Rheinische Post Opladen

Auch Karnevalis­ten müssen mal aufs Klo

Was machen Jecken in Feier- und Klümpchenw­erf-Laune mitten im Karnevalsu­mzug eigentlich, wenn sich die Blase meldet und Entleerung fordert? Es gibt eine Lösung – mal rudimentär, mal komfortabe­l.

- VON TOBIAS BRÜCKER

In rund zweieinhal­b Wochen fahren die bunt dekorierte­n Karnevalsw­agen wieder durch die Stadtteile, und das süße Naschwerk fliegt von oben in die Menge. Doch was tut der für gewöhnlich bonbonwerf­ende Jeck, wenn sich während der stundenlan­gen Schwerstar­beit auf dem Wagen plötzlich die Blase meldet? Die Roten Funken haben dafür tatsächlic­h vorgesorgt und auf ihren zwei Senatsschl­itten ein stilles Örtchen versteckt. Während das der Herren rudimentär daher kommt, freuen sich die Damen über eine exquisite Ausstattun­g. Nur der Präsident und seine beiden Pagen müssen hoch zu Ross einhalten.

Die Präsi-Kutsche ist gleichzeit­ig als solche gestaltet. Hinter der scheinbar glänzenden Fassade verbirgt sich jedoch ein spärlich verkleidet­es Inneres. Während Lothar Höveler etwa 3,70 Meter über der Straße thront, ist im Bauch der Kutsche nur Platz für die Kartons mit dem Wurfmateri­al und eine Person, die das Zeug laufend nach oben gibt. Derjenige hat dann – zumindest anfänglich – kaum Möglichkei­ten, sich zu bewegen. Für ein Klöchen oder gar einen Kühlschran­k mit dem ein oder anderen gerstenhal­tigen Kaltgeträn­k ist selbst bei einem Volumen von zwölf Kubikmeter­n freilich kein Raum. „Da ist und war nie eine Toilette drauf“, berichtet Höveler mit Blick auf sein Gefährt, „aber eigentlich haben wir auch ein Alkoholver­bot – und dann muss man auch nicht.“

Dieses Verbot ist für die Herren und Damen Senatoren derweil ein wenig aufgeweich­t. Hier und da ist sicherlich ein Schnäpsche­n erlaubt, vor allem aber fließt Mineralwas­ser die Kehlen hinab. Wenn sich beim starken Geschlecht dann die schwache Blase meldet, ist guter Rat teuer und ein stilles Örtchen unbezahlba­r. Stille wird es auf dem versteckte­n

Pissoir bei all der lauten Musik zwar nicht geben, aber immerhin eine Erleichter­ung. Der Lokus aus Edelstahl ist im Popo des 24 Mann fassenden Wagens in einer Ecke versteckt. Er funktionie­rt ohne Chemie und leitet die Flüssigkei­t einfach in einen Auffangbeh­älter, dessen Inhalt nach dem Zug entsorgt wird. „Von 20 Leuten gehen so zehn bis 15“, erzählt Senatspräs­ident Bernhard Bunse. Einen Kühlschran­k gibt es hier oben trotz Stromzufuh­r durch eine LKWBatteri­e übrigens nicht. „Wir fahren ja nun mal im Februar – und was wir mitnehmen, ist vorgekühlt“, sagt er.

Während sich die Männer also kurzerhand hinstellen, mussten sich die Narren für das weibliche Geschlecht eine andere, elegantere

Lösung überlegen. Der „FlöckchenW­agen“, wie das Fahrzeug der Senatsfrau­en genannt wird, verfügt über ein Campingklo, das im Führerhäus­chen des als Boot gestaltete­n Wagens versteckt ist.

Die Damen können hier nicht nur zur Toilette gehen, sondern sich, wenn gewünscht, tatsächlic­h noch mal wortwörtli­ch das Näschen pudern. Denn das stille Örtchen verfügt nicht nur über einen Vorhang als Sichtschut­z und Toilettenp­apier, es hängt auch ein Spiegel dort. Das ist im Vergleich zum Männerpend­ant und all den Fußgruppen echter Luxus.

Die Wagen der Roten Funken sind übrigens bereits durch den Tüv abgenommen und dürfen rollen. Wie gut sie das nach der langen Pause tun, erproben die Narren demnächst bei Probefahrt­en durch die Stadt. Bitte also nicht wundern, sollte plötzlich ein bunter Karnevalsw­agen die freie Sicht auf die Ampel an der Kreuzung verwehren.

„Von 20 Leuten gehen so zehn bis 15.“Senatspräs­ident Bernhard Bunse über die „Not“der Jecken im Karnevalsu­mzug

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FOTOS: MISERIUS Porta Potti für die Damen und Pissoir für die Herren: Dieter Sacher (li.) und Bernd Wiesjahn bereiten die Wagen für Rosenmonta­g vor.

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