Mit Verona Pooth und dem Papst bei „Wetten dass?“
Jan-Gregor Kremp schildert beim Benefiz-Advent einen Traum. Auch Frau Johanna und Sohn Leo Gastdorf steuern Heiter-Besinnliches bei.
In Dramaturgie sind sie Profis, von Beruf halt Schauspieler. Jan-Gregor Kremp setzt sich gleich ans Klavier und stimmt mit leisem Spiel auf die adventliche Stunde in der Friedenskirche ein. Währenddessen trägt Sohn Leo Gastdorf die brennende erste Kerze herein und setzt sie auf ihren Platz am Adventskranz, bevor beide gemeinsam ein besinnlich-heiteres Lied zur Vorweihnachtszeit auf Kölsch singen. Johanna Gastdorf übernimmt und liest das erste Gedicht aus der Sammlung, die sie für diesen Auftritt zusammengestellt hat. Zum dritten Mal hat das Leverkusener Schauspieler-Ehepaar am Sonntag eine solche Einstimmung in den Advent als Benefizveranstaltung für die Arbeit des PalliLev-Hospiz in Steinbüchel veranstaltet.
Für die Einrichtung haben beide die Schirmherrschaft übernommen, und das nicht nur auf dem Papier. Vielmehr bringen sie aktiv ihre eigenen Begabungen und Kontakte ein. Mit Aufführungsformaten, an denen sich Sohn Leo schon längst und offenbar mit persönlicher Freude beteiligt.
Die Gastdorf-Kremps leben in der Waldsiedlung als (fast) ganz normale Familie, die Hausmusik pflegt und sich an Literatur und Poesie erfreuen kann. Und sie verstehen es, die Besucher einer restlos vollen Kirche anzustecken, mitzunehmen und dazu zu bringen, mitunter ganz aufmerksam die Ohren zu spitzen. Nämlich wenn Johanna Gastdorf die stilleren, besinnlichen Texte vorträgt wie die ausgewählten Beiträge von Pia Kollbach. Nicht zum ersten Mal hat sie der in Opladen aufgewachsenen nichtsprechenden Autistin ihre Stimme geliehen, denn ihre tiefgründigen Gedanken, die sie gekonnt in Reime fasst, verdienen gehört zu werden.
Etwa die 24 kurzen Engelsgedanken zum Advent, besinnlich, bezaubernd und mitunter zum Schmunzeln. Pia Kollbach lauschte ihren eigenen Worten, sie saß mit ihrer Familie ganz hinten in der Kirche. „Adveniamur… Wir werden ankommen… Ein Lichtlein brennt“– so hat das Trio diese gute Stunde am Adventskranz überschrieben, ohne die Sache verbissen ernst zu nehmen. Es war gerade die gesunde Mischung aus denkwürdigen Texten, wirklich lustigen Geschichten und Liedern im Stile von Reinhard Mey, die für Spannung und absolute Aufmerksamkeit sorgte.
Jan-Gregor Kremp, der sich immer wieder für Zwischenspiele oder als Liedbegleiter ans Klavier setzte, hatte das Passende bei Hanns-Dieter Hüsch gefunden, dem Meister der Symbiose von Nachdenklichkeit und Humor. Inklusive Irritation am Anfang der Veranstaltung: „Wat machen wir denn jetzt? - Die Welt wimmelt doch von Fragen…“Hier jedoch ging es weniger um die ganz großen allgemeinen Fragen als vielmehr das um die eigene, persönliche Auseinandersetzung mit den wichtigen Dingen des Lebens. Um das Hinterfragen vorweihnachtlicher Hektik und das Wesen der Liebe, die man sich nicht verdienen kann, und der Erkenntnis: „Wer liebt, wird unwiderstehlich!“
Leo Gastdorf rezitierte ein witziges, wenn auch etwas respektloses Gedicht aus der Sicht von Gott, der auf dem Pott sitzt und den Kopf schüttelt über die Menschheit, der er schließlich droht, nach der nächsten Sintflut wieder Dinosaurier zu machen. Und der junge Mann übersetzte die übliche vorweihnachtliche Terminologie zum X-mas-Rollout ins Jahr 2022 bei dieser „Kick-off-Veranstaltung“samt Christmas Illumination und den bewährten Service-Providern wie Engel oder Rentier.
Jan-Gregor Kremp schilderte einen Traum von einem Auftritt bei „Wetten, dass?“, wo er sich zwischen Verona Pooth und dem Papst behaupten musste – aber dann erwachte.