Kalenderblatt
30.08.1918 Lenin bei Attentat schwer verletzt
Wladimir Iljitsch Lenin hatte gerade in einer Moskauer
Fabrik zu den Arbeitern gesprochen, als drei Schüsse fielen.
Zwei Kugeln trafen den Führer der Kommunistischen Partei am Hals und in die Schulter. Die mutmaßliche Täterin war schnell gefasst: Fanny Kaplan wurde unmittelbar nach der Tat verhaftet. Die 30-jährige Revolutionärin aus der Ukraine war 1906 in das Attentat auf einen hohen Regierungsbeamten verwickelt gewesen. Man hatte sie zum Tode verurteilt, die Strafe dann aber in lebenslange Haft umgewandelt. 1917 wurde sie im Verlauf der Februarrevolution entlassen. Im Verhör 1918 gestand sie: „Ich heiße Fanja Kaplan. Heute habe ich auf Lenin geschossen. Ich tat das nach eigener Entscheidung. Ich werde nicht sagen, von wem ich den Revolver bekommen habe. Ich werde keine Details nennen.“Sie halte Lenin für einen Verräter der Revolution und sei eine Anhängerin der verfassungsgebenden Versammlung. Diese war von den Bolschewiken 1917 aufgelöst worden. An der Täterschaft Kaplans bestehen bis heute Zweifel. Sie war seit dem Attentat 1906 stark sehbehindert – fraglich, ob sie mit ihren Schüssen hätte treffen können. Trotzdem wurde sie umgehend ohne Prozess erschossen – im Garten des Moskauer Kreml. Ob sie mit ihrem Geständnis jemand anderen schützen wollte, wurde nie ermittelt. Lenin überlebte das Attentat, aber seine Verletzungen waren schwer. Es ist möglich, dass die Schlaganfälle, die sein Leben zum Ende hin begleiteten, mit der Kugel zu tun hatten, die fast vier Jahre lang in seinem Körper blieb. Das Attentat leitete eine Phase des Roten Terrors ein, die Gegner der Bolschewiken wurden erbarmungslos verfolgt.