Weltmeister glänzen in Schloss Morsbroich
19 Spitzensportler holen sich jetzt in der guten Stube der Stadt ein dickes Lob für ihre herausragenden Leistungen ab, darunter die mit WM-Titel dekorierten Dilar Kisikyol (Boxerin) und Exequiel Palacios (Fußballer).
Florian Wirtz ist es gewohnt, bejubelt zu werden. Das fußballerische Wunderkind ist nach Kreuzbandverletzung endlich wieder fit und trägt nun die Hoffnungen von Bayer 04 auf seinen jungen Schultern, die bis dato verpatzte Bundesligasaison doch noch zu retten. Am Montagabend wurden Wirtz, Teamkollege Exequiel Palacios und 17 weitere in der Stadt aktive Sportler für ihren Erfolg im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich geehrt. Sie alle durften sich im Beisein von Oberbürgermeister Uwe Richrath und 90 geladenen Gästen ins Goldene Buch der Stadt eintragen.
Die namhafte Speerspitze verkörperten dabei freilich die beiden Profi-Kicker. Wirtz, der durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) im vergangenen Jahr mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet wurde und so zu den besten U19Nachwuchsspielern der Republik gehörte, erhielt die Ehrung für eben jenen Preis. „Mir geht es gut, ich bin endlich gesund“, sagte er, „das war eine harte Zeit.“Druck, das Team zum Erfolg tragen zu müssen, verspüre er nicht: „Ich weiß, dass nicht alles an mir liegt, die Mannschaft muss gut spielen. Ich habe hier einen sehr guten Mitspieler neben mir stehen“, erläuterte er und deutete in Richtung von Palacios.
Der Argentinier hatte seine goldene WM-Medaille um den Hals gehängt und wirkte ein wenig schüchtern. So versprach Moderator Sebastian Hempfling, der durch den Abend führte, dem Mannschaftskameraden von Ausnahmefußballer
Lionel Messi nur eine Frage zu stellen – die nach der Party im Anschluss an den WM-Sieg im Finale über Frankreich. Palacios musste verwundert schmunzeln, antwortete dann leise: „Ich habe mit Familie und Freunden ein wenig gefeiert.“
Deutlich forscher zeigte sich Boxerin Dilar Kisikyol, die im November in Hamburg den WM-Titel des WIFB (Women‘s International Boxing Federation) im Leichtgewicht durch Punktsieg gewann. Die 1992 in Rheindorf als Drilling aufgewachsene Frau hatte nicht nur den prunkvollen Gürtel dabei, auch die
Boxhandschuhe aus der Nacht ihres Kampfes fehlten nicht. Sie bot den schick angezogenen Gästen gleich an, ein wenig Schattenboxen mit ihnen zu praktizieren. „Wir schauen mal, was der Abend so bringt“, sagte sie lächelnd. „Seit Ende 2019 lebe ich in Hamburg, aber ich freue mich sehr, dass ich hier sein darf. Leverkusen ist weiter in meinem Herzen“, betonte die Boxerin. „Die Werte, die ich hier durch Familie, Freunde und die überschaubare Größe der Stadt mitbekommen habe, bleiben für immer.“
Nicht minder beeindruckend ist
die Leistung von Ruderer Marc Lambeck, der mit Teamkollegin Kathrin Marchand für den RTHC Leverkusen an den Start geht und EM-Bronze und WM-Silber im Mixed-Vierer mit Steuerfrau im Para-Rudern errang. Das Besondere: Lambeck verfügt nur über ein Sehvermögen von etwa fünf Prozent. Dadurch hat er Probleme mit dem Gleichgewicht, muss sich auf andere Sinne verlassen, um das Boot gerade zu halten. Die kurze Zeit vor einem Rennen bis zum Ertönen der Startglocke sei dabei die schlimmste. „Man weiß genau, was einen da gleich erwartet – die absolute Ausbelastung.“
Was aber sagt eine Steuerfrau dann während eines solchen Wettkampfes? „Dass wir uns beeilen sollen“, scherzte er und erntete Gelächter. Grundsätzlich sei sie für Rhythmus und Tempo zuständig, sodass dieses nie unter 34 Ruderschläge pro Minute fällt. Der Eintrag ins Goldene Buch war dagegen ein Klacks.