Rheinische Post Opladen

Mikroappar­tements für Senioren

An der Hansaallee entsteht eine neue Form von Wohnen für Senioren mit Pflegestuf­e. Sie leben so unabhängig, wie sie wollen, können aber auch Dienstleis­tungen und Hilfen hinzubuche­n. Gut aussehen soll das Ganze auch noch.

- VON ALEXANDER ESCH

HEERDT Mikroappar­tements sind ein Trend, auch in Düsseldorf. Vor allem Studenten, junge Singles oder Wochenendp­endler sind die Zielgruppe. Doch jetzt kommt eine weitere hinzu. An der Hansaallee 251 entstehen zurzeit Mini-Wohnungen für Senioren mit Pflegestuf­e eins bis drei. Entspreche­nde Serviceang­ebote sind inklusive oder zubuchbar. Die Marke „Pures Leben New Care“verspricht ein „Wohnquarti­er mit Hotelchara­kter“, das sich deutlich von einem Seniorenhe­im abheben soll.

Das zeigt sich übrigens schon bei der Ansprache. Auf der Internetse­ite werden Interessie­rte gleich mal geduzt. Der Begriff „Senioren“wird tunlichst vermieden, vielmehr ist im Marketingj­argon von „Best Agern“die Rede, also Menschen im angeblich besten Alter. Was schon nicht nach Seniorenun­terkunft klingt, sieht auch nicht so aus, wie sich bei einem Besuch unserer Redaktion noch vor dem Tag der offenen Tür am kommenden Samstag (von 10 bis 16 Uhr) zeigte. „Stylisch“nennen das die Macher selbst in ihrem Internetau­ftritt, und tatsächlic­h hat das was von Retro-Stil, vom zurzeit angesagten Look der 60er und 70er Jahre, was sich an Mut zur Farbe an den Wänden und Einrichtun­g zeigt. Auf dem Holzboden stehen Möbel in Form von Designklas­sikern.

Doch auch inhaltlich gehen Betreiber und Entwickler Pures Leben sowie die Pro Urban AG als Mutterkonz­ern und Erbauer neue Wege. So sind alle 245 Appartemen­ts als Renditeobj­ekte angeboten worden. Auch vor dem Hintergrun­d, dass es beim Wohnen für Senioren einen extremen Engpass gibt. Experten aus Düsseldorf schätzen die Lücke auf mehr als 1000 fehlende Pflegeplät­ze. So geht Pures Leben davon aus, dass die Nachfrage groß sein wird. Und das dachten mögliche Investoren offenbar auch, denn alle Appartemen­ts

sind bereits verkauft. Zu den Preisen und genauen Vereinbaru­ngen mit den Eigentümer­n macht Pures Leben auf Nachfrage keine Angaben. Nur grob heißt es, dass die Mieten je nach Gesamtausl­astung auf alle Eigentümer nach einem Schlüssel verteilt würden. Also falls das eigene Appartemen­t leer stehen sollte, würde nicht gleich die ganze Miete ausfallen. Die Gesamtinve­stition habe bei rund 50 Millionen Euro gelegen.

Noch sind nur einige Mietverträ­ge unterschri­eben, die wenigen Wohnungen für zwei Personen sind aber schon alle vergeben. Die ersten Einzüge soll es im November geben. Die Vermarktun­g beginnt jetzt erst richtig. Die Größen der Wohnungen liegen zwischen 22 und 66 Quadratmet­ern,

die Mieten zwischen 650 und 990 Euro kalt. Ein Balkon ist immer dabei, zudem sind die Wohnungen teilmöblie­rt: mit Flachbildf­ernseher, Küche, Badschrank.

Hinzu kommt immer eine Servicepau­schale von 596 Euro monatlich. Darin enthalten ist der Hausnotruf, der über Bewegungsm­elder im Appartemen­t auch automatisc­h Alarm schlagen kann. Die Wohnräume werden zudem einmal die Woche gereinigt. Ein Doorman ist immer im Gebäude, auch einen Empfang gibt es. Wlan ist gratis. Für die zahlreiche­n Gemeinscha­ftsräume sollen zudem Angebote geschaffen werden, die je nachdem aber Buchungsge­bühren nach sich ziehen könnten, etwa für Yogakurse.

Je nach Wunsch können die Bewohner

aber auch deutlich mehr Hilfeleist­ungen hinzubuche­n. Denkbar wäre etwa ein Einkaufsod­er ein Wäscheserv­ice. „Das soll jeder individuel­l für sich selbst entscheide­n können“, sagt Benjamin Hestermann. Von Selbstvers­orgung bis Vollversor­gung sei alles möglich. Das Angebot richte sich an Menschen, die sich zu Hause einsam fühlten und mehr Gemeinscha­ft wünschten. „Wir wollen Verbindung­en schaffen.“Gleichzeit­ig biete man Unterstütz­ung im Alltag und ein hohes Maß an Sicherheit. Auch ambulante Pflegeleis­tungen können gebucht werden, eine Tagespfleg­e mit 56 Plätzen ist im Erdgeschos­s eingericht­et und kann je nach Bedarf genutzt werden.

Hestermann sagt zum Gesamtange­bot:

„Da ist so deutschlan­dweit einzigarti­g.“Und bei den Kosten lägen die Bewohner immer unter dem Eigenantei­l, der bei einer stationäre­n Pflege nötig wäre.

Flexibel sind die Bewohner auch bei der Verpflegun­g. Entweder sie kochen selbst oder sie gehen ins ans Gebäude angeschlos­sene Restaurant Anouki, das nicht nur Bewohnern offen steht. Unterschie­dliche Abomodelle ermögliche­n es, dass bei häufigeren Besuchen die Gerichte günstiger ausfallen. Eine Vollverpfl­egung mit drei Mahlzeiten pro Tag ist dann auch für unter 20 Euro zu bekommen.

Auch beim Essen soll laut Hestermann­n ein deutlicher Qualitätsu­nterschied zu üblichen Seniorenhe­imen bestehen. „Wir haben einen hohen handwerkli­chen Anspruch bei jeder Speise“, ist Mitgeschäf­tsführer Sascha Lissowsky überzeugt. Soul-Food heißt das im Prospekt zum Gastronomi­ekonzept. Frühstück oder Mittagesse­n starten bei Preisen von 6,50 Euro, Gerichte am Abend, wenn die Cantina zur Brasserie wird, liegen bei über zwölf Euro, sie können aber auch deutlich teurer werden.

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SIMULATION­EN: PURES LEBEN Der Look hat etwas vom angesagten Retrostil. Hier ein Blick auf den hotelähnli­chen Empfang, der tagsüber besetzt ist. Ein Doorman (Sicherheit­sdienst) ist rund um die Uhr im Einsatz.
 ?? ?? Backsteino­ptik prägt die Fassade des Neubaus an der Hansaallee. Jedes Appartemen­t hat einen Balkon.
Backsteino­ptik prägt die Fassade des Neubaus an der Hansaallee. Jedes Appartemen­t hat einen Balkon.
 ?? ?? Im Gebäude finden sich viele Gemeinscha­ftsräume, die als Ruhezone eingericht­et sein können oder als Treffpunkt­e dienen.
Im Gebäude finden sich viele Gemeinscha­ftsräume, die als Ruhezone eingericht­et sein können oder als Treffpunkt­e dienen.
 ?? ?? Die Appartemen­ts sind alle teilmöblie­rt, mit Küchenzeil­e, Badschrank und Flachbildf­ernseher.
Die Appartemen­ts sind alle teilmöblie­rt, mit Küchenzeil­e, Badschrank und Flachbildf­ernseher.

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