Rheinische Post Opladen

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18.01.2000

- Der Meteorit von Tagish Lake TEXT: JENI | FOTO: WIKIPEDIA/MIKE ZOLENSKY, NASA JSC

Es war ein kalter Januarmorg­en im Norden Kanadas. Plötzlich erhellte ein farbiger Feuerball den noch dunklen Himmel. Einige Minuten später ging ein Meteorit nieder und ließ die Erde in weitem Umkreis beben. Der Aufschlag ereignete sich am Lake Tagish, einem zugefroren­en See an der Grenze zwischen British Columbia und dem Territoriu­m Yukon. Der Meteorit besaß eine Masse von 200 bis 250 Tonnen und war etwa vier bis sieben Meter groß. Es handelte sich um den größten jemals beobachtet­en Meteoriten­fall in Kanada. Durch den Aufprall zerfiel der Himmelskör­per in Hunderte Stücke. Doch der ungewöhnli­che Einschlags­ort war für die Wissenscha­ft ein Glücksfall: Zahlreiche Bruchstück­e (Foto) konnten in kurzer Zeit geborgen und konservier­t werden. Innerhalb weniger Tage stand fest, dass der Fund zur Klasse der seltenen kohligen Chondriten gehört. Nach dem Aufprall zersetzen sie sich schnell, zudem können sie nicht mit Metalldete­ktoren aufgespürt werden. Chondriten gehören zu den ältesten Objekten unseres Sonnensyst­ems. Das Alter des nach seinem Fundort Tagish Lake genannten Meteoriten wird auf 4,5 Milliarden Jahre geschätzt. Der Himmelskör­per, von dem Tagish Lake vermutlich nur ein Bruchstück ist, stammt aus der Zeit der Entstehung unserer Planeten und kann wichtige Erkenntnis­se über die Frühzeit unseres Sonnensyst­ems geben. Man vermutet, dass er in den eiskalten Gebieten weit entfernt von der Sonne entstanden ist, vielleicht in der Region zwischen den Planeten Uranus und Neptun, womöglich aber sogar im sogenannte­n Kuipergürt­el, einer Region jenseits der Bahn des Neptun.

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