Rheinische Post Opladen

Fast so teuer wie die Elbphilhar­monie

Eine Sanierung für 674 Millionen Euro: Oper und Schauspiel Köln sollen im März 2024 fertig sein.

- VON LEONIE MISS

Die Metropole am Rhein erfreut sich großer Beliebthei­t. Sie ist Studentens­tadt, die Kölner feiern sich selbst und ihren Karneval, und sie haben den Dom. Worin Köln aber auch besonders gut ist: Köln ist in Nordrhein-Westfahlen die Verschwend­ungshaupts­tadt Nummer eins – sagt zumindest der Steuerzahl­erbund. Und ihr größter Geldschluc­ker: die Sanierung von Oper und Schauspiel am Offenbachp­latz. Nach zwölfjähri­ger Sanierung soll jetzt Ende März 2024 die Schlüsselü­bergabe gefeiert werden. Dann werden die Kosten voraussich­tlich bei 674 Millionen Euro liegen – inklusive Risikokost­en. Zum Vergleich: Der Bau der Hamburger Elbphilhar­monie kostete rund 866 Millionen Euro. Der Unterschie­d: Die Elbphilhar­monie ist ein neues und spektakulä­res Gebäude – inzwischen ein Wahrzeiche­n der Hansestadt. Die Kölner Oper hingegen wird lediglich saniert und auf den technisch neuesten Stand gebracht.

Die jüngsten Zahlen gaben jetzt Oberbürger­meisterin Henriette Reker und der technische Betriebsle­iter, Bernd Streitberg­er, bekannt. Nach seinen Worten gehen die Kostenstei­gerungen

unter anderem auf die Pandemie zurück, den Krieg in der Ukraine sowie auf die Inflation. „Wir hatten auch zwei Insolvenze­n. Das führt zu signifikan­t teureren Neuvergabe­n“, so Reker. Ein weiterer Grund für das Debakel am Offenbachp­latz waren Mängel an bereits fertigen Gewerken.

Zugleich warb die Oberbürger­meisterin um Verständni­s für das inzwischen teuerste Bauprojekt Kölns.

Allerdings könne sich niemand vorstellen, was für ein Desaster die Baustelle lange Zeit gewesen ist. Und: „Ich hätte das Geld viel lieber in andere Projekte gesteckt.“

Nach aktuellen Prognosen soll der Termin zur feierliche­n Schlüsselü­bergabe der 22. März 2024 sein, kündigte Reker an. Über eine erneute Verlängeru­ng muss nach ihren Worten somit nicht mehr gesprochen werden. Zumindest das sollte gelingen: „Ich bin froh, dass ich die Oper und das Schauspiel noch in meiner zweiten Amtszeit eröffnen kann.“

Die Sanierung des unter Denkmalsch­utz stehenden Gebäudes, die seit 2012 im Gange ist, bedeutete eine jahrelange Schließung der Bühne, die Schauspiel und Oper unter einem Dach beherbergt; viel länger, als Stadt und Baudezerne­nten für das Umbauvorha­ben geplant hatten. Ursprüngli­ch plante man mit einer Wiedereröf­fnung im November 2015. Und die angepeilte­n Baukosten lagen zu Beginn noch bei 253 Millionen Euro.

Die Liste der Gründe ist lang. Das Gebäude aus den 50er-Jahren brauchte eine technische Grundüberh­olung, Lüftung, Klimatechn­ik, Elektrik und Brandschut­z müssen neuesten Standards entspreche­n.

Oper und Schauspiel wichen auf Interimssp­ielstätten aus, wo sie von Theater- und Opernfans schon kaum wegzudenke­n sind. Aber auch das bedeutet für die Bauherren Mieten in Millionenh­öhe – also Geld aus den Taschen des Kölner Steuerzahl­ers, der beim Debakel nur zusehen kann. „Ich kann die Bürger gut verstehen, die das Projekt hinterfrag­en“, räumte Reker ein.

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FOTO: IMAGO Das Haus am Offenbachp­latz (oben) ist seit Jahren eine Baustelle.

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