Kalenderblatt
18.01.2000
Es war ein kalter Januarmorgen im Norden Kanadas. Plötzlich erhellte ein farbiger Feuerball den noch dunklen Himmel. Einige Minuten später ging ein Meteorit nieder und ließ die Erde in weitem Umkreis beben. Der Aufschlag ereignete sich am Lake Tagish, einem zugefrorenen See an der Grenze zwischen British Columbia und dem Territorium Yukon. Der Meteorit besaß eine Masse von 200 bis 250 Tonnen und war etwa vier bis sieben Meter groß. Es handelte sich um den größten jemals beobachteten Meteoritenfall in Kanada. Durch den Aufprall zerfiel der Himmelskörper in Hunderte Stücke. Doch der ungewöhnliche Einschlagsort war für die Wissenschaft ein Glücksfall: Zahlreiche Bruchstücke (Foto) konnten in kurzer Zeit geborgen und konserviert werden. Innerhalb weniger Tage stand fest, dass der Fund zur Klasse der seltenen kohligen Chondriten gehört. Nach dem Aufprall zersetzen sie sich schnell, zudem können sie nicht mit Metalldetektoren aufgespürt werden. Chondriten gehören zu den ältesten Objekten unseres Sonnensystems. Das Alter des nach seinem Fundort Tagish Lake genannten Meteoriten wird auf 4,5 Milliarden Jahre geschätzt. Der Himmelskörper, von dem Tagish Lake vermutlich nur ein Bruchstück ist, stammt aus der Zeit der Entstehung unserer Planeten und kann wichtige Erkenntnisse über die Frühzeit unseres Sonnensystems geben. Man vermutet, dass er in den eiskalten Gebieten weit entfernt von der Sonne entstanden ist, vielleicht in der Region zwischen den Planeten Uranus und Neptun, womöglich aber sogar im sogenannten Kuipergürtel, einer Region jenseits der Bahn des Neptun.