Rheinische Post Opladen

1,7 Mio. Brücken-Bußgeld – falls alle zahlen

Die Stadt Leverkusen erwartet beträchtli­che Einnahmen durch Strafen für LKW-Fahrer, die 2022 das Durchfahrt­verbot auf der A1-Brücke missachtet haben. Doch was wird tatsächlic­h gezahlt?

- VON LUDMILLA HAUSER

Aus Sicht des Stadtsäcke­ls könnte der Neubau der A 1-Brücke samt Durchfahrt­sverbot für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht noch sehr, sehr lange dauern. Denn die Schranken-Anlage und die Brücken-Blitzer spülen Geld in die Stadtkasse.

Die Sperrung für Lkw und Co. mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht hat gerade ihren zehnten Geburtstag gefeiert. Im November 2012 erließ der damalige NRW-Verkehrsmi­nister Michael Groschek das Durchfahrt­sverbot, war noch selbst beim Ortstermin in der Brücke auf eine Leiter gestiegen, um einige der starken Risse genauer zu betrachten. Seit Februar 2014 werden Geschwindi­gkeitsvers­töße – es gelten auf der Brücke 60 km/h, eine ganze Batterie Blitzer Richtung Köln registrier­t Temposünde­r, die Stadt Köln „blitzt“Richtung Leverkusen ebenso mit einer Reihe Kameras – geahndet und seit Juni 2014 auch die Durchfahrt­sverstöße der Lkw.

Für das vergangene Jahr hat die Stadt 6000 Bußgeldbes­cheide allein an „Gewichtssü­nder“verschickt. Gesamthöhe: 1,7 Millionen Euro. Die Summe der Forderunge­n sind fast doppelt so hoch wie im Jahr davor. Aber Forderunge­n sind das eine, Zahlungsei­ngänge das andere. Wie viel davon kann die Stadt tatsächlic­h auf der Habenseite verbuchen?

Mitunter offenbar eine ganze Menge. 2021 zum Beispiel betrug die Summe aller Forderunge­n 974.592,03 Euro. Eingegange­n ist sogar noch mehr: 980.017,37 Euro. „Diese Zahl liegt über der Summe der Forderunge­n, da hierin auch Zahlungen zu Forderunge­n aus Vorjahren enthalten sind“, erläutert Stadtsprec­herin Heike Fritsch. Weiter aufschlüss­eln – also etwa danach, was von dem Geld

zu den Forderunge­n aus 2021 gehört und welche Teilsumme aus den Vorjahren stammt – ließe sich dies allerdings aus technische­n Gründen nicht.

Mag diese Zahlungsmo­ral für 2021 das Kämmerer-Herz hüpfen lassen, dürften der Finanzdeze­rnent und sein Team für 2020 nicht ganz so glücklich gewesen sein. Da hatte die Stadt Bußgeldfor­derungen von insgesamt 1,6 Millionen Euro verschickt. Auf dem Stadtkonto waren aber „nur“knapp 1,3 Millionen eingegange­n.

Laut Stadt liegen diese Differenze­n unter anderem daran, dass „die Vollstreck­ungsmöglic­hkeiten im Ausland eingeschrä­nkt sind, daher kommt es dort zu einer höheren Zahl an Niederschl­agungen“, sagt

Heike Fritsch. Bei der Niederschl­agung geht es darum, dass ein fälliger Anspruch, also die Bußgeldfor­derung, entweder zeitlich zurückgest­ellt oder auf sie verzichtet wird. Außerdem kommen Rechtsstre­itigkeiten hinzu, die Zahlungen verzögern oder gleich ausbleiben lassen. Für das abgelaufen­e Jahr nennt die Stadt rund „300 Einsprüche gegen Bußgeldbes­cheide für den Bereich der Schrankenv­orgänge“. 2021 waren es 281 Einsprüche. Mit diesen muss sich das Amtsgerich­t Leverkusen beschäftig­en.

Apropos: Die Beschäftig­ung mit den Durchfahrt­svergehen ist zeitaufwen­diger als bei den Fällen, wo da Tempo überschrit­ten wird. Vierbis fünfmal so hoch im Vergleich zu Temposünde­rn. Denn beim Durchfahrt­sverbot

könne wegen der Bußgeldhöh­e kein Verwarngel­d angeboten werden. So müsse bei jedem Vorgang der Fahrer ermittelt und ein Bußgeldbes­cheid erlassen werden, hatte die Stadt früher schon einmal erläutert.

In naher Zukunft könnte das alles ohnehin wegfallen. Denn: Ende dieses Jahres soll die erste Hälfte der neuen A 1-Brücke fertig und also nutzbar sein. Der Verkehr soll darüber geführt werden, während die aktuelle marode Brücke abgerissen wird und der Bau der zweiten Hälfte der neuen Autobahn-Brücke über den Rhein beginnt. Blitzer und Schrankena­nlage müssten dann abgebaut werden. Schlechte Aussichten also fürs Leverkusen­er Stadtsäcke­l.

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FOTO: UM Im Hintergrun­d wächst die neue A1-Brückenhäl­fte empor. Bis sie nutzbar ist, gilt auf der alten Brücke noch die Durchfahrt­ssperre für schwere Fahrzeuge.

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