Auch Karnevalisten müssen mal aufs Klo
Was machen Jecken in Feier- und Klümpchenwerf-Laune mitten im Karnevalsumzug eigentlich, wenn sich die Blase meldet und Entleerung fordert? Es gibt eine Lösung – mal rudimentär, mal komfortabel.
In rund zweieinhalb Wochen fahren die bunt dekorierten Karnevalswagen wieder durch die Stadtteile, und das süße Naschwerk fliegt von oben in die Menge. Doch was tut der für gewöhnlich bonbonwerfende Jeck, wenn sich während der stundenlangen Schwerstarbeit auf dem Wagen plötzlich die Blase meldet? Die Roten Funken haben dafür tatsächlich vorgesorgt und auf ihren zwei Senatsschlitten ein stilles Örtchen versteckt. Während das der Herren rudimentär daher kommt, freuen sich die Damen über eine exquisite Ausstattung. Nur der Präsident und seine beiden Pagen müssen hoch zu Ross einhalten.
Die Präsi-Kutsche ist gleichzeitig als solche gestaltet. Hinter der scheinbar glänzenden Fassade verbirgt sich jedoch ein spärlich verkleidetes Inneres. Während Lothar Höveler etwa 3,70 Meter über der Straße thront, ist im Bauch der Kutsche nur Platz für die Kartons mit dem Wurfmaterial und eine Person, die das Zeug laufend nach oben gibt. Derjenige hat dann – zumindest anfänglich – kaum Möglichkeiten, sich zu bewegen. Für ein Klöchen oder gar einen Kühlschrank mit dem ein oder anderen gerstenhaltigen Kaltgetränk ist selbst bei einem Volumen von zwölf Kubikmetern freilich kein Raum. „Da ist und war nie eine Toilette drauf“, berichtet Höveler mit Blick auf sein Gefährt, „aber eigentlich haben wir auch ein Alkoholverbot – und dann muss man auch nicht.“
Dieses Verbot ist für die Herren und Damen Senatoren derweil ein wenig aufgeweicht. Hier und da ist sicherlich ein Schnäpschen erlaubt, vor allem aber fließt Mineralwasser die Kehlen hinab. Wenn sich beim starken Geschlecht dann die schwache Blase meldet, ist guter Rat teuer und ein stilles Örtchen unbezahlbar. Stille wird es auf dem versteckten
Pissoir bei all der lauten Musik zwar nicht geben, aber immerhin eine Erleichterung. Der Lokus aus Edelstahl ist im Popo des 24 Mann fassenden Wagens in einer Ecke versteckt. Er funktioniert ohne Chemie und leitet die Flüssigkeit einfach in einen Auffangbehälter, dessen Inhalt nach dem Zug entsorgt wird. „Von 20 Leuten gehen so zehn bis 15“, erzählt Senatspräsident Bernhard Bunse. Einen Kühlschrank gibt es hier oben trotz Stromzufuhr durch eine LKWBatterie übrigens nicht. „Wir fahren ja nun mal im Februar – und was wir mitnehmen, ist vorgekühlt“, sagt er.
Während sich die Männer also kurzerhand hinstellen, mussten sich die Narren für das weibliche Geschlecht eine andere, elegantere
Lösung überlegen. Der „FlöckchenWagen“, wie das Fahrzeug der Senatsfrauen genannt wird, verfügt über ein Campingklo, das im Führerhäuschen des als Boot gestalteten Wagens versteckt ist.
Die Damen können hier nicht nur zur Toilette gehen, sondern sich, wenn gewünscht, tatsächlich noch mal wortwörtlich das Näschen pudern. Denn das stille Örtchen verfügt nicht nur über einen Vorhang als Sichtschutz und Toilettenpapier, es hängt auch ein Spiegel dort. Das ist im Vergleich zum Männerpendant und all den Fußgruppen echter Luxus.
Die Wagen der Roten Funken sind übrigens bereits durch den Tüv abgenommen und dürfen rollen. Wie gut sie das nach der langen Pause tun, erproben die Narren demnächst bei Probefahrten durch die Stadt. Bitte also nicht wundern, sollte plötzlich ein bunter Karnevalswagen die freie Sicht auf die Ampel an der Kreuzung verwehren.
„Von 20 Leuten gehen so zehn bis 15.“Senatspräsident Bernhard Bunse über die „Not“der Jecken im Karnevalsumzug