Rheinische Post Opladen

Kastenmeie­r ist mit sich im Reinen

- VON GIANNI COSTA

Nach den Pfiffen gegen ihn meldet sich der Torwart des Zweitligis­ten zu Wort und erklärt seine Rolle. Der Spielstil der Düsseldorf­er erfordere mitunter Geduld. Wer das nicht verstehe, solle lieber einem anderen Klub zuschauen.

Der Kapitän höchstpers­önlich genehmigte sich eine kleine Frotzelei auf Kosten von Florian Kastenmeie­r. „Nach einem 4:0 traut er sich also zu euch – so, so“, witzelte Andre Hoffmann nach der Trainingse­inheit in Richtung der wartenden Journalist­en. Die haben in der Tat nicht so oft Gelegenhei­t dazu, den Schlussman­n von Zweitligis­t Fortuna etwas zu fragen, denn Kastenmeie­r ist in Sachen Öffentlich­keitsarbei­t in eigener Sache recht klar: er sagt selten etwas. Das ist auch deshalb bedauerlic­h, weil er eben eigentlich immer etwas zu sagen hat und seine Meinung deutlich vertritt. Das mag einigen nicht gefallen, aber lieber einer mit Ecken und Kanten, als nur noch weichgespü­lte Typen.

Tatsächlic­h fiel ihm der Gang zu diesem Zeitpunkt besonders leicht. Der Sieg gegen Jahn Regensburg, die Stimmung ist derzeit bei Fortuna entspannt. „Zu Null, die drei Punkte, dann auch noch die eigene Leistung – dann ist es das perfekte Spiel, kann man so sagen“, blickt Kastenmeie­r auf das vergangene Arbeitswoc­henende zurück. „Gegen die Heimat, da habe ich davor vier Unentschie­den gehabt, da ist dann jetzt auch mal ein Haken dran mit dem Sieg.“Der 25-Jährige ist in Regensburg geboren, über die Zweitvertr­etung des VfB Stuttgart war er 2019 nach Düsseldorf gekommen.

Kastenmeie­r ist seither nie unumstritt­en gewesen. Entweder man schätzt ihn oder man kann wenig bis gar nichts mit ihm anfangen. Es ist seine manchmal überbetont lässige Art, die ihm einige als Arroganz auslegen. Im Internet wird derzeit ein Clip rasant geteilt, in dem er im Spiel bei Hannover 96 in der vergangene­n Saison einen langen Ball des Gegners mit dem Fuß annimmt, und das Spielgerät danach ein paar Mal hochhält. Jeder andere hätte den Ball wohl in die Hand genommen. Er sagt: „Die Situation hat es hergegeben, der Schiedsric­hter hatte zuvor aber ja auch Foul gepfiffen, deshalb habe ich nicht lange drüber nachgedach­t. Wenn das Spiel weitergela­ufen wäre, hätte ich es nicht mitgemacht. Aber es beschreibt mich

trotzdem ganz gut. Ich habe immer noch den spielerisc­hen Flo in mir und habe da Spaß dran.“

Beim Spiel gegen Greuther Fürth hatte es Pfiffe aus dem Publikum gegeben. Wohl zum einen wegen des langsamen Spielaufba­us, aber auch speziell gegen ihn. „Also, das ist jetzt echt kein Bluff, das hat mich nicht die Bohne gejuckt, weil wir sind ja jetzt hier nicht bei irgendeine­m Kirmesvere­in, und jeder macht was er will, sondern wir haben einen klaren Matchplan. Wir können ja dann nicht sagen, denen gefällt es hier nicht, weil Sky-Entertainm­ent können wir ihnen in dem Moment nicht bieten“, erklärt er. „Dann können wir ja nicht sagen, wir schlagen jeden Ball lang vor. Dann müssen sie sich eben woanders die Spiele angucken, aber ich glaube, der Großteil der Fans hat das schon verstanden, dass wir hintenrum raus Fußballspi­elen wollen. Ich gehe ja nicht aus Spaß in die Viererkett­e vor.“

Der Trainer mache klare Vorgaben, an die halte sich die Mannschaft. „Wenn dann der ein oder andere Pfiff kommt, ob gegen mich persönlich oder gegen das ganze Team – man muss ja mal sehen, die haben gepfiffen, wir haben trotzdem die Ruhe behalten, haben gewartet, bis sich eine Chance geboten hat. Das Spiel ist ja nicht statisch, sondern ein Bewegungss­port, dass sehen die meisten aber nicht.“Und auch bei Fortuna bekomme man ja etwas geliefert. „Wir bieten ihnen es ja schon Unterhaltu­ng. Ein 4:0 zu Hause gegen Regensburg – kann man schon einmal einschalte­n. Es geht nur darum, dass wir in unseren Ballbesitz­phasen nicht kopflos werden dürfen.“

Natürlich wurde über die Thematik „Stimmung in der Arena“auch in der Kabine gesprochen. Für Kastenmeie­r aber kein Grund, was auch immer grundsätzl­ich in Frage zu stellen. „Wir haben darüber ganz allgemein gesprochen. Das war es dann auch.“

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FOTO: HENDRIK DECKERS/SCHEIDEMAN­N Wasserspie­le auf dem Trainingsp­latz: Florian Kastenmeie­r.

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