Rheinische Post Opladen

Energiekri­se macht Firmen Sorge

Unternehme­n wie der Alu-Bauteil-Produzent Apt haben mit der Energiepre­is-Explosion zu kämpfen. Andere leiden unter gestörten Lieferkett­en. Apt Holding fürchtet, dass sich Kunden auf Dauer abwenden.

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

MONHEIM Die Gasumlage, die Privatleut­e und Unternehme­n ab Oktober zahlen sollen, steht derzeit vor allem deshalb in der Kritik, weil auch finanziell gesunde Gasimporte­ure davon profitiere­n können. Aber auch Unternehme­rverbände kritisiere­n grundsätzl­ich die starke finanziell­e Belastung durch die Sonderabga­be, sie laufe auf einen erhebliche­n Wettbewerb­snachteil hinaus. Unternehme­n in Monheim zumindest fühlen sich durch die höheren Energiepre­ise sehr unterschie­dlich betroffen:

„Wir sind dazu gezwungen, die Teuerungen um bis zu 100 Prozent der Kosten an unsere Kunden weiterzuge­ben“, sagt Michael Zint, Geschäftsf­ührer (CEO) der Apt Holding GmbH, die Alu-Bauteile produziert. Er fürchtet, dass diese die Kosten aber nicht auf lange Sicht tragen werden und sich andere Zulieferqu­ellen erschließe­n werden. Deutschlan­d habe hier einen klaren Standortna­chteil, so gebe es in Europa Länder mit einer Strompreis­deckelung. „Für unsere Unternehme­nsgruppe sprechen wir von Mehrkosten im siebenstel­ligen Bereich.“Die Mehrwertst­euersenkun­g auf sieben Prozent sei angesichts der Preisverdo­ppelung nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Mit seinen Anschlussw­erten gehöre Apt auch nicht zu den energieint­ensiven Unternehme­n, die zu der von der Regierung definierte­n ersten Welle von Abschaltun­gen gehören. Es profitiert daher nicht von dem entspreche­nden Entlastung­sprogramm.

Nach Angaben des Präsidente­n des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages (DIHK), Peter Adrian, haben bereits 16 Prozent der Industrieb­etriebe beklagt, dass sie wegen gestiegene­r Energiepre­ise ihren Bbetrieb einschränk­en oder teils ihre Produktion in Deutschlan­d aufgeben müssten. „Bisher“, so Zint, „können wir innerhalb unserer Standorte in Europa jonglieren.“Sollte sich die Situation langfristi­g nicht normalisie­ren oder sich Kunden abwenden, werde man strategisc­he Überlegung­en anstellen.

Natürlich habe Apt schon vor der Ukraine-Krise Projekte initiiert, um den Energiever­brauch und die Abhängigke­it von Gas zu reduzieren, aktuell durch die Nutzung von grünem Strom. Wasserstof­f sei auch ein Thema. „Allerdings befinden wir uns technologi­sch erst am Anfang möglicher

technische­r Alternativ­en“, erklärt Zint.

Für den Bayer Konzern spielen Energiekos­ten seit Jahren nur noch eine untergeord­nete Rolle. „Als Life-Science-Unternehme­n hat das Thema Energiekos­ten nicht mehr die Bedeutung, die es einmal hatte“, teilt Dr. Rolf Ackermann, Communicat­ions Manager bei Bayer, mit. Die Energiekos­ten hätten 2021 nur rund drei Prozent der gesamten Herstellun­gskosten ausgemacht. Da sich das Unternehme­n zudem ambitionie­rte Nachhaltig­keitsziele gesetzt habe und bis 2030 klimaneutr­al werden wolle, verringere es sukzessive seine Abhängigke­it von fossilen Energieträ­gern. 2021 habe Bayer den Anteil Erneuerbar­er Energien im Strombezug­smix auf etwa ein Viertel erhöht, so Ackermann.

Dennoch benötige Bayer weiterhin einen zuverlässi­gen und bezahlbare­n Zugang zu verschiede­nen

Energieträ­gern, um Patienten und Landwirte sicher und kostengüns­tig mit Arzneimitt­eln und Produktion­smitteln versorgen zu können. Man habe sich daher seit Beginn des Krieges in der Ukraine intensiv mit den Auswirkung­en möglicher Engpässe bei der Erdgasvers­orgung befasst. „Für unsere eigene Produktion sind wir gut vorbereite­t, um mögliche Risiken bis Ende 2022 weitgehend abzufedern. Wir haben bereits weitreiche­nde technische Vorkehrung­en getroffen, um die Erdgasabhä­ngigkeit deutlich zu verringern, und Energiespa­rprogramme eingeführt“, so Ackermann. Wo möglich, seien Produktbes­tände aufgebaut worden.

Die größte Unsicherhe­it ergebe sich aber aus der Störung der globalen Lieferkett­en. So lege das Unternehme­n zusätzlich­e Vorräte von kritischen Rohstoffen und Verpackung­smateriali­en an und suche

nach alternativ­en Beschaffun­gsmöglichk­eiten aus weniger betroffene­n Regionen. Insgesamt erwartet Bayer daher keine wesentlich­en finanziell­en Auswirkung­en für das Geschäftsj­ahr 2022.

Zwar fließen auch bei der Uniferm GmbH & Co KG, die einen Standort in Monheim unterhält, die gestiegene­n Energiekos­ten in die betriebswi­rtschaftli­che Betrachtun­g ein und haben Einfluss auf die Kalkulatio­n ihrer Produkte, erklärt Elke Preißler, Leitung Unternehme­ns- und Marketingk­ommunikati­on. Wegen des sehr vielfältig­en Produktpor­tfolios ließen sich aber keine generellen Werte ableiten. Für Uniferm stehe im Mittelpunk­t, die Versorgung seiner Kunden mit Backzutate­n insbesonde­re Hefe sicherzust­ellen, damit es nie zu Engpässen bei Brot und Backwaren komme. „Zur Not muss es auch mit viel weniger Gas gehen!“, so Preißler.

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FOTO: RALPH MATZERATH Die Geschäftsf­ührung der Apt Holding GmbH fürchtet, dass die Kunden des Unternehme­ns sich wegen seiner infolge der Energiepre­issteigeru­ng erhöhten Preise andere Lieferquel­len erschließe­n könnten.

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