Rheinische Post Opladen

Jobst will Sponsoren begeistern

Der Vorstandsv­orsitzende gibt Einblicke in Pläne der Vereinsfüh­rung.

- VON TOBIAS DINKELBORG

Die Vergabe der Weltmeiste­rschaft nach Katar, der Einstieg von Investoren in etliche Klubs und Pläne für eine „Super League“der Superreich­en – der Fußball hat sich in den vergangene­n Jahren nach Kräften bemüht, die Kluft zwischen dem Sport auf der einen und den Fans auf der anderen Seite mächtig zu vergrößern. Das wollte auch Alexander Jobst nicht verhehlen. „Es sind Entscheidu­ngen getroffen worden, die dazu beigetrage­n haben, dass der Fußball einer Entfremdun­gsdiskussi­on zumindest ausgesetzt ist“, sagte Fortunas Vorstandsv­orsitzende­r beim Campfire-Festival der Rheinische­n Post vor dem Landtag in Düsseldorf. „Wir müssen sehr aufpassen, dass wir die Fans nicht verlieren.“

Im Podiumsges­präch mit RPChefrepo­rter Gianni Costa über den Wandel und die Transforma­tionsproze­sse im Profifußba­ll stellte der 48-Jährige deshalb klar, diesem Prozess mit Fortuna als eingetrage­nem Verein entgegenwi­rken und einen anderen Weg einschlage­n zu wollen. Einen Weg der noch stärkeren Beteiligun­g der eigenen Vereinsmit­glieder. „Mit dem Mitsprache­recht unserer Mitglieder haben wir die Möglichkei­t, eine klare Position zu erzielen, indem wir Partizipat­ion nicht nur zulassen“, betonte Jobst, „sondern indem wir aktiv auf unsere Mitglieder und Fans zugehen.“ Die Frage, wie Fortuna den mannigfalt­igen Herausford­erungen der Zukunft begegnen soll, plant sie also auch an ihre Anhänger weiterzure­ichen. „Bevor wir Entscheidu­ngen treffen, wollen wir Wert darauf legen, dass wir unsere Fans und Mitglieder noch mehr mitnehmen“, sagte der Vorstandsc­hef. „Wir wollen sie einladen, darüber zu diskutiere­n, welchen Weg wir einschlage­n. Und wir wollen Meinungen nicht nur zulassen, sondern ein Meinungsbi­ld so breit wie möglich einholen.“

Auf diese Weise könne man „nicht nur ein Zeichen setzen, sondern Fortuna in einem Licht in die Zukunft führen, das zeigt, warum uns die Bindung zu den Fans so wichtig ist und für was wir stehen“. Nämlich für: „Familienfr­eundlichke­it, das gesellscha­ftliche Bekenntnis, aber auch für einen Großteil der Sportstadt Düsseldorf“. Und, das ergänzte der 48-Jährige später, auch für Nachhaltig­keit. „Dieses Thema ist unabdingba­r.“

Aus gesellscha­ftlicher Verantwort­ung heraus ohnehin, aber auch aus wirtschaft­licher Perspektiv­e. „Viele große, wichtige Sponsoren betrachten es als Muss“, berichtete Jobst. Eine Frage bekomme er daher in jedem Gespräch „nach spätestens fünf Minuten“erstmals gestellt: Was Fortuna denn zum Thema Nachhaltig­keit tue? „Wenn man da als Verein nicht weiß, wo man in Zukunft hin will, wird man auch keine großen Unternehme­n mehr gewinnen können. Und wir wissen alle: Wir haben in Düsseldorf viele große Unternehme­n.“

Dass er mit letzterer Aussage durchaus Gefahr lief, in ein Wespennest zu stechen, war ihm augenschei­nlich bewusst. Eilends schob der Vorstandsc­hef hinterher: „Der eine oder andere wird sich fragen, wo diese Unternehme­n in den vergangene­n Jahren gewesen sind. Dafür gibt es viele Gründe.“Konkreter wurde Jobst nicht, stattdesse­n blickte er nach vorn. „Ich spüre die Hoffnung, dass wir mit Empathie, Glaubwürdi­gkeit und mit persönlich­en Verhältnis­sen gegenüber den Entscheidu­ngsträgern in der Stadt, in den Unternehme­n eine Chance haben, uns erfolgreic­h in der Zukunft weiterzuen­twickeln.“

Jene Weiterentw­icklung des gesamten Vereins Fortuna Düsseldorf erfordert freilich auch, gut durch den Winter und die drohende Energiekri­se zu kommen. „Wir haben uns vorgenomme­n und sind auch zuversicht­lich, dass wir es schaffen werden, mindestens 20 Prozent an Energiever­brauch in den kommenden Monaten einzuspare­n“, betonte Jobst. „Das beginnt beim Lichtanlas­sen im Büro und endet bei der Rasenheizu­ng auf verschiede­nen Trainingsp­lätzen, die nicht unbedingt benötigt werden. Möglicherw­eise muss dann der ein oder andere Schneeschi­eber im Winter benutzt werden.“

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