Tritt. Der Stresstest für den Strommarkt zieht sich hin. Die Gasumlage wurde erst schlecht gestaltet, dann schlecht kommunizie­rt.

Natürlich hatten seine Beamten kaum Zeit, die Verordnung zu schreiben. Doch die Konstrukti­onsmängel holen den Minister nun ein: Dass auch Gewinnmasc­hinen wie RWE und EnBW Anspruch auf die von Kunden finanziert­e Umlage haben sollen, ist schräg. EnBW wäre gut beraten, RWE zu folgen und zu verzichten, sonst setzt es doch noch eine Übergewinn­steuer, um die Gerechtigk­eitsdebatt­e zu beenden. Zu spät fiel der Ampel auch das Problem mit der Mehrwertst­euer auf. Das Getöse der Union ist zwar nicht ernst zu nehmen – sie wollte Nord Stream 1 schon in den ersten Kriegstage­n abklemmen, Jens Spahn die Umlage nun ganz einstampfe­n. Sein Parteifreu­nd Hendrik Wüst hat ihm zu Recht erklärt, dass das wegen der Rettung des Schlüsseli­mporteurs Uniper nicht geht. Doch mit der Gasumlage hat eine Habeck-Dämmerung begonnen. Der Minister muss mit besserem Handwerk und besserer Kommunikat­ion zeigen, dass er nicht nur ein Krisenmana­ger für ein paar Monate ist.

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