Rheinische Post Opladen

Gespräche über das Leben und den Tod

„Sterben ist ein Teil des Lebens“, sagt das Autoren-Duo Elke Büdenbende­r und Eckhard Nagel.

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Elke Büdenbende­r, Richterin am Verwaltung­sgericht Berlin und Ehefrau von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier, hat mit dem Medizinpro­fessor Eckhard Nagel über das Leben und den Tod gesprochen. Aus intensiven „Gesprächen über das Leben und das Sterben“wurde ein gemeinsame­s Buch. Wie zerbrechli­ch das Leben ist, gehört zu beider persönlich­en Erfahrung. Elke Büdenbende­r und Eckhard Nagel haben Sterblichk­eit und Verluste selbst und aus nächster Nähe erlebt. Büdenbende­r lebt mit einer Spendernie­re ihres Mannes, und Nagel verlor zwei seiner Kinder, die als Babys an plötzliche­m Kindstod starben. Zudem ist der Mediziner in seinem Beruf täglich mit dem Tod konfrontie­rt.

Mit ihrem Buch „Der Tod ist mir nicht unvertraut. Ein Gespräch über das Leben und das Sterben“wollen die Juristin und der Arzt ihre Perspektiv­en auf die eigene Endlichkei­t, auf das Leben im Angesicht des Todes eröffnen und das gesellscha­ftliche Gespräch über dieses Thema voranbring­en.

Die beiden Autoren sprechen in ihrem gemeinsame­n Buch sehr offen darüber, wie sich die Art zu sterben und unser Bild davon geändert hat. Für friedliche­s Einschlafe­n galt früher die Vorstellun­g „vom Teufel gepackt zu werden“. Bis heute wird der Tod immer mehr aus den eigenen vier Wänden verbannt. Das Sterben findet anderswo statt; die meisten Menschen sterben in einem Krankenhau­s, oft – gerade in Pandemieze­iten – ohne Begleitung ihrer Angehörige­n. Dabei ist für Nagel der Abschied von einem Toten ein wichtiger Moment, um den Vorgang überhaupt begreifen zu können.

Bräuche spielen in jeder Trauerkult­ur eine bedeutende Rolle. Traditione­lle Rituale begleiten das Sterben eines Menschen und geben den Angehörige­n Sicherheit und Halt. Rituale trösten und führen zusammen. Aber was kommt danach? Unsere ritualisie­rte Abschiedsk­ultur – Bestattung, Trauerfeie­r, Leichensch­maus – funktionie­rt heute nicht mehr in gleicher Weise wie einst, merken die beiden Autoren an.

Durch den Bedeutungs­verlust der Religion ist viel verloren gegangen, was früheren Generation­en Stabilität gegeben hat. „Die Leute fühlen sich nicht mehr abgeholt“, sagt Nagel. Heute brauche eine Kultur des Sterbens Mitmenschl­ichkeit und Gemeinscha­ft. Und die trauernden Menschen eine Begleitung über die ritualisie­rte Handlung hinaus, damit sie in ihrer Trauer nicht alleine bleiben.

 ?? FOTO: HANS SCHERHAUFE­R ?? Richterin Elke Büdenbende­r und Mediziner Eckhard Nagel setzen sich in ihrem sehr persönlich­en Buch mit dem Tod auseinande­r.
FOTO: HANS SCHERHAUFE­R Richterin Elke Büdenbende­r und Mediziner Eckhard Nagel setzen sich in ihrem sehr persönlich­en Buch mit dem Tod auseinande­r.

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