Kardinäle diskutieren Kurienreform
Hinter verschlossenen Türen wird im Vatikan über die Kirchenverwaltung debattiert.
VATIKANSTADT (kna) Die Reaktionen von Teilnehmern auf den ersten Teil der aktuell stattfindenden Kardinalsberatungen zum Umbau der weltkirchlichen Zentralverwaltung sind bislang positiv. Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich sagte am Montag auf Nachfrage, man habe in kleinen Gruppen über die Kurienreform „Praedicate Evangelium“diskutiert. „Das war sehr schön“, die Reaktionen in seiner Gruppe seien sehr positiv gewesen, so Hollerich. Ähnlich äußerten sich der deutsche Kardinal Walter Kasper und der Leiter des Synodensekretariates, Kardinal Mario Grech. Der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga sprach von einer „harmonischen und friedlichen“Atmosphäre.
Seit Montag und noch bis Dienstagabend tagen die aus aller Welt angereisten Kardinäle nicht-öffentlich in der vatikanischen Audienzhalle. Offizielles Thema ist die Anfang Juni in Kraft getretene Kurienreform von Papst Franziskus. Ob weitere Themen beraten werden, war bis zuletzt unklar. Nach Vatikanangaben nehmen etwa 200 Kirchenführer an der Versammlung teil. Neben Diskussionen in Sprachgruppen soll es auch Debatten im Plenum geben. Anders als frühere Treffen bezeichnet der Vatikan die Veranstaltung nicht als „Konsistorium“, sondern lediglich als „Versammlung der Kardinäle“.
Vergleichbare beratende Versammlungen der Kardinäle der katholischen Weltkirche hat es im Pontifikat von Franziskus bislang nur zweimal gegeben. 2014 stand die Debatte um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen im Mittelpunkt. Im Jahr darauf ging es unter anderem um die Vatikan-Finanzen und um das damals noch junge Projekt einer Kurienreform. Seit sieben Jahren hat Franziskus das Kardinalskollegium nicht mehr zu Beratungen nach Rom berufen.
Die Präsidenten des Synodalen Wegs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland werben indes für einen differenzierten Blick auf das Reformprojekt: „Wir als Katholikinnen und Katholiken in Deutschland sind nicht allein mit diesen Anliegen, die Weltkirche ist im Aufbruch. Das aber macht Mut und Hoffnung auf tatsächliche Veränderungen“, schreiben die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in ihrem Vorwort zu einem am Montag erschienenen Sonderheft der Herder-Korrespondenz über die synodalen Prozesse der katholischen Weltkirche.
Im Fokus steht die Kritik, dass der Synodale Weg ein deutscher Sonderweg sein könne, der möglicherweise zu einer Abkopplung von der Weltkirche führe. Das Heft wolle diesbezüglich den Blick weltkirchlich weiten, so Stetter-Karp und Bätzing: „Es stellt die Frage nach vergleichbaren Überlegungen, Dynamiken und Fragestellungen in anderen Ländern und Weltregionen und wird dabei vielfach fündig.“In der Publikation kommen 25 Autorinnen und Autoren von allen fünf Kontinenten zu Wort, darunter auch der Organisator der katholischen Weltsynode, Kardinal Mario Grech.
„Das war sehr schön“Jean-Claude Hollerich Luxemburger Kardinal, über die Diskussion zur Kurienreform