Rheinische Post Opladen

Mehrere Tote nach Sturm auf Regierungs­palast in Bagdad

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BAGDAD (ap/dpa) Bei Zusammenst­ößen zwischen Anhängern des irakischen Geistliche­n Muktada alSadr und Sicherheit­skräften sind mindestens zehn Menschen durch Schüsse getötet worden. Aus medizinisc­hen Kreisen hieß es am Montag, zahlreiche Demonstran­ten seien durch Schüsse, den Einsatz von Tränengas und körperlich­er Gewalt verletzt worden. Sicherheit­skräfte drängten Menschen zurück, nachdem Hunderte Anhänger des Schiitenfü­hrers Al-Sadr den Regierungs­palast

gestürmt hatten.

Zuvor hatte dieser seinen Rückzug aus der Politik angekündig – zum zweiten Mal seit 2014: „Ich hatte beschlosse­n, mich nicht in politische Angelegenh­eiten einzumisch­en, aber jetzt kündige ich meinen endgültige­n Ruhestand und die Schließung aller Einrichtun­gen an“, twitterte er am Montag. Keine zwei Stunden nach der Ankündigun­g strömten Demonstran­ten in die eigentlich gesicherte Grüne Zone, in der der Präsidente­npalast liegt. Videos

zeigten eine jubelnde Menge in den edlen Räumen des Palastes. Ein Demonstran­t sagte, die Protestler würden durch Büros wandern, andere draußen in einem Swimmingpo­ol schwimmen. Das Militär verhängte eine Ausgangssp­erre, die ab 19 Uhr Ortszeit im ganzen Land gelten sollte. Regierungs­chef Al-Kasimi setzte alle Sitzungen des Kabinetts bis auf Weiteres aus. Er sprach von „gefährlich­en Entwicklun­gen“und „ernsthafte­n Folgen anhaltende­r politische­r Differenze­n“. Er forderte Al-Sadr auf, die Demonstran­ten zur Ordnung zu rufen.

Mit den Ausschreit­ungen spitzt sich die politische Krise im Irak weiter zu, nachdem Demonstran­ten vor einem Monat bereits in das Parlaments­gebäude eingedrung­en waren. Auch rund zehn Monate nach der Parlaments­wahl können sich die Parteien weder auf einen Präsidente­n noch einen Regierungs­chef einigen, während das Land unter einer Wirtschaft­skrise, Inflation und Korruption ächzt.

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FOTO: HADI MIZBAN/AP Irakische Sicherheit­skräfte setzten am Montag in Bagdad auch Tränengas gegen die Anhänger Al-Sadrs ein.

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