Mikroappartements für Senioren
An der Hansaallee entsteht eine neue Form von Wohnen für Senioren mit Pflegestufe. Sie leben so unabhängig, wie sie wollen, können aber auch Dienstleistungen und Hilfen hinzubuchen. Gut aussehen soll das Ganze auch noch.
HEERDT Mikroappartements sind ein Trend, auch in Düsseldorf. Vor allem Studenten, junge Singles oder Wochenendpendler sind die Zielgruppe. Doch jetzt kommt eine weitere hinzu. An der Hansaallee 251 entstehen zurzeit Mini-Wohnungen für Senioren mit Pflegestufe eins bis drei. Entsprechende Serviceangebote sind inklusive oder zubuchbar. Die Marke „Pures Leben New Care“verspricht ein „Wohnquartier mit Hotelcharakter“, das sich deutlich von einem Seniorenheim abheben soll.
Das zeigt sich übrigens schon bei der Ansprache. Auf der Internetseite werden Interessierte gleich mal geduzt. Der Begriff „Senioren“wird tunlichst vermieden, vielmehr ist im Marketingjargon von „Best Agern“die Rede, also Menschen im angeblich besten Alter. Was schon nicht nach Seniorenunterkunft klingt, sieht auch nicht so aus, wie sich bei einem Besuch unserer Redaktion noch vor dem Tag der offenen Tür am kommenden Samstag (von 10 bis 16 Uhr) zeigte. „Stylisch“nennen das die Macher selbst in ihrem Internetauftritt, und tatsächlich hat das was von Retro-Stil, vom zurzeit angesagten Look der 60er und 70er Jahre, was sich an Mut zur Farbe an den Wänden und Einrichtung zeigt. Auf dem Holzboden stehen Möbel in Form von Designklassikern.
Doch auch inhaltlich gehen Betreiber und Entwickler Pures Leben sowie die Pro Urban AG als Mutterkonzern und Erbauer neue Wege. So sind alle 245 Appartements als Renditeobjekte angeboten worden. Auch vor dem Hintergrund, dass es beim Wohnen für Senioren einen extremen Engpass gibt. Experten aus Düsseldorf schätzen die Lücke auf mehr als 1000 fehlende Pflegeplätze. So geht Pures Leben davon aus, dass die Nachfrage groß sein wird. Und das dachten mögliche Investoren offenbar auch, denn alle Appartements
sind bereits verkauft. Zu den Preisen und genauen Vereinbarungen mit den Eigentümern macht Pures Leben auf Nachfrage keine Angaben. Nur grob heißt es, dass die Mieten je nach Gesamtauslastung auf alle Eigentümer nach einem Schlüssel verteilt würden. Also falls das eigene Appartement leer stehen sollte, würde nicht gleich die ganze Miete ausfallen. Die Gesamtinvestition habe bei rund 50 Millionen Euro gelegen.
Noch sind nur einige Mietverträge unterschrieben, die wenigen Wohnungen für zwei Personen sind aber schon alle vergeben. Die ersten Einzüge soll es im November geben. Die Vermarktung beginnt jetzt erst richtig. Die Größen der Wohnungen liegen zwischen 22 und 66 Quadratmetern,
die Mieten zwischen 650 und 990 Euro kalt. Ein Balkon ist immer dabei, zudem sind die Wohnungen teilmöbliert: mit Flachbildfernseher, Küche, Badschrank.
Hinzu kommt immer eine Servicepauschale von 596 Euro monatlich. Darin enthalten ist der Hausnotruf, der über Bewegungsmelder im Appartement auch automatisch Alarm schlagen kann. Die Wohnräume werden zudem einmal die Woche gereinigt. Ein Doorman ist immer im Gebäude, auch einen Empfang gibt es. Wlan ist gratis. Für die zahlreichen Gemeinschaftsräume sollen zudem Angebote geschaffen werden, die je nachdem aber Buchungsgebühren nach sich ziehen könnten, etwa für Yogakurse.
Je nach Wunsch können die Bewohner
aber auch deutlich mehr Hilfeleistungen hinzubuchen. Denkbar wäre etwa ein Einkaufsoder ein Wäscheservice. „Das soll jeder individuell für sich selbst entscheiden können“, sagt Benjamin Hestermann. Von Selbstversorgung bis Vollversorgung sei alles möglich. Das Angebot richte sich an Menschen, die sich zu Hause einsam fühlten und mehr Gemeinschaft wünschten. „Wir wollen Verbindungen schaffen.“Gleichzeitig biete man Unterstützung im Alltag und ein hohes Maß an Sicherheit. Auch ambulante Pflegeleistungen können gebucht werden, eine Tagespflege mit 56 Plätzen ist im Erdgeschoss eingerichtet und kann je nach Bedarf genutzt werden.
Hestermann sagt zum Gesamtangebot:
„Da ist so deutschlandweit einzigartig.“Und bei den Kosten lägen die Bewohner immer unter dem Eigenanteil, der bei einer stationären Pflege nötig wäre.
Flexibel sind die Bewohner auch bei der Verpflegung. Entweder sie kochen selbst oder sie gehen ins ans Gebäude angeschlossene Restaurant Anouki, das nicht nur Bewohnern offen steht. Unterschiedliche Abomodelle ermöglichen es, dass bei häufigeren Besuchen die Gerichte günstiger ausfallen. Eine Vollverpflegung mit drei Mahlzeiten pro Tag ist dann auch für unter 20 Euro zu bekommen.
Auch beim Essen soll laut Hestermannn ein deutlicher Qualitätsunterschied zu üblichen Seniorenheimen bestehen. „Wir haben einen hohen handwerklichen Anspruch bei jeder Speise“, ist Mitgeschäftsführer Sascha Lissowsky überzeugt. Soul-Food heißt das im Prospekt zum Gastronomiekonzept. Frühstück oder Mittagessen starten bei Preisen von 6,50 Euro, Gerichte am Abend, wenn die Cantina zur Brasserie wird, liegen bei über zwölf Euro, sie können aber auch deutlich teurer werden.