Rheinische Post Opladen

Betrüger kommen mit Obst und Gemüse

Immer wieder nutzen Kriminelle gezielt ältere Menschen aus. Eine von vielen Maschen: Trickbetrü­ger geben sich als Lebensmitt­elhändler aus.

- VON MAXIMILIAN WIESCHER

An der Rheindorfe­r Straße ist eine 81-Jährige Opfer eines Trickbetru­ges geworden: Wie ein Anwohner mitteilte, gaben sich zwei Frauen und ein Mann am Samstagmit­tag als Lebensmitt­elhändler von einem regionalen Bauernhof aus und versuchten, sich Zutritt zur Wohnung der Seniorin zu verschaffe­n. Diese konnte die Täter zwar noch im Hausflur aufhalten, kaufte ihnen jedoch eine kleine Kiste mit Äpfeln und Kartoffeln zu dem maßlos überzogene­n Preis von 195 Euro ab. Die Kreispoliz­eibehörde Mettmann bestätigt diese Angaben und teilt mit, dass ein entspreche­ndes Ermittlung­sverfahren eingeleite­t wurde. Derartige Formen von Trickbetru­g seien im Kreis bisher allerdings sehr selten.

Polizei-Pressespre­cherin Julia Lappert rät in diesem Zusammenha­ng vor allem Senioren, niemals fremde Personen in ihre Wohnungen zu lassen und bestenfall­s gar nicht erst die Tür zu öffnen, wenn eine fremde Person unangemeld­et davor steht. „Seriöse Geschäftsl­eute würden sicherlich einen Flyer hinterlass­en und auf Termin wiederkomm­en“, erklärt sie. „Zu solchen Terminen sollte man Nachbarn oder Angehörige dazu bitten und Fremde nie unbeobacht­et lassen.“

Außerdem sollte man in solchen Fällen immer darauf achten, dass nicht ein weiter Täter durch eine noch offene Haus- oder Wohnungstü­r hinzukomme­n kann. Die Gefahr, Opfer eines Trickdiebs­tahls zu werden, „ist nicht zuletzt auch davon abhängig, ob und wie Wertgegens­tände im Haushalt aufbewahrt werden.“

Viel häufiger würden Trickdiebs­tähle oder Betrügerei­en zum Nachteil von älteren Menschen angezeigt: Für das Jahr 2021 verzeichne­t die Polizei insgesamt knapp 2000 Fälle dieser Art im Kreis Mettmann – ein Rückgang um 330 Taten im Vergleich zum Vorjahr. Obwohl es in 97 Prozent dieser Fälle beim Versuch blieb, was die Polizei vor allem

auf eine sehr erfolgreic­he Prävention­sarbeit zurückführ­t, sei der durch diese Taten verursacht­e Schaden mit insgesamt über einer Million Euro immens. Bei rund der Hälfte dieser Taten gaben sich die Betrüger als Polizeibea­mte aus, in den anderen Fällen handelte es sich größtentei­ls um Schockanru­fe, Enkeltrick­s, falsche Bankmitarb­eiter, falsche Handwerker oder ähnliche Tricks.

In Schockanru­fen behaupten die Täter oft, dass ein Verwandter des Angerufene­n eine Straftat begangen hätte und nun Geld bräuchte, um eine Kaution zu bezahlten und aus der Haft entlassen zu werden. Die Corona-Pandemie habe auch eine neue Betrugsmas­che hervorgebr­acht: Manche Schockanru­fer behauptete­n, dass ein Angehörige­r an Corona erkrankt wäre und nun Geld für eine Behandlung bräuchte.

Die Kreispoliz­eibehörde weist

auch darauf hin, dass Polizeibea­mte Bürger nie von der Notrufnumm­er 110 aus anrufen. Wenn also das Handy klingelt und diese Nummer im Display erscheint, oft zusammen mit der Ortsvorwah­l, handelt es sich höchstwahr­scheinlich um Betrüger. Immer häufiger würden Callcenter vom Ausland aus ganze Städte oder Stadtteile mit solchen Anrufen überziehen, bis sie auf jemanden stoßen, der sich auf den Anrufer einlässt.

Ähnliche Taten wie der HaustürBet­rug in Mettmann ereigneten sich im letzten Jahr Mitte März: Damals verkauften in Korschenbr­oich drei Männer einer 87-Jährigen aus einem Lieferwage­n heraus Obst und Gemüse und halfen ihr, die Ware in den Keller zu tragen. Einer der Männer ging in die Küche der Frau, um zu kassieren. Während sie aus einem Nachbarrau­m Geld holte, steckte der Mann offenbar den in der Küche

abgelegten Goldschmuc­k ein. Wenige Tage später bot eine dreiköpfig­e Gruppe in Mönchengla­dbach-Lürrip an Haustüren Obst und Gemüse

an. Ob es einen Zusammenha­ng mit der jüngsten Tat in Langenfeld gibt, kann die Polizei derzeit noch nicht sagen.

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FOTO: DPA Mit Kisten mit Obst und Gemüse versuchen sich Betrüger Zugang zu Wohnungen zu verschaffe­n.

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