Schwierige Bewerbung um Frauenfußball-WM
Das Turnier 2027 würde dem DFB helfen, das Interesse weiter zu steigern. Doch die Fifa muss mitspielen.
(dpa) Vordergründig steuert der Deutsche FußballBund als Gastgeber zielgerichtet auf die Männer-Europameisterschaft 2024 zu. Im Hintergrund arbeitet der größte Sportfachverband der Welt längst daran, wieder eine Weltmeisterschaft nach Deutschland zu holen – die der Frauen. Die gemeinsame Bewerbung mit den Niederlanden und Belgien für das Turnier 2027 – Motto: „Three Nations. One Goal“(Drei Nationen. Ein Ziel) – gestaltet sich jedoch schwierig. Das hat mit dem angespannten Verhältnis zwischen dem Weltverband Fifa und dem DFB zu tun und mit der harten Konkurrenz.
Beim DFB hätte man am liebsten längst richtig losgelegt, nur: Die Fifa hat das offizielle Bewerbungsverfahren noch gar nicht eröffnet. Über den Ausrichter entschieden werden soll erst 2024, nur drei Jahre vor dem ersten Anpfiff. Die Männer-Turniere 2018 in Russland und 2022 in Katar hatte die Fifa bereits 2010 in einem Aufwasch vergeben.
Der DFB setzt auf ein nachhaltiges Turnier im Dreiländereck mit Belgien und den Niederlanden; als Spielorte hat man sich bereits auf die vier Nordrhein-Westfalen-Städte Dortmund, Duisburg, Düsseldorf und Köln festgelegt. Was den DFB-Verantwortlichen gar nicht schmeckt: Inzwischen hat Südafrika angekündigt, sich ebenfalls zu bewerben – mit seinen Stadien der Männer-WM von 2010.
Es wäre das erste Frauen-Turnier dieser Art in Afrika und würde den Bestrebungen der Fifa entgegenkommen, den Frauenfußball auch auf Kontinenten voranzubringen, die noch nie eine WM ausgerichtet haben. „Die Welt kennt unsere Kapazitäten, sie hat unsere Stadien gesehen und unsere Infrastruktur“, sagte Südafrikas Verbandspräsident Danny Jordaan.
„Sicher stellt es eine große Herausforderung dar, sich gegen diesen Mitbewerber durchzusetzen. Wir hoffen jedoch, den Fifa-Kongress mit unserer Bewerbung überzeugen zu können“, heißt es vonseiten des DFB. Dabei könnten auch noch die USA, Mexiko und Chile als Bewerber hinzukommen, dazu der Verbund aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Färöer und Island, wenn die ersten vier nordischen Länder nicht den Zuschlag für die EM 2025 bekommen.
Für die Weiterentwicklung des Frauenfußballs in Deutschland ist ein Turnier wie die Heim-WM 2011 enorm wichtig. Nach der Boom-EM im Sommer 2022 in England mit Rekord-Einschaltquoten werden diese bei der WM im Juli und August 2023 in Australien und Neuseeland kaum erreicht werden können: Durch die Zeitverschiebung gibt es keine LiveSpiele zur europäischen Primetime.
Im Bewerbungsrennen für 2027 kommt dem DFB wohl nicht gerade zugute, dass die Beziehungen zu Fifa-Präsident Gianni Infantino derzeit nicht die besten sind.